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Bühne Inklusion ist eine Haltung!

Das Label «Kultur Inklusiv» steht für den Einbezug von Menschen mit Behinderungen in das kulturelle Leben. Aktuell zeigt das Festival «Auawirleben» in Bern, wie Theater auch für Menschen mit einer Hörbehinderung zugänglich gemacht und ein Gewinn für alle sein kann.

  • Aktuell sind am Festival «Auawirleben» viele Produktionen auch für hörbehinderte Menschen zugänglich – dank Live-Übersetzung in Gebärdensprache und Übertitel.
  • 13 weitere Kulturinstitutionen im Kanton Bern engagieren sich in den nächsten Jahren unter dem Label «Kultur inklusiv» für eine verbesserte Teilhabe an Kultur für Menschen mit Behinderung.
  • Erste Erfahrungen zeigen: Auch Menschen ohne Behinderung profitieren von den Massnahmen.

Miriam Hermans hat der Festivalleiterin Nicolette Kretz bei der Eröffnungsrede fast die Show gestohlen. Die Gebärdensprachdolmetscherin stand neben ihr auf der Bühne und übersetzte ihre Rede in Gebärdensprache. Nicht nur die Augen der Hörbehinderten im Publikum waren auf sie gerichtet. Noch ist es nicht selbstverständlich, dass Kulturanlässe ausserhalb von sogenannten Behindertenkontexten in Gebärdensprache übersetzt werden.

Sie habe sich in den letzten Wochen daran gewöhnt, dass das, was sie sagt, oft in Gebärdensprache übersetzt wird, sagt die Festivalleiterin Nicolette Kretz: «Wir haben seit ein paar Monaten eine Praktikantin mit einer Hörbehinderung. Sie kann sehr gut lippenlesen, aber bei grossen Sitzungen haben wir trotzdem immer eine Gebärdenübersetzerin dabei. Am Anfang war das irritierend für mich, aber jetzt ist es schon fast zu einer Selbstverständichkeit geworden.»

Inklusion ist eine Haltung

Eine Selbstverständlichkeit, das sollte «inklusive kulturelle Teilhabe» denn auch sein, wenn es nach der Fachstelle «Kultur inklusiv» in Bern geht. Dieses Jahr hat sie die ersten 14 Kulturinstitutionen vorgestellt, die sich in den nächsten Jahren unter dem gleichnamigen Label «Kultur inklusiv» für eine kulturelle Teilhabe für Menschen mit und ohne Behinderung engagieren. Das Festival «Auawirleben» ist eine davon. Maja Hornik von der Fachstelle «Kultur inklusiv»: «Natürlich geht es als erstes um die Beseitigung von Hindernissen, die es Menschen mit Behinderung unmöglich machen, an einem Kulturevent teilzunehmen.» Im Grunde aber gehe es um viel mehr, denn: «Inklusion ist eine Haltung.»

Im Handbuch «Inklusive Kultur» zeigen Praxisbeispiele, Experteninterviews und Umsetzungstipps wie grundlegend diese Haltung ist. Und sie machen klar, dass es dabei eben nicht ausschliesslich um ein soziales Engagement geht, sondern die Kultur im Fokus steht. Maja Hornik: «Das Label steht für Kunst und Kultur. Es ist aber nicht unsere Absicht, dass sich die Kunst verändern soll, vielmehr soll sie zugänglich für alle sein.»

Für Austausch und eine offene Kultur

In Bern kann man zur Zeit erleben, dass inklusive Strategien einen Gewinn für alle sein können: Es gibt Vorstellungen, bei denen die Gebärdendolmetscherin direkt mit auf der Bühne steht und manchmal erhält dadurch ein Theaterstück sogar eine zusätzliche Ebene. Übertitelt werden nicht nur fremdsprachige Vorstellungen, sondern zum Beispiel auch ein deutschsprachiges Gastspiel aus Berlin. Das dient bei weitem nicht nur hörbehinderten Zuschauern. Und im Festivalzentrum kann mittlerweile jeder und jede ein Bier oder einen Wein in Gebärdensprache bestellen. Eine spezielle App gibt den Besucherinnen und Besuchern direkt an der Bar die notwendigen Hilfestellungen dafür. Der Spass am ungewohnten Austausch ist garantiert.

Nicolette Kretz freut sich über die ersten Erfahrungen: «Wir sehen ganz direkt, dass durch diese Massnahmen, Menschen das Festival für sich entdeckt haben, die früher nicht hier waren. Inklusion ist eine Vision, die mich auf jeden Fall weiter begleiten und meine Arbeit beeinflussen wird.»

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