Zum Inhalt springen
Ein Bild von Gardi Hutter in «Gaia Gaudi» mit ihrem Sohn Juri Cainero.
Legende: Gardi Hutter und ihr Sohn Juri Cainero im Stück «Gaia Gaudi». Gardi Hutter

«Gaia Gaudi» Platz da! Gardi Hutters Nachkommen poltern an die Tür

Theater mit der Familie – kann das gut gehen? Das Stück «Gaia Gaudi» wirft die grosse Frage nach der Ablösung auf.

Die dralle Hanna hat verstrubbelte Haare, eine ausgeblichene Schürze und natürlich eine rote Nase. Auch wenn sie kein einziges Wort spricht: Allen ist klar, was für eine freche Göre sie ist.

Hannas Schöpferin Gardi Hutter ist in einem Alter, in dem sich andere zur Ruhe setzen. Stattdessen will es die 65-jährige Maestra der Clownkunst noch einmal wissen.

Ihr neues Stück «Gaia Gaudi» ist keine herzige Homestory. Es ist der Versuch herauszufinden, was der «Generationenkonflikt» konkret bedeutet. Ein Experiment im Labor der innerfamiliären Konflikte sozusagen. «Wir wollten ‹in die Chemie›», sagt Gardi Hutter zum Stück, in dem auch ihre Kinder auftreten.

Konflikte auf der Bühne

Natürlich hätte man auch ein Varieté machen können, wo alle zeigen, was sie am besten können. Das wäre zwar kuschelig geworden, aber langweilig für die Bühne.

Gardi Hutters Tochter Neda ist Sängerin, Sohn Juri Cainero Perkussionist und seine Frau Beatrix Navarro ist Choreografin. Zusammen haben sie in Marseille eine eigene Kompanie. Auch wenn keiner von ihnen Clownerie im Sinne der Maestra betreibt, sind sie Konkurrenten.

Früher Feinde – und heute?

Gardi Hutters Name ist eine international bekannte Marke. Eine Firma mit Hauptsitz im Tessin. Im Steinhauerdorf Arzo hat Gardi Hutter ihre Kinder Neda und Juri grossgezogen. Sie hat sie mitgenommen auf ihre Tourneen. Also gehört Clownfigur Hanna zur Familiengeschichte.

«Gaia Gaudi» wirft die grosse Frage auf, wie es um die Ablösung und Nachfolge bestellt ist. «In meiner Generation waren die Eltern die Feinde. Heute muss das Verhältnis zwischen der jungen und der immer älter werdenden Generation noch gestaltet werden», sagt Gardi Hutter. Zumal die Zeit der parallelen Karrieren immer länger dauern würde.

Hanna steht wieder auf

Gardi Hutters Clownfigur Hanna hat sich bereits einige Gedanken über das Sterben gemacht. In ihren letzten Soloprogrammen war der Tod allgegenwärtig.

In «Gaia Gaudi» ist Hanna tot, wenn das Stück anfängt. Doch sie macht fröhlich weiter auf der Bühne, als wäre nichts gewesen. Das könnte klappen, wäre da nicht die junge Generation, die an die Tür poltert und ihren Platz einfordert.

Liebe zum Beruf

«Was gibt einem Wurzeln und was Flügel», fasst Gardi Hutter die Essenz des Stückes zusammen. Darüber weiss sie nach fast 40 Jahren Solokarriere bestens Bescheid.

«Natürlich habe ich mich manchmal gefragt, was ich mir mit dieser Produktion eigentlich antue. Aber es ist für mich auch eine wunderbare Gelegenheit, etwas weiterzugeben.» Es ist das, was in allen Firmen letztlich zählt: das Know-how und die Liebe zum eigenen Beruf.

Meistgelesene Artikel