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Kunst für Kleinkinder Eine Oper, nur für Babys? Das Theater Basel probiert's

Auf der Bühne stehen drei Opernsänger – und im Publikum sitzen Babys: «Murmeli» ist eine Oper für Wickelkinder. Die Initiantin des Projekts über Ziele und Hürden.

SRF: Warum sollen Kleinkinder in die Oper gehen?

Anja Schödl, Initiantin und Musiktheaterpädagogin am Theater Basel: Warum sollen nicht alle Menschen in die Oper oder ins Theater gehen? Unsere Idee war, für die ganz junge Familie ein Angebot zu schaffen.

Wenn man rundum für das Baby da sein will, ist es für junge Eltern schwierig, aus dem Haus zu kommen. Man ist ein Stück weit abgeschnitten vom früheren Leben. In unser Musiktheater kommt man mit der ganzen Familie und ist unter Gleichgesinnten.

«Murmeli» – das Stück

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Das Musiktheater «Murmeli» am Theater Basel erzählt vom Zauber der Bergwelt: Es ist ein Spiel mit Klängen und Lauten, mit Geräuschen und Gesten. Besuchen können es Babys bis zum Alter von 18 Monaten und ihre Eltern.

Wie sich das anhört, wenn Babys in die Oper gehen und was ihnen geboten wird: Die Sendung Kontext bietet einen Einblick.

Es geht also nicht darum, ein neues Publikum zu generieren?

Aus der Sicht der Musik- und Theaterpädagogik ist es wünschenswert, im Haus ein Programm zu haben, das alle Alterssparten abdeckt und zwar kontinuierlich.

Was muss man beachten, wenn man Babys als Zielpublikum hat?

Aus meiner Erfahrung mit Konzerten für Babys weiss ich, dass sie sehr offen sind. Man braucht nicht zu befürchten, dass sie losschreien oder sich ängstigen.

Es ist viel Fokus auf den erwachsenen Begleitpersonen – egal ob das die Eltern oder Betreuerinnen aus der Kita sind. Wenn die Erwachsenen sich öffnen und einen zugewandten Blick auf die Bühne haben, dann spüren die Babys das und sind genauso bei der Sache.

Die Logistik ist enorm. Unglaublich, wie viel Platz die Kinderwagen einnehmen!

Babys bringen andere Voraussetzungen mit als das erwachsene Publikum. Was heisst das für den Theaterbetrieb?

Die Logistik ist enorm. Unglaublich, wie viel Platz die Kinderwagen einnehmen! Also muss man erst einmal Platz für den riesigen Fuhrpark organisieren. Es geht auch alles viel langsamer, weil der Weg vom Foyer zur Bühne für die kleinen Kinder richtig lang ist.

Weiter stellt sich die Frage, ob man ihnen die Schuhe ausziehen soll und ob die Objekte auf der Spielfläche eine Gefahr darstellen. Solche Sachen muss man sich für Erwachsene nie überlegen. Wenn Kleinkinder ins Theater kommen, wird das alles plötzlich relevant.

Wir möchten einfach, dass die ganze Familie gemeinsam ein schönes Erlebnis hat.

Was interessiert Sie aus künstlerischer Sicht an Babys als Zielpublikum?

Da drängt sich gleich der Punkt mit der Frühförderung auf. Dass Kinder besonders schlau werden, wenn sie möglichst früh mit Kunst in Kontakt kommen. Aber darum geht es uns nicht. Wir möchten einfach, dass die ganze Familie gemeinsam ein schönes Erlebnis hat.

Für die drei jungen Sängerinnen und Sänger ist es eine besondere Herausforderung, für so kleine Kinder aufzutreten.

Die Mezzosopranistin Sofia Pavone hat es so formuliert, als sie gefragt wurde, ob sie schon einmal mit Babys gespielt habe. Sie sagte «Ja, aber nur mit Babys, mit denen ich in Liebe verbunden war.»

Die Situation hier ist anders. In den 30 Minuten der Vorstellung müssen die Sänger einen Kontakt herstellen, Vertrauen entwickeln. Das ist zwar nicht einfach, aber eine tolle Erfahrung für alle.

Das Gespräch führte Kaa Linder.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 12.01.2017, 9 Uhr

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