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Theatergeschichte der Schweiz Wie es zum Schweizer Theaterwunder kam

Der deutsche Autor Peter Michalzik zeichnet in seinem Buch die Geschichte des Schweizer Theaters nach. Die Szene ist vielfältig und hervorragend vernetzt.

Wenn Peter Michalzik über Momente in der Schweizer Theatergeschichte spricht, bei denen er gerne dabei gewesen wäre, gerät er ins Schwärmen: Den kreativen Aufbruch auf dem Monte Verita Anfang des letzten Jahrhunderts hätte er gerne miterlebt, oder den Schauspieler Heinrich Gretler als «Tell» 1938 in Zürich.

Schwarz-Weiss Bild eines als Wilhelm Tell verkleideten Schauspieler
Legende: Theater als geistige Landesverteidigung: Der populäre Schweizer Schauspieler Heinrich Gretler hat den «Tell» über Jahre hinweg gespielt. Stadtarchiv Zürich

West- und Deutschschweiz, Stadt und Land

Der deutsche Autor und ehemalige Theaterkritiker Peter Michalzik hat im Auftrag des Schweizer Bühnenverbands eine Geschichte des Schweizer Theaters geschrieben.

Michalzik spricht mit Theaterleuten in der West- und Deutschschweiz und geht in die Provinz. Er schaut sich die seit den 1980er-Jahren wachsende Freie Tanzszene an und zeichnet nach, wie sie sich das Schweizer Theater in den letzten hundert Jahren verändert hat.

Neben den Stadttheatern gab es in den ländlichen Gebieten verschiedene Festspiele und ein lebendiges Volkstheater. Dort wurde auf der Bühne meistens Dialekt gesprochen.

Schwarz-Weiss Foto von einer Theaterkulisse im Freien aus dem Jahr 1924
Legende: Lebendiges Volkstheater: Tellspiele Interlaken, 1924. Archiv Tell-Freilichtspiele Interlaken

Sonderfall Schweiz

«100 Jahre Theater Wunder Schweiz» heisst Peter Michalziks Theatergeschichte. «Es ist erstaunlich, wie reich und vielfältig das Theater in der Schweiz ist, wenn man bedenkt, wie klein das Land doch ist», so Michalzik

Durch die Vielsprachigkeit des Landes stehen unterschiedliche Theatertraditionen nebeneinander. Das westschweizer Theater orientierte sich lange an Frankreich, das Deutschschweizer Theater ist eng mit dem deutschsprachigen verbunden.

Marthalers Sternstunde des Schweizer Theaters

Das Schweizer Theater sei ohne Einfluss und Impulse aus dem Ausland nicht zu denken, erklärt Peter Michalzik. Und doch entdecke er Schweizer Besonderheiten und spezifische historische Momente in der Theatergeschichte.

In der jüngeren Geschichte erwähnt Michalzik die Marthaler-Jahre in Zürich, als Christoph Marthaler von 2000 bis 2004 das Schauspielhaus Zürich leitete.

Blick auf eine Theaterbühne mit vielen Tänzerinnen im schwarz-weissen Gewand im Vordergrund
Legende: Mit «Hotel Angst» startete Christoph Marthaler im Jahr 2000 seine Intendanz am Schauspielhaus Zürich im neu eröffneten Schiffbau. Stadtarchiv Zürich / Leonard Zubler

Diese hat der ehemalige Theaterkritiker persönlich miterlebt: «Wenn ich an diese Zeit denke, habe ich immer noch etwas Gänsehaut», erzählt Michalzik. Es sei eine aussergewöhnliche Zeit fürs Theater gewesen, meint er: «Eine Explosion an Kreativität, eine Sternstunde des Schweizer Theaters.»

Die Zeit von Alpen-Theater ist vorbei

Interessant wird Michalziks Theatergeschichte vor allem dann, wenn er Muster und Konstellationen aufzeigt und beschreibt, wie die Geschichte auch die Gegenwart des Theaters prägt. Dann wird klar, dass das Theater immer auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen ist.

Buchhinweis

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Peter Michalzik: «100 Jahre Theater Wunder Schweiz». Theater der Zeit, 2020.

«Wenn vor hundert Jahren noch die Alpen und die Berge als Identifikation dienten, ist heute ‹das Netz› die Metapher, mit der man das Theater beschreiben kann», sagt Michalzik: «Der Grad der Vernetzung im Schweizer Theater ist gerade auch im Vergleich mit Deutschland erstaunlich.»

SRF 2 Kultur, Kontext, 14.1.2021, 9:03 Uhr.

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