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Erfolg von «7 vs. Wild» Darum sind Survival-Serien nicht tot zu kriegen

Leben, Lieben, Leiden: Die Dreifaltigkeitsformel für Reality-TV funktioniert immer noch – mittlerweile auch auf YouTube.

«7 vs. Wild» heisst die Reality-Serie auf YouTube, die aktuell durch die Decke geht. Besonders innovativ scheint das Format auf den ersten Blick nicht: Sieben mehr oder weniger Prominente, die sich in der Wildnis sieben Tage lang durchschlagen müssen. Wer am Ende noch nicht aufgegeben hat, gewinnt.

Erfolgsrezept: Verzweifelte Influencer

Der Trailer trumpft auf mit dramatischer Orchestermusik und sich selbst filmenden Teilnehmern am Rande der Verzweiflung. So simpel das Format, so erfolgreich ist es. Sechs bis neun Millionen Menschen schauen sich die Folgen an.

Das Clevere an der Serie: Die Kandidatinnen und Kandidaten sind Influencer. «Sie bringen ihre ganze Community mit», so SRF-Filmredaktor Enno Reins. «Da hat die Serie gleich garantiertes Publikum.» Zudem veröffentlichen die Teilnehmenden zu jeder Folge eigene Reaction-Videos auf ihren Social-Media-Kanälen. Das steigert die Popularität von «7 vs. Wild» weiter.

Viele Reality-Serien sprechen mittlerweile die jüngere Zielgruppe an, sagt Rainer Laux, der Macher von «Big Brother» (oder neu «Promi Big Brother»). Ob Shows um Dating oder das pure Überleben – für die Streamingdienste sind sie eine Goldgrube.

Minimales Equipment, maximale Hilflosigkeit

Dabei lassen die Stars und Sternchen die Zuschauer heute besonders nah heran. In «7 vs. Wild» filmen sie sich gleich selbst.

«Es ist eine intimere Situation», so Enno Reins. «Man hat wirklich das Gefühl, die sind allein und hilflos in der Wildnis.» Die anderen TV-Formate hingegen setzen auf Kameraleute: «Sprich, die Person ist gefühlt nie allein.»

Verwackelte Kameras und spontane Verzweiflungsmomente kommen beim Publikum authentisch an. Auch Rainer Laux sieht den Erfolg der Reality-Serien auf Social Media in diesem Hilflosigkeits-Effekt: «Die Survival-Formate im deutschen TV funktionieren einfach nicht. Der Zuschauer sagt: ‹Da steht ja eine Kamera, dem wird schon nichts passieren.›» Die gefühlt authentische Isolation und Gefahr sorgt für den Zuschauer-Kick.

Altes Rezept, neu aufgekocht

Ähnliche Erfolge, wie wir sie jetzt bei «7 vs. Wild» sehen, erzielten bereits etablierte Formate wie «Das Dschungelcamp» oder die Inselshow «Survivor». Auch fiktionale Produktionen wie «Squid Games» oder «Die Tribute von Panem» trumpften mit der Survival-Idee auf.

Das Prinzip ist immer ähnlich: Gewöhnliche Menschen werden in ein extremes Setting gesteckt und zu extremen Handlungen gezwungen. Die Zuschauenden fragen sich womöglich: Wie würde ich mich in einer ähnlichen Situation verhalten?

Beliebt und billig

Ein netter Nebeneffekt: Die Produktion ohne grosse Crew und Kamera-Installationen ist um einiges günstiger, sagt Filmredaktor Enno Reins. «Du hast die kleinen Kameras, gibst sie den Kandidaten mit, lädst die in der Wildnis aus. Das war’s.»

Bei Formaten wie «7 vs. Wild» scheint es zu funktionieren. Die Serie ist mittlerweile in der zweiten Staffel angekommen.

Radio SRF 3, 18.11.2022, 14:15 Uhr ; 

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