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Bühne Nachwuchsautorin Katja Brunner gewinnt Mühlheimer Dramatikerpreis

Jung und skrupellos, aber feinfühlig: Katja Brunner gewinnt für ihr Stück «Von den Beinen zu kurz» den renommierten Mülheimer Dramatikerpreis. Die Schweizerin hat mit 18 Jahren ein alptraumhaftes Stück über Inzest geschrieben – aus der Sicht des Opfers.

Der renommierte Mülheimer Dramatikerpreis hat in diesem Jahr für eine Überraschung gesorgt: Die junge Schweizer Nachwuchsautorin Katja Brunner gewann die begehrte Auszeichnung für ihr Inzest-Drama «Von den Beinen zu kurz». Die fünfköpfige Jury der Mülheimer Theatertage bewies mit ihrem 3:2-Votum Mut, denn in dem Stück geht es um das schwierige Tabu-Thema des sexuellen Missbrauchs eines Mädchens durch ihren Vater. Erzählt wird die alptraumhafte Geschichte aus der Sicht des Opfers. Und die Autorin war erst 18, als sie das schwierige Thema für die Bühne bearbeitete.

 

«Sie ist so wahnsinnig jung und skrupellos, aber feinfühlig», brachte die Schauspielerin Wiebke Puls als Jury-Mitglied ihre Bewunderung für Brunner zum Ausdruck. Die Direktorin der Hamburger Theaterakademie, Sabina Dhein, sagte: «Sie marschiert über jegliche Tabugrenzen hinweg, ohne reisserisch zu sein.» Um das schwierige Bühnenstück über ein Mädchen, das schon als Baby vom Vater missbraucht wird, hatten Theater und Regisseure zunächst einen Bogen gemacht. Uraufgeführt wurde «Von den Beinen zu kurz» im Frühjahr 2012 schliesslich in einem kleinen Theater in Zürich. In Deutschland hatte es Anfang dieses Jahres im Staatstheater Hannover in der Regie von Heike Marianne Götze Premiere.

Jury ist selber überrascht

Die Jury schien selber von ihrem eigenen Votum überrascht, einer Newcomerin den mit 15'000 Euro dotierten Preis für ein «von Sprachverboten umstelltes Gebiet» zuzusprechen. Immerhin stach die 1991 geborene Brunner Schwergewichte wie die bereits mehrfach in Mülheim ausgezeichnete Elfriede Jelinek, Franz Xaver Kroetz und Moritz Rinke aus. Seit 1976 wird der in der deutschen Theaterlandschaft wichtige Dramatikerpreis vergeben. Auffallend war diesmal die fast unheimliche Präsenz des Missbrauchthemas.

 

Literaturnobelpreisträgerin Jelinek hatte in ihrem spektakulären Stück «FaustIn and out» den Fall Josef Fritzl, der seine Tochter jahrelang in einem Keller gefangen hielt mit Goethes «Faust» und dem Drama um Gretchen verschränkt. Franz Xaver Kroetz war mit seinem umstrittenen Stück «Du hast gewackelt. Requiem für ein liebes Kind»» im Wettbewerb vertreten. Es geht um die Qualen des kleinen Pascal geht, der in einer Kneipe in Saarbrücken missbraucht worden sein soll.

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