«Ein Volk auf der Höhe» ist eine Chronik der harten Abstimmungsdebatte über den gescheiterten Kauf der Gripen-Kampfjets. Neun Monate lang begleitete der Regisseur Frédéric Gonseth beide Lager.
Dabei geht es nicht nur um Pro und Contra, Links gegen Rechts, sondern vielmehr um die Frage, ob das Schweizer Volk die Kompetenz hat, über militärische Neuanschaffungen mitzubestimmen.
Grenzen der direkten Demokratie
Der Film zeigt Momente, in denen die direkte Demokratie an ihre Grenzen kommt. Andererseits versteht sich die Dokumentation auch als Lehrstück über diese einzigartige Form des Volksentscheids. Die Schweiz ist das einzige Land, das seine Bürger über den Kauf eines neuen Kampfjets entscheiden lässt.
Zu Wort kommen nicht nur Politiker und Experten, sondern auch das Stimmvolk mit all seinen Meinungen. «Ein Volk auf der Höhe» ist kein spannender Abstimmungs-Thriller, sondern eine chronologisch und sachlich erzählte Studie für alle, die bei der nächsten Kampfjet-Abstimmung besser informiert sein möchten.
«Ein Volk auf der Höhe» feierte während den Solothurner Filmtagen Premiere. Wir trafen den Regisseur Frédéric Gonseth zum Interview:
SRF: Was hat den Gripen-Kampfjet so unbeliebt gemacht?
Frédéric Gonseth: Der Gripen war so unpopulär wegen der Haltung der Militär-Experten. Sie haben ihn als dritte Wahl beschrieben und es dauerte Jahre bis sie sich für diesen Kampfjet entschieden hatten.
Trotzdem wurde der Gripen von Ueli Maurer als beste Wahl präsentiert. Die Leute waren skeptisch. Als vor der Abstimmung die Masseneinwanderungs-Initiative der SVP angenommen wurde, war das eine grosse Überraschung für die Leute. Sie wollten der SVP und Maurer nicht noch einen Sieg gönnen. Das hat zu grossen politischen Konfrontationen geführt.
Das Volk muss sich informieren. Das ganze Volk.
Möchten Sie mit Ihrem Film das Bewusstsein für die nächste Abstimmung schärfen?
Der Film soll darauf aufmerksam machen, dass wir die verschiedenen Komponenten einer Abstimmung besser verstehen müssen.
Eine Debatte besteht aus vielen Ebenen und man kann nicht einfach sagen: «Ich bin für oder gegen das Flugzeug, weil es rot oder grün ist, oder weil es viel kostet.» Es ist viel komplexer.
Das ist ein sehr schwieriger Entscheid und das Volk muss sich darüber informieren. Das ganze Volk. Nicht nur die einfachen, sondern auch die kultivierten Leute müssen lernen besser miteinander zu diskutieren, um am Ende einen guten Entscheid zu fällen.
Die direkte Demokratie funktioniert nicht immer so, wie es sich die Elite erhofft.
Was sagt die Gripen-Debatte über die Schweiz als Land aus?
Die Gripen-Debatte sagt viel über die Schweiz aus. Sie sagt, dass das Volk sehr beeinflussbar ist. Und es sagt auch aus, dass eine Debatte sogar von Aussen beeinflusst werden kann.
Zum Beispiel brachte der Krieg in der Ukraine die Diskussion auf einen ganz neuen Kurs. Die direkte Demokratie funktioniert nicht immer so, wie es sich die Elite oder die Demokraten erhoffen.
Ohne eine Instanz über dem Volk sollte aber das Volk mit jeder Debatte reifer in seiner Abstimmungsweise werden.
Warum ist Ihr Film ein gutes Beispiel für die direkte Demokratie?
Ich habe von Anfang an gedacht, dass diese Debatte ein gutes Beispiel ist, um sich über die direkte Demokratie Gedanken zu machen. Ein Flugzeug ist eben ein weniger abstraktes Objekt als ein Gesetz.
Das Gespräch führte Anne Meinke.
Kinostart: 14.09.2017