Pult steht an Pult, der Teppich ist grau, die Wandtafel sauber. Anonym wirkt das Klassenzimmer. Unter dem grellen Deckenlicht fühlt man sich exponiert. Da fliegt die Tür auf, drei Jugendliche stürmen rein.
Sie haben Pappschilder mit Klima-Slogans und ein Megafon dabei. Die Outreach-Gruppe – Alina, Betty und Claudio – will für den Klimastreik mobilisieren. Bald stellt sich heraus, dass sie sich in ihren Ansichten gar nicht so einig sind.
Wer kann es sich leisten zu streiken?
Claudio macht eine Lehre im Gesundheitswesen und kann sich Streiken nicht leisten. «Das chönd doch nur die vom Gymi. Bi dene, wos um nüt gaht!» lautet seine These.
Alina kennt die Fakten zur Klimakatstrophe in- und auswendig, und dieses Wissen macht ihr ernsthaft Angst. Betty will vor allem Spass haben und ihrem Dasein als Zürcher Goldküsteneinzelkind entfliehen.
Wer hat die besten Argumente?
Kein Wunder gerät der Rekrutierungsversuch ins Stocken. Es entbrennen Streitereien darüber, was eine korrekte ökologische Ernährung ist. Wer die besseren Eltern hat. Wer welche Privilegien geniesst. Wer die Verantwortung tragen und wer Verbote für das Fliegen, den Fleischkonsum und Plastik erlassen soll. So geht’s Schlag auf Schlag, starke 45 Minuten lang. «Das isch alles so moralisch!» meckert Betty.
Anstrengende Auseinandersetzung
Die Auseinandersetzung mit dem Thema, mit den Freunden, mit den Eltern ist anstrengend. Die Positionen und Argumente werden laut, wortreich und schamlos verhandelt. Das hat eine ungeheure Kraft. Aber es ist auch anstrengend, weil dem Publikum in den Schulbänken keine schnellen Lösungen und Patentrezepte geboten werden.
Greta, kännsch?
Der Autor Lucien Haug und die Regisseurin Suna Gürler haben «GRETA» zusammen mit den drei jungen Spielenden für das Klassenzimmer und also für Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe entwickelt.
Greta Thunberg kommt dabei nur am Rande vor. Es sei bei den Proben ein grosses Thema gewesen, wie sehr man sich auf sie beziehen wolle, sagt Suna Gürler. «Man darf das nicht falsch einschätzen. Es gibt viele Menschen, die nicht wissen, wer sie ist.»
Vor- oder Feindbild?
Im Stück geht es darum, wie man sich zur Figur Greta verhält. Wie viel Greta in einem selbst steckt. Für Lucien Haug (26) ist sie eine Heldin, weil sie für eine grössere Sache einsteht.
Der Autor und die Regisseurin Suna Gürler (33) sind ein eingespieltes Team. Sie nennen sich «Probenjunkies». Im Vorfeld recherchieren sie bei und mit Jugendlichen, schreiben erste Texte.
Doch die entscheidende kreative Arbeit geschieht auf der Probe. Im Prozess mit den jungen Spielenden verändert sich alles nochmals um mindestens 180 Grad. Das ist so gewollt.
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Alles auf dem Prüfstand
«Alles muss überprüft werden und das macht grossen Spass», sagt Haug. «Alles infrage zu stellen, sprachlich, inhaltlich, auch unser eigenes Bild, was Jugendliche heute beschäftigen sollte.»
Es ist eine kollektive Arbeitsweise im besten Sinn, die Lucien Haug und Suna Gürler pflegen. Und die ermöglicht, dass viele Stimmen, viele Ansichten im Stück Platz haben.