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40. Todestag Hitchcocks Wer ihn liebte, wer ihn kopierte: Das ABC von Alfred Hitchcock

Am 29. April 1980 starb Suspense-Meister Alfred Hitchcock. Zu seinem 40. Todestag keine Würdigung, sondern ein Hitch-Alphabet.

Alma Reville

Sie war Hitchcocks Arbeitspartnerin, Beraterin und Ehefrau. «Der Hitchcock-Touch hatte vier Hände, und zwei davon gehörten Alma», hiess es in einem Nachruf über den Filmemacher.

Bernard Herrmann

Hermann war Hitchs Hauskomponist ab den 1950ern – u.a. die «Psycho»-Kreischgeigen stammen von ihm. Als Herrmann aber 1966 statt der bestellten Popmusik schrille Flöten lieferte, war die Zusammenarbeit beendet.

Cameos

Hitchs Kürzestauftritte in seinen Filmen gehörten zum Markenzeichen. Wer beim Gucken nicht lange nach ihm suchen mag, schaut hier oder hier.

Schwarz-weiss Bild von zwei Männern, einer Telefoniert in einer Telfonkabine
Legende: Viele warteten nur darauf: Hitchcock trat beim Dreh auch gerne vor die Linse. Hier in seinem Film «Rebecca». imago images / Everett Collection

David O. Selznick

Der Erfolgsproduzent war es, der den Briten Hitch 1939 nach Hollywood holte. Mit Selznicks «Rebecca» (1940) verwandelte sich Hitchcock vom Regietalent zum Star.

Expressionismus

Aussagestarke Bilder und keine unnötigen Dialoge – so lernte es Hitch in der Stummfilmzeit, und er blieb auch später dabei.

François Truffaut

«Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?», fragte Truffaut den Meister 1966. Das aus diesem Gespräch entstandene Buch ist heute noch eine Kinoschule sondergleichen.

Grace Kelly

Monacos Fürstin in spe war ganz Hitchcocks Frauentyp: Kühl, aber heimlich temperamentvoll. Nie spielte Kelly besser als bei ihm.

Filmszene aus einem Schwarz-Weiss-Film mit einem Mann und einer Frau in einem Auto
Legende: Cary Grant und Grace Kelly im Film «To Catch A Thief». imago images / Mary Evans

Homosexualität

Kommt oft vor bei Hitch, meist im Subtext. Eindeutige Beispiele sind Mrs. Danvers aus «Rebecca» und das Männerpaar in «Rope».

Imitatoren

Die Liste derjenigen, die sich von Hitchs Werken inspirieren liessen, ist lang. Ein besonders talentierter Hitch-Schüler war Brian de Palma, von «Obsession» (1976) bis «Body Double» (1984).

Janet Leigh

Sie war das Opfer in der «Psycho»-Duschszene – ihr einziger, kurzer Auftritt bei Hitch. Leigh mochte die Szene gern und sprach oft darüber.

Schwarz-Weiss Bild einer schreienden Frau
Legende: Die wohl berühmteste Filmszene aus dem Hitchcock-Arsenal: Janet Leigh in «Psycho». Keystone / AP / AMERICAN FILM INSTITUTE / STR

Komödien

Hitchcock hatte zwar derben Humor, drehte aber kaum reine Komödien. Zweimal hat er’s versucht: «Mr. & Mrs. Smith» (1941) und «The Trouble with Harry» (1955).

Lifeboat *siehe Textbox ganz unten

McGuffin

Hitchcocks Storytelling-Allzweckwaffe: «McGuffin» ist ein Übername für ein beliebiges Objekt oder auch eine Person, die Wirrungen der Handlung auslösen, sonst aber keine Bedeutung haben.

North By Northwest *siehe Textbox ganz unten

Oscar

Hitchs Filme warfen 50 Oscar-Nominationen ab; er selbst erhielt erst 1968 einen späten Ehrenaward. Er dankte einsilbig und ging wieder.

Psychoanalyse

Hitchcocks freudianischster Film: In «Spellbound» (1945) steht eine Traumanalyse im Zentrum. Dalí entwarf die geträumten Kulissen.

Filmplakat aus den 1940er-Jahren mit einem Mann, der eine Frau umarmt
Legende: Ingrid Bergman und Gregory Peck in einem der ersten Hollywood-Filme, der sich mit Sigmund Freuds Psychoanalyse beschäftigen. imago images / Hollywood Photo Archive

Que Sera, Sera

Doris Days Welthit stammt aus einem Hitchcock-Film, und zwar aus «The Man Who Knew Too Much» (1956).

Realismus

François Truffaut meint: «Hitchcock ist ein Realist, weil er den vielsagenden Blicken seiner Figuren folgt, statt sie Theatersätze aufsagen zu lassen.»

Suspense

In Kürzestform erklärt: Hitchcock macht das Publikum zum Mitwisser einer Gefahr. Er lässt aber offen, wann und wie sie sich entladen wird.

Tippi Hedren

Sie brillierte in «The Birds» (1963) und «Marnie» (1964). Später warf sie Hitchcock sexuelle Belästigung vor.

Frau rennt mit zwei Kinder neben sich vor schwarzen Vögeln im Hintergrund weg
Legende: Tippi Hedren in «Die Vögel» von Alfred Hitchcock. imago images / Everett Collection

Unschuld

Hitchcock liebte es, unbescholtene Filmfiguren in üble Machenschaften zu verwickeln. Er selbst litt unter der Angst, aus heiterem Himmel verhaftet zu werden.

Voyeurismus

Schmachtende Blicke, lange Küsse, aufreizende Gesten: Hitchcock schaute gern von aussen ins Intimste, und gab das auch gerne zu.

Mann mit Kamera in der Hand
Legende: Der Albtraum eines jeden Nachbarn: James Stewart in Hitchcocks «Das Fenster zum Hof». imago images / Prod.DB

Werbung

Hitchcock war ein Selbstvermarkter: Mit wirksamen Auftritten stellte er sicher, dass sein Name im gleichen Atemzug mit den Stars genannt wurde.

X-Rating

Keiner von Hitchcocks Spielfilmen hatte je ein X-Rating, denn diese Freigabe wurde erst 1968 eingeführt. «Frenzy» (1972) erhielt immerhin ein «R».

Young and Innoncent *siehe Textbox ganz unten

Zitat

«The length of a film should be directly related to the endurance of the human bladder» oder: «Die Länge eines Films sollte in einem direkten Verhältnis zum Fassungsvermögen der menschlichen Blase stehen» – so liess sich Hitchcock zitieren.

Drei Hitchcock-Filmtipps:

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Young and Innoncent (1937): Ein junger Mann, fälschlicherweise unter Mordverdacht, versucht auf der Flucht gemeinsam mit einer Verbündeten seine Unschuld zu beweisen. Hitchcock hat hier bereits sein ganzes Talent und seine Lieblingsthemen zur Hand, ist aber noch frei von Ticks und Obsessionen: Wie auch «The 39 Steps» und «The Lady Vanishes» ein turbulentes, sorgloses Vergnügen.

Lifeboat (1944): Während dem Zweiten Weltkrieg treiben neun Menschen in einem Rettungsboot auf dem Atlantik, weil ihr Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Zu ihnen stösst ein Mann aus dem feindlichen Lager. Hitchcock schafft es auch auf engstem Raum, durchgehende Hochspannung zu erzeugen. Ein grundsolides Drehbuch, ein toller Cast: «Lifeboat» ist gut gealtert.

North By Northwest (1959): Ein New Yorker Werber (Cary Grant) wird von feindlichen Spionen für einen Staatsagenten gehalten und rennt ab da um sein Leben. Kein psychologisch tiefsinniger Eintrag in die Filmografie Hitchcocks, aber nochmal so richtig grosses Action-Kino: Grants Flucht vor dem Düngerflugzeug und seine Kletterpartie auf dem Mount Rushmore bleiben im Gedächtnis.

SRF 1, Sternstunde Kunst, 24.4.2020, 10 Uhr

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