Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Autor Guy Krneta hat ein Theaterstück über den Medienwandel geschrieben.
- Ins Stück ist ein Expertengespräch eingebettet und im Anschluss an die meisten Vorstellungen findet eine Publikumsdiskussion statt.
- Regisseur Sebastian Nübling inszeniert das Stück visuell ansprechend, der Abend bleibt aber statisch.
Zwischen Lügenpresse und Fake News, solider Recherche und Dahingeschriebenem wird es für die «User» immer schwieriger, sich im Mediendschungel zurechtzufinden und stichhaltig zu informieren. Wenn man es denn überhaupt noch will.
Die Medien sind in der Krise und in der Kritik. Den Medienwandel nimmt das Schauspielhaus Zürich nun zum Stoff für das Stück «In Formation». Der Basler Autor und Spoken-Word-Künstler Guy Krneta hat es geschrieben.
Eine goldglänzende Arena
Krneta will das Informationswesen – oder eben -unwesen – «In Formation» bringen. Bühnenbildnerin Muriel Gerstner hat ihm dafür eine kreisrunde Arena in die Schiffbau-Box gebaut.
Rund um die Arena sitzen die Zuschauerinnen und Zuschauer. In der Mitte dreht sich das Medienkarussell. Zunächst im Goldglanz und mit Federbüschen.
Regisseur Sebastian Nübling ist der Richtige, um aus dem theorielastigen Stoff ein Maximum an Bühnenausstrahlung herauszholen.
Viel Material und vier Grundstränge
Krneta hat viel recherchiert und mit Medienleuten gesprochen. Er ist selbst seit geraumer Zeit in der Medienpolitik engagiert. Ihm steht umfangreiches Material zur Verfügung.
Das bündelt er zu vier Grundsträngen, die dem Abend seine dramaturgische Struktur geben: Es gibt einen dichterisch überformten Text, den er den Schauspielern anvertraut – Klaus Brömmelmeier, Laurin Buser, Rahel Hubacher, Henrike Johanna Jörissen, Nicolas Rosat.
Es folgen ein Expertengespräch und eine Live-Befragung von weiteren Experten, die von Abend zu Abend wechseln. An der Premiere waren es der Journalist Stefan Keller und der Verleger Peter Wanner.
Beiträge zu Guy Krneta
«Wer will für Informationen zahlen?»
Zu guter Letzt gibt es den Slam-Poeten Laurin Buser, der die Fäden in der Hand hält, vom einen zum andern eilt und auch das Publikum immer wieder in die Zange nimmt: «Halten Sie die Hand auf, wer hat noch eine Zeitung abonniert? Wer ist bereit, für Information zu bezahlen? Sollten darbende Zeitungen vom Staat unterstützt werden?»
Unterhaltsam, aber …
Es ist unterhaltsam. Bestes «Storytelling», möchte man mit einem journalistischen Schlagwort sagen – nur rennt Krneta offene Türen ein. Die Debatte ist nun ja nicht unbekannt, und auf der Bühne bekommt sie keine neue Qualität.
Sebastian Nübling tut alles, um der Inszenierung die Anmutung einer nachgespielten Kontext-Sendung oder Fernseh-Arena zu nehmen. Es gelingt ihm übers Ganze gesehen nicht.
Das Publikum glänzt
Der Abend bleibt im Grunde statisch. Ästhetischer Mehrwert entsteht einzig in den dichterischen Passagen, in wütenden Slam-Texten.
Argumentativ liegt der Mehrwert im Gesprächsangebot. Das Publikum zeigt sich, zumindest in der Premiere, durchaus angesprochen. Es reagiert engagiert – über den Bühnenrand und über das Vorstellungsende hinaus.
Sendung: Kultur kompakt, Radio SRF 2 Kultur, 19. Dezember, 17 Uhr.