Für viele ist es die erste Begegnung mit Theater überhaupt: Das Kinderstück, das in der Adventszeit Familien und Schulklassen ins Theater lockt. Lange Zeit fristete das «Weihnachtsmärchen» ein Aschenbrödeldasein. Heute ist es in grossen Häusern Chefsache. Sechs Empfehlungen.
Theater Basel, «Hotzenplotz» von Fatima Moumouni und Laurin Buser nach Otfried Preusler
Kasper, Seppel, Zauberer Petrosilius Zwackelmann, die Grossmutter und natürlich Hotzenplotz himself: Das Theater Basel greift fürs Familienstück auf einen Kinder-Klassiker zurück. Otfried Preuslers Geschichten vom Räuber Hotzenplotz sind zwar kein Märchen, aber genauso beliebt.
Die Poetry-Slammer Fatima Moumouni und Laurin Buser haben dafür eine eigene Bühnenfassung geschrieben: In Zeiten von Corona und einsamen Omas und Opas rückt die Grossmutter in der Basler Fassung ins Zentrum der Geschichte.
(Premieredatum coronabedingt noch offen, aktuelle Infos hier )
Luzerner Theater, «Frau Holle» nach den Brüdern Grimm
Das Wetter spielt nicht mehr nach Frau Holles Federkissen: Das Eis der Arktis schmilzt, es fällt kein Schnee, und ohne Winterschlaf werden die Murmeltiere zapplig.
Das Berliner Künstlerinnenkollektiv «hannsjana» baut im Luzerner Theater mit dem Ensemble ein performatives Wetter-Labor auf die Bühne. Laut Vorankündigung ist darin «zu beobachten, wie Gletscher schmelzen, wie sich Schneeflocken bilden oder woher der Wind weht».
(Premiere am 24. November, Infos hier )
Theater St. Gallen: «Das Dschungelbuch» von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling
Das Findelkind Mowgli wächst unter Wölfen im Urwald auf und führt ein unbeschwertes Leben. Doch Tiger Schir Khan kehrt in sein Jagdgebiet zurück und ist hinter dem Menschenkind her. Was sollen Mowglis Tierfreunde Balu und Baghira bloss tun, um es in Sicherheit zu bringen?
Das Theater St. Gallen erzählt die unverwüstliche Geschichte aus dem Jahr 1894 mit liebevoll-schrägen Tierfiguren und viel Musik als Coming-of-Age-Geschichte.
(Vorstellungen bis 6. Januar 2021 auf dem Spielplan, Infos hier )
Theater Kanton Zürich: «Mio, mein Mio» nach Astrid Lindgren
Ein einsames Pflegekind wird von einem Flaschengeist zu einer Abenteuerreise verführt. Grosse Herausforderungen und Ängste begegnen dem Jungen. Doch er lernt neue Freunde kennen und sich selbst vertrauen. Zur gleichen Zeit wartet ein König auf seinen Sohn. Ob sich die beiden erkennen werden?
Der Kinderbuchklassiker «Mio, mein Mio» von Astrid Lindgren erzählt von Ohnmacht und vom Mut, den es braucht, um sie zu überwinden. Im Theater Kanton Zürich stehen tolle Nachwuchsschauspielerinnen und -schauspieler auf die Bühne.
(Vorstellungen bis 6. Dezember auf dem Spielplan, Infos hier )
Theater Neumarkt, Zürich: «Gretel und Hänsel – ein zauberhaftes Lehrstück des Antikapitalismus» nach den Brüdern Grimm
Kein Knusperhäuschen und keine Hexe: Das Theater Neumarkt transferiert das Märchen über ein ausgesetztes Geschwisterpaar in einen hochmodernen Wald. Die Kinder müssen sich aus den Fängen einer ausbeuterischen Kapitalistin befreien. Dabei helfen ihnen die Bewohner des Waldes und ihr Sinn für Gerechtigkeit.
Die zeitgenössische Erzählweise thematisiert mit spielerischem Witz das komplexe Thema wirtschaftlicher Ungleichheit. Und setzt ein Zeichen für sozialen Zusammenhalt.
(Vorstellungen bis 28. Dezember auf dem Spielplan, Infos hier )
Schauspielhaus Zürich, «Versammlung für einen Frosch» von Nicolas Stemann
Eigentlich hätte es nach dem furiosen «Schneewittchen, Beauty Queen» vom Vorjahr «Der König der Frösche» werden sollen: nach dem Mädchen-Abend und der Schönheitsideale-Befragung im Spieglein an der Wand etwas über Jungs, die in ihrem Brunnen herumsumpfen und sich in plumper Anmache versuchen.
Die Corona-Infektion des Regisseurs hat dem aber einen Riegel geschoben, die Aufführung ist vertagt. Stattdessen hat Nicolas Stemann im Nu ein Ersatzprogramm kreiert, in dem sich die arbeitslosen Märchenfiguren am Lagerfeuer treffen und hochgradig witzig übers «Abgesagtsein» fantasieren.
(Vorstellungen jeweils sonntags um 11 Uhr und um 15 Uhr, Infos hier )