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Eine Frau hält die Hand in die Linse. Darauf steht #MeToo.
Legende: Protest in Paris: Frauen weltweit protetestieren gegen sexuelle Übergriffe – im Netz und auf der Strasse. Keystone

Best-of 2017 Sexuelle Belästigung, Rassismus, Hass: Netzdebatten 2017

Die Diskussionen im Netz waren 2017 oft unangenehm – aber notwendig.

Männer in der Mangel

Es ist der Hashtag des Jahres: #MeToo machte uns weltweit bewusst: Sexuelle Belästigung ist kein Sonderfall. Sie betrifft viele – zu viele.

Richtig in Gang kam die #MeToo-Debatte dank Schauspielerin Alyssa Milano. Kurz nachdem die Vorwürfe gegen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein publik geworden waren, rief sie auf Twitter Frauen dazu auf, ihre Geschichten in den sozialen Medien zu teilen.

Die Masse an Reaktionen waren überwältigend – und die Menschen weltweit geschockt, wie viele Frauen schon belästigt worden waren. Gleichzeitig kamen – berechtigt – Fragen auf wie: Ist Mann wirklich so schlimm? Und: Kann diese Debatte das Verhalten der Männer wirklich ändern?

#MeToo hat ein latentes Problem aufs Tapet gebracht. Vom US-Magazin «Time» wurde die MeToo-Bewegung zur «Person of the Year» gewählt. Eine Wahl mit Signalwirkung.

Unerwünscht – aber verbreitet

Leider ist es Fakt: 2017 war das Jahr der Fake News. Seit Donald J. Trump Präsident ist, spriessen sie wie Unkraut: die «alternative Fakten». Verbreiten tun sie sich am liebsten auf sozialen Medien – ausgerechnet dort, wo die meisten Menschen News konsumieren.

Da drängt sich die Frage auf: Was müssen Facebook, Google und Co. dagegen tun? Kritiker monierten 2017 immer wieder: Die Internetgiganten unternehmen zu wenig – zu wenig Manpower, zu fehlerhaft ihre Algorithmen. Fake News waren 2017 ein reales Problem. Sie werden uns noch eine Weile beschäftigen.

Sie gehören in dieselbe Kategorie wie Fake News – keiner braucht sie, trotzdem sind sie da: Hasskommentare, extremistische und propagandistische Inhalte. Sie waren 2017 in den sozialen Medien immer wieder Thema. Auch hier stellt sich die gleiche Frage: Wer trägt für diese Inhalte die Verantwortung?

In Deutschland etwa machte die Politik Druck auf Unternehmen: Facebook hat mittlerweile zwei Löschzentren eingerichtet, in denen Menschen Inhalte prüfen. Doch nach welchen Kriterien? Was gilt als Hass, was als Kunst, was als Propaganda – die Filterkriterien bleiben intransparent. Und eine Frage drängt sich auf: Soll Facebook wirklich den Netzpolizisten spielen?

Das Problem mit dem Rassismus

Es war ein besonderer Aufstand: Im September knieten Footballspieler in ganz Amerika nieder, um ihre Solidarität mit Colin Kaepernick zu bekunden. Der Footballspieler hatte 2016 kniend gegen Rassismus und polizeiliche Gewalt gegenüber Schwarzen protestiert – und war daraufhin freigestellt geworden.

Ein Jahr später schoss Trump zum NFL-Saisonstart gegen den Spieler. Die Football-Spieler liessen das nicht auf sich sitzen: Während die Nationalhymne lief, knieten sie auf dem Feld nieder. Ein Affront gegen das Heimatland, trötete Trump. Er zeigte sich vom Protest wenig beeindruckt und kreidete den protestierenden Spielern Respektlosigkeit gegenüber der Heimat an.

Umso beeindruckter von der Aktion war jedoch die Netzwelt – überwältigend viele User bekundeten ihr Solidarität in den sozialen Medien: #TakeAKnee – ein Aufstand gegen Rassismus, der mit dem Sport nur am Rande etwas zu tun hat.

«Ich bin nicht rassistisch, aber …»: Der US-amerikanische Blogger Logan Smith konnte diese Phrase nicht mehr hören. Auf seinem Account «Yes, you’re racist» setzte er sich deshalb mit Rassismus auseinander, kommentierte gesellschaftlichen und historische Themen.

Zu härteren Methoden griff er nach den Krawallen in Charlottesville im August: Auf Twitter teilte er Fotos von rechtsextremen Demonstranten – mit der Aufforderung, Teilnehmer zu identifizieren. Er stellte damit Menschen an den Pranger – die richtige Methode um gegen Rechtsextreme vorgehen? Im Netz wurde debattiert.

Stereotyper geht nicht: Der Inder Apu spricht mit starkem Akzent, verkauf schlechte Produkte zu horrenden Preisen, lebt in einer arrangierten Ehe und hat acht Kinder. Der liebenswürdige und lustige Inder: Er gehört zu den «Simpsons». Nicht mehr sehen kann ihn der US-amerikanische Komiker Hari Kondabolu, Sohn indischer Einwanderer.

In seiner Doku «The Problem with Apu» schildert er, warum er mit Apu ein Problem hat. Apu präge das Bild, das US-Amerikaner von Indern hätten. Besonders störend sei das in Hollywood: Lustige reden wie Apu – das werde hier von den Indern erwartet.

Aber ist der Stereotyp nicht gerade der Witz an Apu? Und sind Figuren bei den Simpsons nicht absichtlich überzeichnet? Im Netz wurde unter dem Hashtag #TheProblemWithApu diskutiert.

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