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Dokfilm über das Béjart Ballet Tanz den Beethoven!

Ein Film, wie ein Gemälde: mal faszinierend, bunt, kraftvoll – mal mysteriös, überfrachtet. «Dancing Beethoven» begleitet das Béjart Ballet Lausanne über neun Monate bei dessen Grossprojekt zu Beethovens 9. Sinfonie.

Tokyo, am 8. November 2014: Ein triumphaler Abend für das renommierte Béjart Ballet aus Lausanne. Es präsentiert die Choreografie zu Beethovens 9. Sinfonie dem Publikum – 50 Jahre nach der Uraufführung.

Die Kameras der spanischen Regisseurin Aranxta Aguirre halten diesen magischen Moment fest. Genau wie die neun Monate harter Arbeit bis zum Ziel. Resultat der Dreharbeiten ist der Film «Dancing Beethoven».

Parallelen zwischen Beethoven und Béjart

Der Choreograf Maurice Béjart (1927-2007) veränderte das moderne Ballett grundlegend: Männer waren nicht mehr länger bloss Hebepartner der Ballerinen und diese durften nun Jeans statt Tutu tragen. Béjart liebte aber auch das Pathos, die ganz grosse Geste.

Sein Nachfolger Gil Roman fasst die Parallelen zwischen Beethoven und Béjart in «Dancing Beethoven» zusammen: «Die ‹9. Sinfonie› hat eine theatralische Komponente, den Willen, sich selbst zu übertreffen, etwas Grossartiges zu erschaffen. Béjart hatte diese Eigenschaft auch.»

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«Freude schöner Götterfunken» - und heute?

Nur war das Ensemble aus Lausanne für die Mammutproduktion nicht gross genug. Ein Partner musste her: Das Tokyo Ballet . Die Musik spielt das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Star-Dirigent Zubin Mehta.

Das Herzstück der 9. Sinfonie, die «Ode an die Freude», ist auch einem klassikfernen Publikum vertraut. Das Libretto basiert auf einem Text von Friedrich Schiller und wurde in der Vergangenheit oft politisch instrumentalisiert. Heute ist die «Ode» offizielle Europa-Hymne.

Die versteckte Rolle des ersten «Béjart-Babys»

Der Film «Dancing Beethoven» stellt die Frage nach der heutigen Gültigkeit der «Ode». Wie steht es mit der postulierten Brüderlichkeit – angesichts der schweren Konflikte und Kriege in der Welt?

Die vielen Nebenstränge im Film lenken ausserdem von der eigentlichen Geschichte ab. Dazu zaubert die Filmemacherin eine Erzählerin aus dem Hut, die über längere Zeit mysteriös bleibt – zu spät erschliesst sich dem Zuschauer, dass es sich bei ihr, um die Tochter des heutigen Direktors der Kompanie, Gil Roman, handelt. Malya Roman war das erste «Béjart-Baby».

Hängen bleiben die starken Bilder, aussergewöhnlichen Perspektiven und die kraftvolle Musik. Wer aber Béjart zuvor nicht kannte, dem wird der Zugang in sein Universum nicht grade leicht gemacht.

Sendung: Kulturplatz, SRF1, 10.5.2017, 22:20 Uhr.

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