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Erster Disney-Film auf Samisch
Aus Kultur-Aktualität vom 03.01.2020.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 49 Sekunden.
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Deal mit Disney Elsa und Anna sprechen jetzt auch samisch

Für «Frozen 2» bediente sich Disney zahlreicher samischer Symbole – das nordeuropäische Urvolk verlange aber eine Zusammenarbeit: So kam Disneys Kassenschlager am Weihnachtstag als Gegenleistung in der Sprache der samischen Indigenen in die dortigen Kinos.

«Unsere Kultur gehört uns», sagt Aili Keskitalo, Präsidentin des samischen Parlaments in Norwegen. «Will jemand samische Symbole – unsere traditionelle Bekleidung, unsere Lebensweise, unsere Rentierwirtschaft – abbilden, braucht es dazu unsere Einwilligung.»

Symbole der indigenen Kultur

Die samischen Symbole abbilden: Genau das wollten die Walt Disney Animation Studios. Denn auf den bisher erfolgreichsten Animationsfilm «Frozen – die Eiskönigin» von 2013 sollte ein nicht minder erfolgreicher zweiter Teil folgen. Dieser sollte noch mehr Symbole der indigenen samischen Kultur enthalten als der erste Teil.

Die Sami, ein indigenes Volk

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Die Sami sind die Ureinwohner Nordeuropas. Verstreut auf die Länder Norwegen, Schweden, Finnland und die russische Kola-Halbinsel leben über 100’000 Vertreter der indigenen Gruppen.

Genau beziffern lässt sich die Grösse des Urvolkes nicht. Denn durch Unterdrückung und Kolonialisierung in den letzten 200 Jahren haben viele Sami ihre traditionelle Lebensweise und Sprache verloren.

Ein stündiges Radio-Feature widmet sich dem Volk, seinen Wurzeln und seiner Zukunft:

Klischeehaft überzeichnet

Bisher waren die Walt Disney Animation Studios nicht unbedingt dafür bekannt, besonders sensibel mit ethnischen Minderheiten umzugehen.

Mickey Maus kämpfte bereits in Disneys Kurzfilmen aus den Anfangszeiten gegen afrikanische Kannibalen. Von minderwertig und ungebildet bis klischeehaft überzeichnet wurden die Indianer in «Peter Pan» (1953) oder «Pocahontas» (1995) dargestellt.

Eine Maus im Kochtopf über einem Feuer spielt Saxophon.
Legende: Kannibale zwischen Klamauk und Klischee: Früher war Disney im Umgang mit fremden Kulturen unbedarfter als heute (Szene aus «Trader Mickey» von 1932). Disney

Sensibilität zahlt sich auch finanziell aus

Doch bereits für «Moana» (2016), einem Animationsfilm über ein polynesisches Mädchen, arbeitete Disney mit Vertretern aus Fidschi, Samoa oder Tahiti zusammen.

Und «Coco» (2017) über den Tag der Toten in Mexiko wurde als sehr authentisch gelobt. Er wurde bereits innerhalb eines Monats zum finanziell erfolgreichsten Kinofilm in der Geschichte Mexikos. Dies bewies, dass sich für Disney kulturelle Sensibilität auch finanziell auszahlt.

Elsa spielen auf samisch

Und nun eben die Sami. Die samischen Sprachen sind laut der UNESCO Datenbank über gefährdete Sprachen alle vom Aussterben bedroht. Samische Grossmütter und Grossväter erzählen, wie ihnen das Sprechen der eigenen Sprache in der Schule verboten wurde. Wie alles Samische als minderwertig und unnütz galt. Wie mit der Sprache auch die samische Kultur ausstarb.

Ein Porträt von Aili Keskitalo.
Legende: «Unsere Kultur gehört uns!» Aili Keskitalo ist Präsidentin des samischen Parlaments (Sametinget) in Norwegen. flickr / Sametinget / Kenneth Hætta

Sollen die samischen Sprachen erhalten bleiben, müssen die jungen Sami ihre Muttersprache wieder im Alltag benutzen. Es braucht aktive Sprecher.

«Auch samische Kinder spielen Elsa und Anna, die Hauptfiguren aus den ‹Frozen›-Filmen», sagt Aili Keskitalo. «Wie schön, dass sie das nun auch auf samisch machen können.»

Agreement zwischen Disney und den Sami

Und weiter meint sie: «Wir haben erlebt, wie unsere Traditionen und unsere Kunst gestohlen wurden. Für uns war klar: Will Disney unsere Kultur zeigen, dann sagen wir wie. Die Zusammenarbeit mit Disney war erfolgreich. Sie haben versprochen, unsere Kultur mit grossem Respekt zu behandeln.»

Bildrecht gegen Synchronisation – das war der Deal für ein besseres Völkerverständnis.

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