Jeder in Bern kannte die zierliche Frau mit den schwarzen Gewändern und den feuerroten Haaren: Janet Haufler hatte einfach eine magische Präsenz. Egal, ob auf der Strasse oder der Bühne.
«In mir ist einfach etwas, das mich zwingt auf diese Bretter zu gehen», sagte die Künstlerin vor zwei Jahren anlässlich der Premiere des Dokumentarfilms von Manuela Trapp, der ihr Leben und ihren unbedingten Willen zur künstlerischen Arbeit abbildete.
Niemand konnte sie stoppen
Die Liebe zu diesen Brettern wurde ihr in die Wiege gelegt: Ihr Vater war der Schauspieler Max Haufler. Er setzte alles daran, seine Tochter vom Theater fernzuhalten. Doch es gelang ihm nicht.
Ihr erstes Engagement hatte sie in Genf. Über viele Jahre spielte sie ausschliesslich auf Französisch, bevor sie ihren wohl wichtigsten Weggefährten, den Schauspieler und Performer Norbert Klassen kennenlernte. Es war eine Begegnung, die beide inspirierte. Janet zog nach Bern.
Pionierin der Performancekunst
Gemeinsam erarbeiteten sie den Monolog «Selbstbezichtigung» von Peter Handke, der ein riesiger Erfolg wurde.
Es gab kein Bühnenbild, kein Kostüm, nur eine einzige Lichteinstellung. Eine neue, freie Theaterform war geboren: Bis heute gilt Janet Haufler als Pionierin der avantgardistischen Performancekunst.
Die kulturelle Aufbruchstimmung der 1970er- und 1980er-Jahre liess Janet Haufler schliesslich aufblühen: Sie prägte zusammen mit Klassen das Performance-Theater in Bern mit Kollektiven wie «Studio am Montag» und «STOP.P.T.»
Später hat Janet Haufler als langjährige Dozentin an der Berliner Schauspielschule unzählige Schauspielerinnen und Schauspieler ausgebildet.
Als Performerin war sie eine Pionierin, eine Persönlichkeit mit hohem künstlerischen Antrieb und einer bewundernswerten Ausdauer, die ihr bis ins hohe Alter erhalten geblieben ist. Nun ist sie im Alter von 89 Jahren gestorben. «Sie lebte für die Kunst, bedingungslos», steht in der Todesanzeige. Treffender hätte man es wohl nicht formulieren können.