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«Nachsitzen» mit Patti Basler Schlauer Schabernack einer Schlagfertigen

Wortmächtig und unerschrocken: Die Kabarettistin und Bühnenpoetin Patti Basler präsentiert zusammen mit dem Pianisten Philippe Kuhn ihr neues Programm «Nachsitzen».

Wie schon bei ihrem ersten abendfüllenden Programm «Frontalunterricht» tritt Patti Basler in «Nachsitzen» wieder mit dem Pianisten Philippe Kuhn auf. Und wie für ihr erstes Programm ist die Schule der Ausgangspunkt für all die Gedankengänge rund um unser modernes, zuweilen absurdes Leben.

Das ist wenig erstaunlich. Denn Patti Basler war früher einmal Lehrerin und hat inzwischen ein Studium der Erziehungswissenschaften abgeschlossen. Sie kann also aus dem Vollen schöpfen. Und das tut sie auch.

«Nachsitzen.» Das klingt nach Drohung. Nach Strafe. Aber um das gleich vorwegzunehmen: So fühlt sich dieser Abend nicht an.

Das merkt man schon allein daran, dass nach der Pause alle wieder brav ihre Plätze einnehmen. Um sich von einer bestens aufgelegten Patti Basler weiter Zusammenhänge erhellen zu lassen, auf die sie selbst nicht gekommen wären – ob sie nun belesen sein mögen oder nicht.

Bühnenpoetin und Kabarettistin

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Einem breiteren Publikum bekannt wurde die Aargauerin spätestens durch ihre Instant-Protokolle der TV-Sendung «Arena».

Das Radio-Publikum kennt sie schon ein bisschen länger, beispielsweise durch ihre SRF1-Sendung «Die dargebotene Faust».

Im Mai bekommt Patti Basler mit dem Salzburger Stier eine der renommiertesten Auszeichnungen des deutschsprachigen Kabaretts.

Rassismus gegen Deutsche

Einer, der weniger belesen ist, heisst Urs. Patti Basler zeigt den ganzen Abend hindurch ihn und seine Entwicklung vom engstirnigen Dörfler zum etwas offeneren Geist.

Es gebe Leute wie den Urs, erklärt Patti Basler. Leute, die nicht Dürrenmatt lesen. Die eher Probleme haben mit dem Hochdeutschen. Leute wie Urs, sagt Basler, «wollen bei einer ‹Schoggieiweissschaumsüssspeise› immer noch das Wort mit der Kolonialismus-Konnotation verwenden.»

Patti Basler gelingt es sogar, diese Gedankenschraube noch ein Stück weiter zu drehen und den springenden Punkt an einer unerwarteten Stelle auszumachen.

Man müsste also ‹Schokokuss› sagen, sagt Basler. Aber das töne nach Aldi und Lidl. Nach Rahmenabkommen und Deutschland, nach Neutralitätsverlust und EU. «Wer nicht Schokokuss sagen möchte», schliesst Patti Basler, «ist nicht rassistisch gegen Schwarze. Sondern gegen Deutsche.»

Diese Bewegungen vom Schabernack zur philosophischen Betrachtung, oder umgekehrt von der fundierten Reflexion zum Kalauer, beherrscht Patti Basler aus dem Effeff.

Breites Themenspektrum

Die Forderungen von Politik und Gesellschaft ziehen sich wie ein roter Faden durch Baslers Programm. Aber auch die Gleichberechtigung der Geschlechter taucht immer wieder als Thema auf – mal elaborierter, mal rustikaler.

Patti Basler durchmisst in ihrem neuen Programm ein breites Themenspektrum. Sie mischt anspruchsvolle Sprachspiele mit träfen Sprüchen, Scharfes mit Poetischem.

Sie reimt, sie singt. Sie bringt das Publikum dazu, mal leise zu schmunzeln, dann wieder schallend zu lachen. Und zu guter Letzt, begeistert zu applaudieren.

Denn Patti Basler gelingt das Kunststück, zwar sehr wohl moralisch zu sein, aber eben nicht moralinsauer. Das macht «Nachsitzen» so bekömmlich und vergnüglich.

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