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Mad Max steht auf der offenen Strasse mit einem Dolch in der Hand, hinter ihm ein Hund.
Legende: Max Rockatansky alias «Mad Max» (Mel Gibson) startet in «Mad Max II – Der Vollstrecker» (1981) einen Rachefeldzug. Kennedy Miller Productions/Warner Bros.

Film & Serien George Miller: von Mad Max zu Schweinchen Babe und wieder zurück

Das Personal in den Filmen des australischen Regisseurs George Miller könnte unterschiedlicher nicht sein: Da ist der Strassenkrieger Mad Max, dort sind das Schweinchen Babe und der Königspinguin Mumble. Trotzdem haben Millers Helden eines gemeinsam: Sie sind auf der Suche nach ihrer Bestimmung.

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«Mad Max II – Der Vollstrecker». Freitagnacht, 22. Mai 2015, um 00:10 Uhr auf SRF 1.

Neun abendfüllende Spielfilme hat der australische Regisseur George Miller seit 1979 fürs Kino realisiert. Zum einen sind das Marginalien wie «The Witches of Eastwick» (1987) und «Lorenzo's Oil» (1992); zum anderen sind das Kassenschlager wie «Mad Max» (1979), das «Schweinchen namens Babe» (1995) oder «Happy Feet» (2006) – sie haben den ehemaligen Notfallarzt Miller unsterblich gemacht.

Die Zukunft von gestern

Porträt Georg Miller mit Brille.
Legende: Regisseur George Miller setzte mit seiner «Mad Max»-Reihe neue Massstäbe. Wikimedia/Eva Rinaldi

Besonders mit dem Strassenkrieger Mad Max kreierte Miller eine mythische Figur, die die Zeit überdauerte und gut ins Heute passt. «Mad Max: Fury Road» heisst sein neuster Streich.

Millers Dystopie ist in der Gegenwart angekommen. So kommt es nicht von ungefähr, dass heute gerne von «Mad Max»-Szenarien spricht, wer von zerfallenden Staaten, von postapokalyptischen Wüstenlandschaften, messianischen Eiferern, jugendlichem Männlichkeitswahn und entfesselter Gewalt redet.

Die Gegenwart, wie sie der IS heute realisiert, entwarf George Miller 1979 als düster-trashige Zukunftsvision. Mit seinem ersten Spielfilm «Mad Max» beerbte er den Italowestern und erweiterte Macker-Genres wie die damals populären Selbstjustizthriller, Zombie-Schocker, Kannibalen- und Barbaren-Fantasy oder Söldner-Streifen um den postapokalyptischen Actionthriller.

Romantischer Apokalyptiker

George Miller setzte die Lust am Untergang perfekt ins Bild und sorgte damals bei der «No future»-Generation für jenen Thrill, der bis heute als Antrieb für junge Männer funktioniert, die ihre Rache- und Selbstermächtigungsphantasien im Aufstand gegen die Regeln der zivilisierten Welt ausleben. Zur Ikone wurde dabei der von Mel «Mad» Gibson gespielte Ex-Cop Max Rockatansky, der als Mad Max mit seiner verbeulten V8-Rakete (Ford Falcon XB GT) auf der Suche nach Benzin cool durch die Trümmer der Wohlstandsgesellschaft raste und dabei verdammt gut aussah.

Spätestens nach «Mad Max: Der Vollstrecker» – der überaus gelungenen Fortsetzung des Überraschungshits von 1979 – vermutete man hinter dem Schöpfer der Figur einen zynischen Finsterling mit schwarzem Herzen, der gerne mal seine durchgeknallten Kumpane dabei filmt, wie sie im Outback Autos zu Schrott fahren.

Aber dass Miller alles andere als ein sadistisch veranlagter Misanthrop ist, zeigte er bereits 1985 mit «Mad Max III», in dem nicht nur Mel Gibsons Frisur auf Versöhnung geföhnt war. Auch die mosesgleiche Anlage des Helden, der ein Rudel Waisenkinder zum Tina-Turner-Heuler «We Don’t Need Another Hero» ins gelobte Land führt, zeigte seinen Optimismus.

Der Apokalyptiker entpuppte sich als Frohnatur, seine Weltsicht ist weniger nihilistisch als vielmehr tiefromantisch gefärbt. Wie vor ihm schon George Lucas («Star Wars») berief sich auch Miller auf die Einsichten eines Carl Gustav Jung und das Mythen-Kompendium «Ein Held mit tausend Gesichtern» von Joseph Campbell.

Ein Schweinchen mit Herz

George Miller begreift seine Geschichten und mythologischen Figuren denn auch als individuellen Ausdruck universeller Erfahrungsmuster. Ein ums andere Mal erzählt er die archetypische Story vom Helden wider Willen, der die Familie verliert, in Widerspruch zur Herkunftsgesellschaft gerät, aus ihr ausgestossen wird und sich daraufhin allein auf eine abenteuerliche Reise begibt.

Auf seiner Wanderung geht er die unwahrscheinlichsten Allianzen ein, wobei ihm jeweils Dinge widerfahren, die ihn zu seiner Bestimmung führen. Das funktionierte bei Mad Max ebenso gut wie bei Schweinchen Babe. Das herzige Ferkel, das sich mit List, Charme und Eigensinn in einer ihm feindlich gesonnenen Umwelt behaupten muss, wird zum weltweiten Phänomen. Mit der weitaus düstereren Fortsetzung «Schweinchen Babe in der grossen Stadt» (1998) konnte Miller jedoch nicht an diesen Erfolg anknüpfen.

Beitrag zum Thema

2006 brach Miller erneut ins Tierreich auf. Im Animationsfilm «Happy Feet» ist es der Königspinguin Mumble, der sich überalterten Traditionen widersetzt und auf der Suche nach seiner Bestimmung seine wahren Stärken – den Stepptanz – erkennt und es in dieser Disziplin zur Meisterschaft bringt. «Happy Feet Two», die Fortsetzung des weltweit erfolgreichen Pinguin-Epos, war 2011 Millers bislang letzter Kinofilm und sein erster in 3D.

2015 schliesst sich mit «Mad Max: Fury Road» der Kreis. Anstelle der alten Strassenkrieger-Filme läuft nun ein «Mad Max»-Film in den Kinos, der ohne Mel Gibson auskommt, dafür in 3D zu sehen ist.

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