Das Wichtigste in Kürze
- In «The Ice Storm» von 1997 porträtiert Ang Lee die begüterte amerikanische Post-Hippie-Generation, die an ihren emotionalen Defekten zugrunde geht.
- Der Film war ein Flop an den Kinokassen. Kritiker aber waren begeistert.
- Lee habe es auf geniale Art verstanden, die Figuren als Gefangene ihrer selbst zu inszenieren, ohne sich jemals über sie lustig zu machen.
Draussen wütet ein Eissturm, drinnen drohen die Gefühle zu erstarren. In «The Ice Storm» zeigt ein erlesenes Ensemble mit vielen Jungtalenten grosse Schauspielkunst. Angesiedelt in den frühen 70er-Jahren porträtiert Ang Lee die gut situierte amerikanische Post-Hippie-Generation, wie sie an ihren emotionalen Defekten beinahe zugrunde geht.
Von Martial Arts bis Jane Austen
«The Ice Storm» sollte eigentlich Ang Lees erstes, komplett in englisch gedrehtes Werk werden. Der taiwanesische Regisseur kam in den späten 70er-Jahren in die USA, um hier seine Regie-Ausbildung zu beenden.
Mit der Komödie «The Wedding Banquet» gelang ihm 1993 der Durchbruch im US-Kino. Der Film erzählt die Geschichte einer chinesischen Familie, deren Adaptionsschwierigkeiten in Manhattan teils absurde Folgen haben.
Produzenten engagierten Lee nach diesem Erfolg für die Regie des Jane-Austen-Klassikers «Sense and Sensibility», der zwei Jahre später in die Kinos kam.
«The Ice Storm», das lange geplante Projekt, musste hinten anstehen und wurde erst weitere zwei Jahre später realisiert.
Vollendung am Schneidetisch
Ang Lee soll erst mit der 18. Version von «The Ice Storm» zufrieden gewesen sein. Der Prozess des Umschneidens hat bei Ang Lee System. Seine Filme, sagt er, entstünden am Schneidetisch.
«Drehen ist für mich wie das Einkaufen auf dem Markt. Das Kochen ist der Schneidetisch», so Ang Lee. Bis ein gutes Gericht entstehe, müsse es immer wieder nachgewürzt und mit neuen Ingredienzien versehen werden.
Kritikerlob, Kassenflop
Gemessen an den Einnahmen war «The Ice Storm» ein Flop. Nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten hat er eingespielt. Dennoch gilt der Film als eines von Ang Lees besten Werken.
Kritiker lobten das meisterhafte Kammerspiel, das vom hochkarätigen Ensemble mit Kevin Kline, Sigourney Weaver und Joan Allen getragen wird. Lee habe es auf geniale Art verstanden, die Figuren als Gefangene ihrer selbst zu inszenieren, ohne sich jemals über sie lustig zu machen.
Nicht ohne James
An den Filmfestspielen von Cannes wurde «The Ice Storm» als bester Film nominiert, eine Auszeichnung erhielt das Drehbuch von James Schamus. Der steht Ang Lee seit Jahrzehnten zur Seite.
Schamus entwickelte 1992 erstmals zusammen mit Ang Lee «Schiebende Hände». Von da an reihte sich ein Erfolg an den nächsten; «The Wedding Banquet», «The Ice Storm», «Brokeback Mountain», «Sense and Sensibility», «Life of Pi» und andere.
Was Ang Lee an Filmen wichtig ist, hat er einst so formuliert: «Filme sind Provokation». Das trifft auch auf «The Ice Storm» zu.