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Eine Frau mit grauem Anzug und Brille in der Hand.
Legende: Jessica Früh im Stück «Guten Morgen, du Schöne» im Theater Ticino, Wädenswil. Bernhard Fuchs

100 Jahre Kurt Früh Jessica Früh: «Dällebach Kari, das war mein Vater»

Jessica Früh wirkte als Kind in Hör- und Fernsehspielen ihres Vaters Kurt Früh mit. In der Sendung «Kulturstunde» auf Radio SRF 1 spricht sie anlässlich der Ausstrahlung des fünfteiligen Hörspiels «Der Sieger» über ihren Vater und ihre Kindheit. Und die war nicht immer leicht.

SRF: Sie hatten im Hörspiel Ihres Vaters «Der Sieger» eine kleine Rolle. Da geht es um einen Skirennfahrer, der ganz unerwartet in der Abfahrt Olympiagold holt. Es ist ein Sportlerdrama. Ihr Vater war aber nicht besonders sportlich.

Jessica Früh: Ja, das stimmt. Er ist nur gelaufen, um in die nächste Beiz zu kommen (lacht). Sonst hat er nie Sport gemacht.

Man hört oft die Redewendung «Man hat das Talent in die Wiege gelegt bekommen». Bei Ihnen und Ihrer Schwester Katja trifft das wohl zu?

Ein Bub sitzt auf einem Baum.
Legende: Jessica Früh als Bub Flori in «Tod ufem Öpfelbaum». SRF

Ja, in unserer Familie gab es nur Schauspielerei, Theater, Film und Fernsehen. Ich habe schon ganz früh angefangen zu schauspielern. Das habe ich sehr gern gemacht, denn darin war ich gut. Hingegen war ich eine schlechte Schülerin.

Sie konnten daheim also sagen, dass Sie Schauspielerin werden wollen, ohne Angst vor der Antwort zu haben?

Ich habe immer gesagt, dass ich Krankenschwester werden will. Dann ertönte schallendes Gelächter: «Ja, eine singende und tanzende Krankenschwester». Ich bin übrigens doch noch Krankenschwester geworden. Aber ich spiele auch wieder.

Vertontes Gedicht: «Vater»

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Toni Marthaler, Musiker und Sohn von Jessica Früh, hat ein Gedicht Kurt Frühs vertont . Gesang: Michael von der Heide.

Wir kennen Kurt Früh als Regisseur und Drehbuchautor. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Papa?

Ich habe viele Erinnerungen. Wunderschöne, aber auch schwere Erinnerungen. Mein Vater war sowohl himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Heute würde man vielleicht sagen manisch depressiv. Er hatte Probleme mit Alkohol. Aber er war ein wunderbarer, verspielter und fantasievoller Vater. Er konnte Geschichten aus dem Handgelenk schütteln und hat uns über alles geliebt.

Aber seine Stimmung konnte schnell wechseln. Er litt unter schweren Depressionen. Für mich als Kind war es sehr schwer, das einzuschätzen. Oft habe ich mich gefragt, ob ich schuld bin, wenn etwas war. Das war manchmal etwas schwierig.

Welche Gedanken wecken die Filme Ihres Vaters in Ihnen, zum Beispiel «Dällebach Kari»?

Das ist eigentlich mein Vater. Das Traurige, das Verzweifelte und der Humor, alles parallel. In dieser Spannweite hat er gelebt. Ich glaube, für ihn war dieses Leben nicht einfach. Überhaupt nicht.

Können Sie sich noch an Ihre Rolle im Hörspiel «Der Sieger» erinnern?

Ich kann mich nicht mehr so gut daran erinnern. Ausser, dass ich ein «Schoggistängeli» bekommen habe (lacht).

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