Vier Jahre ist es her, dass ich den damals 26-jährigen Reto Stalder – frisch ab Schauspielschule – in einem Zürcher Kaffee zu seinem ersten Interview überhaupt traf.
An seiner ersten grösseren Rolle, dem Praktikanten Fabio in der Serie «Der Bestatter», schätzte der Berner das Liebenswerte: «Fabio stellt sich nicht in den Vordergrund, sondern beobachtet leise das Geschehen. Mir gefällt, wie er die Wünsche der Leute erkennt und darauf eingeht.»
Dies sei auch heute noch der Fall, so Stalder. Doch sonst hat sich vieles geändert. Mittlerweile gehört Stalder fest zum «Bestatter»-Ensemble, das er als eine Art Familie bezeichnet.
Wieder sitzen wir im selben Lokal, wieder hat er eine Tasse Kaffee vor sich. Er erzählt: «Die jährlichen Dreharbeiten fühlen sich ein wenig an wie Sommerferien mit der Familie. Allerdings erwarten mich im Gegensatz zu Ferien anstrengende Arbeitstage. Doch ist es immer wieder schön, die Leute am Set zu treffen. Man kennt und schätzt sich, und trotzdem geschieht wieder Neues.»
Selbstbewusst statt schüchtern
Während Fabio Testi zu Beginn der Serie eine Art Schlüsselfigur war, die das Publikum mit unvoreingenommenen Fragen näher an Themen rund um den Tod führte, fällt dieser Aspekt heute weg.
Aus dem schüchternen, etwas naiven Praktikanten Fabio Testi wurde ein selbstbewusster Mitarbeiter, der sich für das Institut engagiert. Das Bestattungsunternehmen wurde zu einer Art neuen Heimat, wo seine Stimme mehr Gewicht erhält.
Nun widerspricht er seinem Chef Luc Conrad (Mike Müller) auch mal, kritisiert dessen chaotische Geschäftsführung oder kümmert sich um Erika (Suly Röthlisberger).
In Luc Conrads Fussstapfen
Über den neuen, selbstbewussten Fabio sagt Stalder: «Er ist angekommen. Anfangs war unklar, ob der gewählte Beruf überhaupt das Richtige für ihn ist, er zweifelte immer wieder. Dieser Prozess ist jetzt abgeschlossen. Er tritt nun in die Fussstapfen von Luc und beginnt sogar zu ermitteln.»
Nur die zurückhaltende Art bleibt: Fabio bemüht sich noch immer, individuelle Wünsche von Verstorbenen oder deren Angehörigen zu erfüllen. «Warum sollten alle nach demselben Muster in einem biederen Totenhemd bestattet werden? Jeder Mensch ist einzigartig, das darf sich auch im Tod zeigen. Dieser Ansicht bin ich auch persönlich.»
Wandel hinter den Kulissen
Seit fünf Jahren ist Stalder nun dabei. Ein Nachteil: Das Publikum kennt ihn vor allem als Fabio, als Gruftie. Doch Stalder möchte nicht auf diese Rolle reduziert werden, auch wenn die Vorteile überwiegen.
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«Das Team hinter den Kulissen befindet sich in stetem Wandel. So bleibt die Arbeit lebendig. Mit einem neuen Regisseur oder einem neuen Autorenteam ändert sich sehr vieles. Routine stellt sich keine ein – wäre dies der Fall, würde ich aufhören.»
Sollte «Der Bestatter» weitergeführt werden, ist für Stalder klar, was er sich für seine Figur wünscht: «Mehr Charakter.» Stalder vermisst den Hintergrund seiner Figur.
«Fabio ist ein Suchender, der vieles ausprobiert: Mal interessiert er sich für Hunde, dann hat er eine Band, bald einen Schrebergarten. Das ist okay. Aber es wäre toll, mehr über ihn zu erfahren, der Figur etwas mehr Profil zu verleihen.»
Dafür hätte er bereits eine Idee: «Interessant wäre, wenn jemand aus seiner Vergangenheit auftauchen würde.»