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SRF überträgt Opernklassiker «Der Rosenkavalier»: So poetisch geht's beim TV-Bachelor nicht zu

Am Sonntagabend zeigt SRF die Oper «Der Rosenkavalier» von Richard Strauss. Der neue Intendant Matthias Schulz gibt damit seinen Einstand am Opernhaus Zürich. Warum dieser Opernklassiker auch heute noch fasziniert – und was er den Reality-TV-Rosen voraus hat.

Die «Nacht der Rosen» ist ein ikonischer Moment im Trash-TV: Der Bachelor hat die Qual der Wahl und muss entscheiden, welche Anwärterin weiterkommt. Im Finale übergibt er die letzte Rose der Frau, mit der er sich eine Zukunft vorstellen kann.

Diese nicht tot zu kriegende Datingshow hat durchaus etwas Opernhaftes: Es wird sich durcheinander verliebt, es gibt Flirts und Affären, Rivalität und Intrigen und manchmal auch echte Gefühle. Ganz ähnliche Zutaten finden sich auch in Richard Strauss’ «Der Rosenkavalier».

«Der Rosenkavalier» aus dem Zürcher Opernhaus auf SRF 1

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Mann im Smoking, Innenraum eines Theaters.
Legende: SRF

Richard Strauss’ Opernklassiker «Der Rosenkavalier» aus dem Opernhaus Zürich (Regie: Lydia Steier) wird am Sonntag, 21. September 2025, ab 20:50 Uhr (fast) live auf SRF 1 und Play SRF übertragen. 

Die Übertragung ist eine Koproduktion mit ARTE und steht im Zeichen eines besonderen Jubiläums: Seit 30 Jahren verbindet die SRG und ARTE eine enge Partnerschaft.

Moderiert wird die Sendung von Rainer Maria Salzgeber (SRF) und Dorothée Haffner (ARTE). Sie werden durch den Abend führen sowie hinter die Kulissen der aufwendigen Produktion blicken. 

Die Sendung «Late Night Switzerland» wird am Sonntag ausnahmsweise früher ausgestrahlt, nämlich bereits um 20:05 Uhr und nimmt auch auf den Rosenkavalier Bezug.

Eine silberne Rose an Sophie

Egal ob im Fernsehen oder im höfischen Wien des 18. Jahrhundert, in dem Richard Strauss’ «Rosenkavalier» spielt: Liebe wird nicht nur gefühlt, sondern gesellschaftlich aufgeführt. Der Höhepunkt im zweiten Akt ist der Moment, in dem der 17-jährige Adelige Octavian, quasi der Bachelor, Sophie eine Rose überreicht. Diese ist nicht rot, sondern silbern und mit persischem Rosenöl benetzt.

Zwei geschminkte Frauen küssen sich in einer Operninszenierung.
Legende: In Richard Strauss’ «Der Rosenkavalier» ist Octavian (rechts) eine klassische «Hosenrolle» – also eine männliche Figur, die traditionell von einer Frau (meist einem Mezzosopran) gesungen wird. Opernhaus Zürich

Doch einen gewaltigen Unterschied gibt es zwischen der Oper und dem Reality-Format: Der Rosenkavalier Octavian wirbt gar nicht für sich selbst, sondern für den übergriffigen Baron Ochs, der eigentlich um Sophies Hand anhält. Er hatte Octavian beauftragt, ihr die Rose zu bringen. Doch es kommt, wie es kommen muss. Octavian und Sophie verlieben sich.

Eine Komödie im Rokoko-Wien mit schwelgerischer Musik, süffigen Walzern und melancholischen Traum-Szenen – damit eröffnet der neue Intendant des Zürcher Opernhauses Matthias Schulz seine erste Spielzeit: «Es ist ein ausladendes Stück, das dem Publikum psychologische Extremzustände vor Augen führt. Aber es passiert auch unglaublich viel Lustiges.» sagt der Süddeutsche über die Wahl dieser knapp vierstündigen Oper, die 1911 uraufgeführt wurde.

Wechselbad der Gefühle in drei Farben

In der Zürcher Inszenierung verstärken Bühnenbild und Kostüme das Wechselbad der Gefühle. Das Konzept stammt vom österreichischen Künstler Gottfried Helnwein: «Ich fand die Inszenierungen, die ich bisher vom Rosenkavalier gesehen habe, so unglaublich langweilig, konservativ, ganz schrecklich, ich wollte es anders lösen. Farbiger und auch mehr dem Geist des Rokoko entsprechend.»

Helnwein hat jeder Emotion eine eigene Farbe zugeordnet: Gold und Gelb stehen für Reichtum, Blau für die Erwartung und der dritte Akt, in dem sich alle Gefühle überschlagen, ist in Rot getaucht. Das Ganze wird dadurch schrill und modern.

Nicht nur der Titel «Der Rosenkavalier» wirkt heute altbacken, auch die starren Geschlechterrollen und die Machtordnung rund um den abgehalfterten Adel. Die menschliche Dimension an Strauss' musikalischer Komödie ist aber zeitlos.

Und so hält Hugo von Hoffmannsthals Libretto Zeilen bereit, die man heute getrost auf eine Geburtstagskarte schreiben könnte. Zum Beispiel, wenn die Feldmarschallin, die eine Affäre mit Octavian hat, über das Altern nachdenkt: «Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie.» So poetisch geht es beim TV-Bachelor nicht zu.

Veranstaltungshinweis

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«Der Rosenkavalier» am Opernhaus Zürich läuft vom 21. September bis 26. Oktober 2025.

Radio SRF2 Kultur, Musikmagazin, 20.9.2025, 10:00 Uhr.

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