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Nach Vorfall an Theaterschule «Teatro Dimitri» stellt sich gegen sexuelle Übergriffe auf

Nach einem Übergriff im Jahr 2021 versucht die Tessiner Theaterschule Dimitri Lücken im Umgang mit sexualisierter Gewalt zu schliessen. Was hat sich konkret getan?

Vor drei Jahren fand an der Dimitri-Akademie im Tessin ein sexueller Übergriff statt. Eine Schülerin wurde damals von einem anderen Student sexuell belästigt. Aufgedeckt hat dies der «Tages-Anzeiger».

Dieser Fall zeigt, wie wenig sensibilisiert die Schule gegenüber diesem Thema war, in der enger Körperkontakt zum täglichen Unterrichtsprogramm gehört. Das hat sich geändert – in der Theorie.

Prävention steht an erster Stelle

Co-Direktorin Veronica Provenzale ist erst seit kurzem für die Dimitri-Akademie tätig, die an die Tessiner Fachhochschule SUPSI angegliedert ist. In den letzten zwei Jahren sei an der Akademie viel in Sachen Prävention und Umgang mit sexualisierter Gewalt getan worden.

Entstehung des «Teatro Dimitri»

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1971 gründete Clown Dimitri (bürgerlich Dimitri Jakob Müller) mit seiner Frau ein Theater in der Tessiner Gemeinde Verscio. Anfangs bot er dort vor allem Clowns-Unterricht an.

Vier Jahre später kam die Theaterschule «Scuola Teatro Dimitri» hinzu. Von der einfachen Zirkusschule entwickelte sich das «Teatro Dimitri» zu einem renommierten Kulturzentrum für physisches Theater.

Seit 2006 ist das Theater der Tessiner Fachhochschule SUPSI angeschlossen und bietet die Möglichkeit eines Bachelor- und Masterstudiums in Theater an.

Bis heute ist das «Teatro Dimitri» eine Hochschule für Bewegungstheater und Theaterkreationen und zieht Künstlerinnen und Künstler aus vielen Ländern an.

 «Wir von der Akademie haben uns sofort der Fachgruppe der Fachhochschule angeschlossen und angefangen, gemeinsam einen Leitfaden zu entwickeln. Dieser definiert, was zulässig ist und was nicht – und was im Fall eines Missbrauchs zu tun ist.»

Vertrauenspersonen als Gegenmassnahme

Nebst diesem Leitfaden wurden zudem schulinterne Stellen sogenannter Vertrauenspersonen geschaffen. Diese speziell geschulten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fungierten innerhalb der Schule als Ansprechpartner für Personen, die Opfer sexualisierter Gewalt sind. All diese Instrumente gab es 2021 noch nicht, als der Missbrauch stattfand.

«Wir hatten damals keinen Leitfaden, der aufzeigte, was zu tun sei. Und es gab damals keine Sensibilisierungsarbeit, die präventiv wirkte, mit dem Ziel, dass gar kein Missbrauch stattfindet», sagt Veronica Provenzale.

Der Missbrauchsfall an der Akademie Dimitri beleuchtet also vor allem eine grosse Lücke, die in der Zwischenzeit durch diverse Massnahmen geschlossen worden ist.

Richtlinien kommen, aber mit Verspätung

Die Bildungsinstitution im Tessin ist mit dieser Verspätung von Massnahmen keine Ausnahme. Das betont auch Akademie-Direktorin Veronica Provenzale.

Eine Akrobation bei einer Theateraufführung liegt auf einem Seil und balanciert einen Schirm auf ihren Füssen.
Legende: Bewegungstheater ist einer der Schwerpunkte der Accademia Dimitri. Keystone / Ti-Press / Carlo Reguzzi

Sie sieht eine klare rote Linie für Ausbildungsorte, in welchen der eigene Körper das Unterrichtsmaterial ist: «Diese Körperarbeit darf auf keinen Fall ein Vorwand sein, um die Grenzen zu überschreiten und einen anderen Menschen zu verletzen.»

Auch Berufsverband sieht Handlungsbedarf

Jetzt wird an der Akademie über die Risiken der sexuellen Gewalt gesprochen, schulintern wird der Dialog darüber stark gefördert. Auf dem Papier ist der Umgang mit sexualisierter Gewalt festgelegt. Wie weit damit Übergriffe verhindert werden können, wird wohl die Zeit zeigen.

Beim Berufsverband für Tanz «Danse Suisse» heisst es auf Anfrage, dass es grundsätzlich und losgelöst von den Vorkommnissen im Tessin nötig sei, verstärkt auf Aufklärung und Sensibilisierung zu setzen. Damit könne eine «nachhaltige Veränderung» herbeigeführt werden, wie der Verband schreibt. 

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 6.2.2024, 17:10 Uhr.

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