Seit 2017 ist das Bergbauunternehmen Solway Investment Group ein Sponsor der Salzburger Festspiele. Gegen Solway wurde kürzlich Kritik laut: Das Investigativnetzwerk «Forbidden Stories» wirft dem Unternehmen mit Sitz in Zug vor, beim Abbau von Nickel in Guatemala die Gesundheit der Menschen zu schädigen und die Natur massiv zu gefährden. Nun hat Lukas Bärfuss die Festspiele deswegen kritisiert.
Der Schweizer Autor, der selbst an das Kulturfestival eingeladen ist, prangert neben den Menschenrechts- und Umweltschutzproblemen auch «notorische Korruption und Geldwäsche» an, wie er im Gespräch mit SRF sagt: «Es ist nicht ersichtlich, was ein solches Unternehmen bei den Salzburger Festspielen verloren hat».
Gemeinsam mit der Regisseurin Yana Ross hat Bärfuss einen offenen Brief an die Festspielleitung geschrieben. Darin fordert er die Kulturinstitutionen auf, ihre bestehenden Verträge vollständig transparent zu machen. Bei den Festspielen gebe es keine Richtlinien und keine Policy für das Sponsoring, sagt der Schriftsteller: «Es ist sehr dringend, dass die jetzt erstellt wird.»
Festspielleitung mahnt zu Geduld
Bärfuss fordert die Festspiele zudem auf, die Zusammenarbeit mit Solway bis spätestens zum 27. Juli zu beenden. Am Tag darauf findet die Premiere der Neufassung von Arthur Schnitzlers «Reigen» in Salzburg statt, die aus Bärfuss’ Feder stammt.
Die Salzburger Festspielleitung nehme diese Vorwürfe ernst, sagt Intendant Markus Hinterhäuser: «Solway hat nicht nur unseretwegen, sondern auch aus Eigeninteresse eine umfangreiche interne und externe Untersuchung in Gang gesetzt».
Hinterhäuser wolle erst die Ergebnisse dieser Untersuchung abwarten: «Jeder, der angeklagt ist, hat das Recht, sich zu verteidigen.» Sollte dabei etwas herauskommen, «das völlig untragbar ist, werden sich die Festspiele von dieser Verbindung zurückziehen.» Das sei keine Frage.
150'000 Euro für den Nachwuchs
Mit den Sponsorengeldern von Solway fördern die Festspiele den Nachwuchs. Insgesamt 150'000 Euro fliessen laut Hinterhäuser in das Projekt «Creative Fellowship», dank dem Jugendliche aus Guatemala, der Ukraine und Nordmazedonien an den Operncamps der Festspiele teilnehmen können.
Diese Partnerschaft sei problematisch, findet Bärfuss. In seinem offenen Brief bezieht er sich auf das Investigativ-Netzwerk «Bellingcat», das Verbindungen von Solway zum Kreml zieht.
Es gebe viele Versuche von Unternehmen, zivilgesellschaftliche Institutionen zu übernehmen und zu instrumentalisieren, so der Autor. «Der 24. Februar hat uns die Dringlichkeit dieses Problems noch einmal zu Bewusstsein gebracht», sagt Bärfuss mit Verweis auf den Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Ohne Sponsoren geht es nicht
Die Salzburger Festspiele gehörten der Kunst, nicht der Wirtschaft, sagt Bärfuss. Eine Auffassung, die Intendant Markus Hinterhäuser so nicht stehen lassen will: «Ohne zusätzliche Gelder werden wir die Salzburger Festspiele nicht machen können», erklärt er.
Ein Verzicht auf private Sponsorings liege nicht drin. Dazu sei die öffentliche Unterstützung schlicht zu gering. Das sei auch bei anderen Kulturhäusern so, etwa beim Zürcher Schauspielhaus oder der Mailänder Scala.
Die Frage, welches Interesse Unternehmen mit ihren Sponsorings verfolgen, erhält seit Kriegsbeginn mehr Aufmerksamkeit. Weil dabei jeder Fall anders gelagert ist, ist ein genaues Hinschauen wichtiger denn je.