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Bühne Martin Schläpfer erhält den Schweizer Tanzpreis

Er tanzte als Solist in der Companie von Heinz Spoerli, dann wurde Martin Schläpfer Ballettchef und Choreograph. Zuerst in Bern, dann in Mainz, jetzt an der Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg. Nun wird er mit dem Schweizer Tanzpreis, erstmals vom Bundesamt für Kultur verliehen, ausgezeichnet.

Martin Schläpfer, könnten Sie sich vorstellen in die Schweiz zurückzukommen?

Mittlerweile kann ich es mir immer besser vorstellen wieder in der Schweiz zu leben. Die Schweiz ist ein tolles Land und in vielen Bereichen weit vorne. Allerdings bin ich unsicher, ob ich als Tanzschaffender in meinem Herkunftsland leben wollte.

Was gefällt Ihnen an der Schweiz?

Die Lebensqualität ist sehr hoch und die Mischung aus Urbanität und Natur ist phänomenal. Auch Schweizer Design, der Standard von Lebensmitteln ist unglaublich toll. Und die Kultur! Alle diese Festivals und Theater, die es gibt.

Den Menschen scheint es gut zu gehen in der Schweiz, ohne dass sie unbedingt wissen, wie gut es ihnen geht. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb mir die Menschen in der Schweiz ab und zu etwas verlangsamt vorkommen.

Ist das Publikum in Deutschland anders als in der Schweiz?

Aufnahme Pas de Deux mit Salome in rotem Rock
Legende: Menschliche Beziehungen und ihre Abgründe sind immer wieder Thema von Martin Schläpfers Choreographien. Keystone

Meine Stücke kommen in der Schweiz auch gut an. Allerdings scheinen mehr Leute in der Schweiz Mühe zu haben als in Deutschland. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind in Deutschland sehr streng und stehen manchmal an Premierenfeiern Schlange, damit mir eine nach dem anderen sagen kann, was gefallen hat und was nicht. Der Umgang in Deutschland ist sehr direkt und roh, dafür weiss man immer woran man ist.

In Deutschland sind und müssen Sie sich immer wieder mit der Kultur-Politik auseinandersetzen. Wie sehr interessieren Sie sich für Schweizer Politik

Ich habe lange Zeit aus der Ferne abgestimmt. Mittlerweile habe ich aber aufgehört damit. Inzwischen bin ich weniger gut informiert als früher und ich bin keiner, der einfach eine Partei aus Prinzip wählt. Und einfach nur das Abstimmungsbüchlein lesen reicht nicht. Allerdings habe ich jetzt eine Schweizer Zeitung, die NZZ abonniert. Doch ich lese auch lokale Zeitungen. Die Lektüre von Zeitungen kann einen auch ein bisschen verankern, wenn man künstlerisch arbeitet.

Was interessiert Sie denn konkret bei der Zeitungslektüre?

Klar möchte ich wissen, was politisch los ist. Doch viel mehr möchte ich erfahren, was Menschen bewegt oder wie etwas erkämpft oder umgestaltet wird. Und die Ökologie interessiert mich ganz besonders, denn sie ist das Wichtigste und hat viel zu wenig Aufmerksamkeit. Aber ohne Natur, können wir alles vergessen, denn sie trägt uns. Diese Ausschaltung von etwas Wesentlichem, das fasziniert mich, das was uns am Leben erhält und ernährt, das scheint kein Thema mehr zu sein.

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