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Grosser Kleinkunstpreis Spätzünder Markus Schönholzer gewinnt Salzburger Stier 2026

Der Zürcher Musiker schrieb einst Musicals wie «Die Schweizermacher». Nun gewinnt er den Kabarettpreis Salzburger Stier.

Der Salzburger Stier gilt als Ritterschlag für deutschsprachige Kleinkünstlerinnen und Kleinkünstler. Ein Genre, das der diesjährige Preisträger Markus Schönholzer erst spät für sich entdeckte. Lange Jahre wirkte er vor allem hinter der Bühne: Er schrieb Musicals wie «Die Schweizermacher» oder «Gotthelf», komponierte für Theaterproduktionen, Kinofilme oder andere Bühnenschaffende wie Ursus & Nadeschkin.

Der Kabarettpreis «Salzburger Stier»

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Der Salzburger Stier prämiert jedes Jahr die besten Satirikerinnen, Comedians und Slam-Poeten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Er wird von den öffentlichen Radiosendern SRF, ORF, ARD und RAI Südtirol gemeinsam verliehen und ist mit je 6000 Euro dotiert.

15 Jahre lang wurde er in Salzburg überreicht, seither ist er auf Wanderschaft.

Schweizer Preisträgerinnen und Preisträger:

  • 2026: Markus Schönholzer
  • 2025: Lisa Christ
  • 2024: Dominik Muheim
  • 2023: Dominic Deville
  • 2022: Fatima Moumouni & Laurin Buser
  • 2021: Joachim Rittmeyer (Ehrenstier)
  • 2020: Renato Kaiser
  • 2019: Patti Basler

Weitere Gewinnerin und Gewinner 2026:

  • Bodo Wartke (Deutschland)
  • Sonja Pikart (Österreich)

Neustart in der Lebensmitte

«Ich mochte diese Zeit. Aber manchmal lag ich nach einem vollen Tag im Bett und fragte mich: Was habe ich heute gemacht?» Dieses Gefühl gab ihm den Anstoss, sich mit rund 50 Jahren neu zu erfinden und als Solokünstler mit Mundartliedern aufzutreten.

Ein Wandel, wie es in Markus Schönholzers Leben einige gab: Nach seiner Kindheit in den USA musste er als Elfjähriger in der Schweiz zunächst Sprache und Kultur kennenlernen. Musikalisch startete er seine Karriere in nischigen Rockprojekten und fand später zum Musical – oder besser gesagt: Das Musical fand ihn.

Schriftsteller und Musicalautor Charles Lewinsky fragte ihn für eine erste Zusammenarbeit an. Ein Genrewechsel, der ihn zunächst Überwindung kostete. «Ich bin musikalisch ein Kind der 1980er-Jahre: Widerstand, Dagegen-Sein. Das Showbusiness verkörpert das Gegenteil. Das war ein krasser Prozess für mich.»

Zwei Männer mit Brille.
Legende: Dank Charles Lewinsky (rechts) fand Markus Schönholzer 2002 ins Musicalbusiness: «Ein krasser Prozess für mich.» Privat / Markus Schönholzer

Heute schätze er die Musicalwelt, ganz angekommen sei er dort aber nie. «Es war eine schöne Erfahrung, Blockbuster zu machen, obwohl ich eigentlich eher der Typ Arthouse-Film bin.» Trotzdem war es die Arbeit an einem grossen Musical, die ihm den Weg zur Kleinkunstkarriere ebnete.

Für «Die Schweizermacher» schrieb er erstmals Songtexte auf Schweizerdeutsch statt auf Englisch – und fand Gefallen daran. «Mundart ist nahe an den Emotionen der Leute. Man kann mit wenigen Worten Dinge sagen, die man sonst auf Umwegen erklären müsste.»

Nie gegen andere, immer gegen die eigene Unbeholfenheit

Als Musikkabarettist holt Markus Schönholzer sein Publikum im Kleinen ab, im Alltag. Etwa, wenn er im Stück «Gaffer» beschreibt, wie ein Ehepaar schweigend die Beziehungsprobleme am Nebentisch belauscht und sich gleichzeitig um die eigene Aussenwirkung sorgt. Oder wenn er in seinem abendfüllenden Stück «Die Schönholzers» einen Teenager spielt, der einen Protestsong schreiben will – und dann eine Hymne gegen die Kompostkübel-Leerungs-Pflicht anstimmt.

Markus Schönholzers Humor richtet sich nicht gegen andere, sondern stets gegen die eigene Unbeholfenheit. «Ich will auf der Bühne niemanden fertigmachen. Wenn, dann bin ich es selber, der drankommt.» Wer mitlacht, wenn Schönholzers autofiktionale Figuren stolpern und scheitern, lacht aus eigener Erfahrung.

Sein Humor paart sich oft mit einer feinen Melancholie. Etwa wenn er über die grossen Themen des Lebens grübelt: die Suche nach Sinn, das unmögliche Ablösen von der eigenen Familie oder das Älterwerden.

Ein Mann spielt Gitarre mit einer Papiertüte über dem Kopf.
Legende: Humor ist für Markus Schönholzer eine Taktik, um das Schwere in der Welt auszuhalten. «Er hilft mir, eine Situation zu begreifen und das Abstruse auch etwas zu geniessen.» Privat / Markus Schönholzer

Markus Schönholzer erhält den Salzburger Stier kurz vor dem Pensionsalter. Für ihn genau der richtige Moment. «Vor zehn Jahren hätte mich das vollkommen überfordert. Ich wäre auch noch nicht so weit gewesen. Jetzt aber freue ich mich sehr.» Sein Publikum kann hoffen, dass ihm der Kabarettpreis den nötigen Schwung verleiht, das Liederschreiben und Auftreten noch einige weitere Jahre zu verfolgen.

SRF 4 News, 15.10.2025, 0.01 Uhr

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