Die 92jährige Schauspielikone Liselotte «Lilo» Pulver bekommt den diesjährigen Ehrenpreis des Schweizer Films . Die Schweizerin war einer der bekanntesten Stars des deutschsprachigen Kinos der 1950er und 1960er.
Zu ihren bekanntesten Filmtitel gehören unter anderem «Uli, der Knecht», «Die Zürcher Verlobung», «Das Wirtshaus in Spessart» oder «Eins, Zwei, Drei». Acht Fakten über den Star aus Bern.
1. Hosen statt Dekolleté
Liselotte Pulver entsprach nicht dem Schönheitsideal der 50er- und 60er-Jahre. Sie war nicht grossbusig und kurvenreich. In Billy Wilders «Eins, Zwei, Drei» musste deshalb beim Dekolleté nachgeholfen werden.
Liselotte Pulver schlüpfte in ihrer Karriere in viele Hosenrollen («Fritz und Friederike», «Das Wirtshaus im Spessart», «Pistolen-Jenny») und wurde zum Gegenbild der typischen Frau: koboldhaft und burschikos. Genau diesen anderen Frauentyp empfanden viele junge Frauen als Befreiung.
2. Die Rebellin
Liselotte Pulver besuchte zwar die vom Vater aufgezwungene Berner Handelsschule – beschloss danach aber gegen den Wunsch ihrer Eltern Schauspielerin zu werden. Auf der Bühne des Berner Stadttheaters und im Schauspielhaus Zürich wurde ihr Talent schnell erkannt und schon bald folgten verlockende Filmangebote.
3. Von Liselotte zu Lilo
Pulvers erster Hollywood-Film war die Kriegsromanze «A Time to Love and a Time to Die» (1958) von Douglas Sirk, die in Nazideutschland spielte. Die amerikanische Presse taufte Liselotte Pulver der Einfachheit halber in «Lilo Pulver» um. Der Name blieb hängen – von da an wurde die Schauspielerin überall einfach «Lilo» genannt.
4. Fast ein Weltstar
Lilo Pulver wirkte im Laufe ihrer Karriere in über 60 Produktionen mit. In Deutschland spielte sie neben Stars wie Paul Hubschmid, in Frankreich an der Seite von Legende Jean Gabin. Der Sprung zum Hollywood-Star gelang ihr aber nicht.
Pulver konnte mehrere Rollenangebote (neben Charlton Heston in «Ben Hur» und «El Cid») wegen Filmverpflichtungen in Deutschland nicht annehmen. Die Frankfurter Allgemeine betitelte sie 1999 als: «Die Unterschätzte, die fast ein Weltstar geworden wäre.»
5. Lilo und die Männer
«Ich habe mich in fast alle meine Schauspielpartner verliebt», meinte Lilo Pulver rückblickend im Interview mit Glanz und Gloria 2009. Bei ihrem ersten Film «Swiss Tour» (1949), bat sie den Regisseur das Skript umzuschreiben, damit sie den US-amerikanischen Hauptdarsteller Cornel Wilde küssen durfte.
Bei späteren Filmen verliebte sie sich in Hardy Krüger, Paul Hubschmid, Erik Schumann, Curd Jürgens – und schlussendlich Helmut Schmid. Mit Letzterem war sie 31 Jahre verheiratet, bis dieser 1992 starb.
6. Vom Kino ins Kinderzimmer
Ab Mitte der 60er-Jahre sah man Lilo Pulver seltener im Kino, dafür öfters im Fernsehen. Von 1977 bis 1983 zog sie in die «Sesamstrasse» und somit in die Kinderzimmer einer ganzen Generation.
In der Serie für Kinder im Vorschulalter war Lilo Pulver neben Kabarettist Henning Venske als Moderatorin zu sehen. Ihre Gespräche mit der vogelartigen Klappmaulpuppe Tiffy und dem tapsigen Kuschelbären Samson gehören zu den Sternstunden des Kinderfernsehens.
7. Lilos Markenzeichen
Das lebensfrohe Image von Lilo Pulver trotzte allen Zeiten und Moden, dazu gehört besonders ihr berühmtes Donnerlachen: Sie wirft ihren Kopf nach hinten und ihr glockig, kehliges und hartnäckiges Lachen erklingt. «Ich lache über alles, um meine Schüchternheit zu überspielen», sagte sie 2009 in einem SRF-Interview.
8. Die zurückgezogene Schweizerin
«Wenn man trotzdem lacht», heisst Lilo Pulvers autobiografisches Werk, das 1993 erschien. Ihr Leben war nicht frei von Schicksalsschlägen. Im Juni 1989 starb ihre 21-jährige Tochter, kurz später erlitt ihr Mann Helmut Schmid einen Schlaganfall.
Seither sieht man Pulver nur noch selten in der Öffentlichkeit, sie lebt zurückgezogen in ihrem Haus am Genfer See: «Ich mache es wie die Hunden und die Katzen, wenn sie nichts zu tun haben, dann schlafen sie», meinte sie vor einem Jahr gegenüber SRF, gefolgt von ihrem berühmten Pulver-Lachen.