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80. Filmfestival Venedig Woody Allen und Polanski: Venedig setzt auf umstrittene Gäste

Heute beginnt das Filmfestival Venedig. Zu Gast sind gleich drei umstrittene Stars.

Die umstrittenen Filmemacher: Eingeladen sind unter anderem Luc Besson, Woody Allen und Roman Polanski. Allen drei Regisseuren wurden sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Gegen Polanski ermittelt die US-Justiz bereits seit mehr als 40 Jahren wegen eines Sexualdelikts – der Regisseur wurde deswegen auch schon verurteilt.

Mann und Frau festlich gekleidet an einem Festival.
Legende: Seit 40 Jahren im Visier der US-Behörden: Roman Polanski, hier 2013 auf dem roten Teppich von Cannes mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner abgelichtet. Nicolas Genin/IMAGO Image/ABACAPRESS

Die Filme: Polanski ist mit dem Film «The Palace» dabei, den er 2022 in Gstaad drehte. Der Film mit John Cleese und Mickey Rourke handelt von einer Silvesternacht 1999 in einem Schweizer Hotel. Allen ist mit seinem ersten französischsprachigen Film «Coup de Chance» eingeladen. Diese zwei Filme laufen am Festival ausser Konkurrenz. Besson schliesslich, kürzlich in einem Vergewaltigungsfall freigesprochen, wird mit «Dogman» mit Caleb Landry Jones in der Hauptrolle am Wettbewerb teilnehmen.

Mann mit Brille hebt die Hand
Legende: Woody Allen 2007 am Filmfestival Venedig, damals mit seinem Film «Cassandra's Dream». AP Photo/Domenico Stinellis

Provokation mit Ansage: Die Einladung der drei Regisseure ans älteste Filmfestival der Welt dürfte für Kontroversen sorgen. «Der Entscheid ist eine Trotzreaktion», erklärt SRF-Filmredaktorin Brigitte Häring, «als hätten die Debatten rund um #MeToo nie stattgefunden.» Alberto Barbera sei sich der Provokation bewusst, wenn er seine Netzwerke spielen lasse. Über die Gründe kann man mutmassen: Shitstorms sind sicher – und damit viel Aufmerksamkeit für Venedig. «Der Direktor zelebriert den Protest förmlich», so Häring. Auffällig sei auch: In Cannes durfte im Frühjahr bereits Johnny Depp nach dem Gerichtsprozess mit seiner Ex-Frau Amber Heard sein Comeback feiern . Nun zieht Venedig nach. «Die beiden Festivals wollen die Kunst über die Debatten stellen. Aber das ist heute nicht mehr möglich.» Das Festival werde nicht nur 80 Jahre alt, sagt Häring – es verhalte sich auch entsprechend.

Mann an einem Festival auf dem roten Teppich.
Legende: Wurde kürzlich in einem Vergewaltigungsfall freigesprochen: Regisseur Luc Besson bei einem Auftritt an der Berlinale 2018. Bekannt wurde er durch den Film «Léon – Der Profi». EPA/CLEMENS BILAN

Männerlastiges Programm: Die Mostra del Cinema in Venedig steht dieses Jahr in Sachen Geschlechtergleichheit allgemein schlecht da: Von 23 Filmen im Wettbewerb um den Goldenen Löwen sind nur gerade fünf von Frauen gedreht. Barbera verteidigte sich bei der Pressekonferenz, dass 30 Prozent der Besetzung der Filme im Programm von Frauen geleitet würden. Das sei ein «deutlicher Fortschritt» gegenüber den Vorjahren.

Das sonstige Programm: Im Hauptwettbewerb werden unter anderem Filme von Bradley Cooper («Maestro»), Sofia Coppola («Priscilla»), Ava DuVernay («Origin»), David Fincher («The Killer») und Yorgos Lanthimos («Poor Things») gezeigt. Beteiligte Stars im Wettbewerbs-Line-Up sind etwa Mads Mikkelsen, Emma Stone oder Adam Driver. Des Weiteren feiern ein neuer Film von Richard Linklater und ein Kurzfilm von Wes Anderson Premiere. Ausserdem ist «Lubo» von Giorgio Diritti, eine italienisch-schweizerische Koproduktion, zu sehen, die das Thema der jenischen «Kinder der Landstrasse» aufnimmt.

Die Folgen des Hollywood-Streiks: Venedig muss mit weniger Hollywood-Glamour als sonst auskommen. Einige Regisseure dürften ohne ihre Stars über den roten Teppich laufen. Sollte der Streik bis September andauern, sind vielen Darstellenden ausserdem Werbeaktivitäten verboten – einschliesslich Filmfestivals. Eine weitere Folge des Streiks: Der als Auftaktfilm vorgesehene US-Film «Challengers» wird durch «Comandante» von Regisseur Edoardo De Angelis ersetzt.

Das Festival

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Das Internationale Filmfestival von Venedig findet vom 30. August bis 9. September statt.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 30.8.2023, 7:00 Uhr ; 

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