Grösser und besser als der vorige Teil, so lautet das Motto üblicherweise bei Filmfortsetzungen, sprich grösseres Budget, mehr und bessere Effekte, mehr Action. In «Iron Man 3» wird dies so versinnbildlicht: Der Ingenieur und Milliardär Tony Stark gibt sich nicht mehr mit nur einem «Iron-Man»-Anzug zufrieden, den er punktuell verbessert. Er hat inzwischen 42 Eisenrüstungen zusammengebaut, die als «Iron-Männer» einzeln ferngesteuert werden können. Statt «Iron Man» alleine stürzt sich jetzt eine ganze Armee an «Iron Men» in den Kampf.
Von einer Superheldenwelle zur nächsten
42 Eisenhelden nebeneinander, das ist auch Sinnbild für etwas, das über diesen Film hinausgeht: «Iron Man 3» ist Teil einer gross angelegten Superhelden-Serie, die 2008 mit dem ersten «Iron Man»-Film ihren Anfang nahm. Damals wurde dieser Comic-Held erstmals auf Grossleinwand gezeigt – und zwar vom gigantischen Comic-Verlag Marvel. «Iron Man» war so erfolgreich, dass der Grosskonzern Disney Marvel ein Jahr später aufkaufte – und weitere Marvel-Helden wie Thor, Hulk und Captain America nacheinander zu Kinostars machte.
Parallel dazu produzierte Disney passende Zeichentrickfilme für das Fernsehen, die Marvel-Helden für die Kinogänger von morgen. Dass nebenbei noch dazu passende, neue Comicbücher mit herausgegeben wurden, versteht sich von selbst.
«Iron Man 3» ist der Vorbote einer weiteren gigantischen Superheldenwelle, die auf die Kinogänger zurollt: Schon im Herbst dieses Jahres folgt der zweite «Thor»-Film, nächsten Frühling «Captain America 2». Im Sommer 2014 will «Guardians of the Galaxy» dem Kinopublikum dann neue Comic-Helden aus dem Marvel-Universum vorstellen. Parallel dazu: Die TV-Serie «Agents of S.H.I.E.L.D.», die ab Herbst 2013 von den menschlichen Agenten inmitten dieser Superhelden erzählt.
Geht die perfekte Vermarktungsstrategie auf?
Als Höhepunkt der Superheldenwelle gilt «The Avengers 2», der 2015 ausgestrahlt wird – ein weiterer sogenannter Crossover-Film, in dem alle Comic-Helden aufeinandertreffen, die zuvor in Einzelfilmen etabliert wurden.
Eine Strategie, die sich bewährt hat: Auch die von «Iron Man 1» eröffnete erste Phase von Marvels Kino-Universum wurde von einem «Avengers»-Film abgeschlossen. Dieser spielte 1,5 Milliarden Dollar ein und avancierte so zum dritterfolgreichsten Film aller Zeiten. Nur «Avatar» und «Titanic» liessen die Kassen noch mehr klingeln.
Nicht ohne Robert Downey Jr.
Es gibt aber ein Fragezeichen in diesem Plan: Robert Downey Juniors 50-Millionen-Dollar Vertrag mit Marvel läuft nach «Iron Man 3» aus. Weitere Avengers-Abenteuer ohne ihn? Unvorstellbar! Sein Charisma allein garantiert schon einen spassigen Kinobesuch. Marvel kann es sich gar nicht leisten, auf ihn zu verzichten. Kein Wunder, halten sich auch hartnäckig die Gerüchte, dass der Hollywoodstar zumindest für «The Avengers 2» wieder in die Eisenrüstung schlüpft – und vielleicht sogar für «Iron Man 4».
«Iron Man 3» hat noch einen zweiten Trumpf in der Hand: Oscargewinner Sir Ben Kingsley in der Rolle des Terroristen Mandarin. Aus dem Fu-Manchu-Verschnitt der Marvel-Comics wurde für den Kinofilm ein Bin-Laden-Klon. Dieser spricht seine Bekennervideos nach Anschlägen aber mit einem deutlichen amerikanischen Akzent. Ein Terrorist, der kulturell bewusst schwer einzuordnen ist: Osten, Westen – von allem etwas. Ein Feindbild, das das Böse nicht nur auf einer Seite fest macht. Raffiniert.
Mehr als ein kleines Einzelteil im Superhelden-Puzzle
Kingsley als Bösewicht ist der heimliche Höhepunkt des Films. Der Mandarin ist wohl der denkwürdigste Superschurke seit dem Joker in «The Dark Knight». Dass «Iron Man 3» mehr ist als nur ein kleines Einzelteil in einem grossen Superhelden-Puzzle, das hat er auch Shane Black zu verdanken. Der für diesen Teil neuverpflichtete Regisseur und Autor hatte sich Ende der 80er-Jahre mit seinem Drehbuch zu «Lethal Weapon» einen Namen gemacht.
In «Iron Man 3» gelingt ihm das Kunststück, dem ohnehin schon prägenden Humor von Robert Downey Jr. noch mehr Biss zu verleihen. Und Shane Black geht Risiken ein, die für solche grossen, präzise geführten Superhelden-Blockbuster ungewöhnlich sind. Für Überraschungen im Kino ist also gesorgt.