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Film & Serien «Achtung, fertig, WK!» – ein Kinoknaller zur Wehrpflicht-Debatte

Erfüllen Militärkasernen als Erholungsort für stressgeplagte Männer einen psychohygienischen Zweck? Oliver Rihs' Armee-Komödie «Achtung, fertig, WK!» knöpft sich nach nach dem Publikumshit zur RS die «grünen Ferien» vor – und ist dabei lustiger und weniger banal als sein Vorgänger.

«Achtung, Fertig Charlie!»

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Der erste Teil der Schweizer Armee-Komödie kann online in Play SRF angeschaut werden.

Yogalehrer Alex (Matthias Britschgi) hat ein Problem. Der werdende Vater und braucht dringend einen passendes Plätzchen für seine Freundin Anna (Liliane Amuat), das Baby und sich. In seiner Not schliesst der überzeugte Militärdienstverweigerer einen Pakt mit Annas Vater, dem Kompanie-Kommandanten Reiker (Marco Rima), der ein leerstehendes Häuschen besitzt.

Der Preis für die Miete ist hoch: Alex muss nicht nur einen WK absolvieren, sondern gleich noch die ganze Kompanie auf Vordermann bringen. Schafft er das nicht, wird Annas Vater in Frührente geschickt und braucht das Häuschen selbst – als Altersresidenz.

Fortsetzung nach zehn Jahren

Die Geschichte der Fortsetzung von «Achtung, fertig, Charlie!» mag etwas konstruiert, ja sogar realitätsfremd wirken. Doch deren zwischen Nostalgie und Unbehagen pendelnde Grundhaltung zur helvetischen Wehrpflicht ist heute immer noch so aktuell wie damals – das Schlagwort «Hassliebe» trifft den Sachverhalt wohl am besten.

Filminfos

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«Achtung, fertig, WK!», CH 2013, Regie: Oliver Rihs, Drehbuch: Güzin Kar. Mit Matthias Britschgi, Marco Rima, Manuela Biedermann, Martin Rapold, u.a.

Zum Interview mit Drehbuchautorin Güzin Kar

«Achtung, fertig, WK!» fängt die breit verankerte Ambivalenz zwischen sentimentaler Verbundenheit mit dem traditionellen Milizgedanken und rationaler Ablehnung des Militärs als veraltetem Männer-Macht-Geflecht gut ein. Kaum einer würde aus freien Stücken einrücken. Aber wenn man selbst schon drei Wochen im Jahr in einer kargen Kaserne leben muss, soll das für den Herrn Nachbarn bitteschön genauso gelten. Der kollektive Zwang erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, dem sich kaum einer entziehen kann. Aus dem staatlich verordneten Kameradschaftsdienst ist so manch echte Männerfreundschaft erwachsen.

Wehrpflicht für beide Geschlechter?

Das Schweizer Militär ist eine Institution, in der Maskulinität traditionell gross geschrieben wird. Im Film gibt der Kompanie-Kommandant gleich zu WK-Beginn den Tarif bekannt: «Ich begrüsse Sie zu den schönsten drei Wochen des Jahres. In denen ein Mann noch ein Mann sein darf… und eine Frau auch ein Mann!»

Weil das die wenigsten Damen wollen, bleibt die Frauenquote tief. Wenn wirklich das Bedürfnis bestünde, diese zu erhöhen, gäbe es längst eine Wehrpflicht für beide Geschlechter. Stattdessen gilt weiterhin die Formel: Männer müssen, Frauen dürfen. Widerspricht diese einseitige gesetzliche Regelung nicht fundamental dem Prinzip der Gleichberechtigung?

Die Darsteller lassen sich nicht auf ideologische Grabenkämpfe ein – im Interview genauso wenig wie auf der Leinwand. Sie schaffen mit ironischem Witz Distanz oder flüchten sich in kuschelige Nostalgie. «Achtung, fertig, WK!» tut beides und ist als politisches Vehikel zur Meinungsbildung darum – ganz gewollt – untauglich.

Auftrag erfüllt

Programmhinweis

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«Achtung, fertig, WK!» wird am 28.6.2015 um 20.05 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

Punkto Unterhaltung hat Oliver Rihs' Militärkomödie seinen Auftrag dagegen erfüllt. «Achtung, fertig, WK!» ist dank grösserer Humorvielfalt und stärkerer Dialoge deutlich lustiger als sein äusserst pubertärer Vorgängerfilm. In Richtung der «WK!»-Macher darf deshalb – ganz wie im Militär – verdientermassen die folgende Weisung gehen: «Ruhn!».

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