Vor zehn Jahren wäre dieser kleine Zombiefilm mit Herz und Schwarzenegger eine Sensation gewesen. Arnold Schwarzenegger spielt einen Farmer, der zu seiner von einem Zombie gebissenen Tochter (Abigail Breslin) hält bis zum bitteren Ende.
Aber unterdessen sind nicht nur im Kino die Zombies in allen herzhaften Varianten von « Shaun of the Dead » bis « World War Z » durchgespielt worden. Mit der Endlosserie «The Walking Dead» hat auch der herzzerreissende Grusel im Alltag jede nur denkbare direkte und allegorische Variation durchlaufen.
Ein Schwarzenegger tut, was er tun muss
Dabei ist die Geschichte des aufrechten Farmers, der tut, was nötig ist, aber erst dann, als es nicht mehr anders geht, durchaus herzergreifend. Abigail Breslin spielt gewohnt souverän den Teenager, der sich seiner Familie und Freunde entfremdet nach der Ansteckung mit dem grassierenden Zombie-Virus.
Etwas steifer ist dabei Joely Richardson als zweite Frau und Stiefmutter Maggies, in einer Rolle, die über pure Funktion selten hinaus kommt. Sie schickt Maggie zwei jüngere Halbgeschwister zur Sicherheit zu ihrer Schwester, als der Vater die kontaminierte Tochter nach Hause bringt. Und sie kann ihre Angst und ihren Abscheu nur schlecht verstecken. Von Richardson hat man schon lebhaftere Performances gesehen. Aber vielleicht hat sie das Feld freiwillig und grosszügig für Arnold Schwarzenegger geräumt.
Wie Chuck Norris in seinen besten Zeiten
Der sieht mit struppigem Bart und gefährlich zusammengekniffenen Augen meistens aus wie Chuck Norris in seinen besten Zeiten, und er spielt mit nur wenig mehr sichtbarer Bandbreite. Dass Schwarzenegger als verzweifelter Vater trotzdem rührt, hat vor allem mit Abigail Breslin zu tun. Wenn die beiden zusammen auf der Leinwand sind, entsteht aus der Behauptung eines vertrauten Vater-Tochter-Verhältnisses immer mal wieder ein spürbarer Moment.
Im Kern verbindet Maggie zwei ziemlich abgehalfterte Genres, den tragischen Zombiefilm und die Schmonzette vom sterbenden Teenager. Dabei gelingen Henry Hobson durchaus ein paar Überraschungen. Die schönste ist vielleicht ein gemeinsamer Abend der Dorf-Teenager beim alten Reservoir, in Treffen von Freundinnen und Freunden, bei dem alle im Bild sind über die Ansteckung einzelner von ihnen und dies auch sehr ernsthaft diskutieren.
Flinte statt Spritze
Und am schauerlichsten wird der Film (wie so oft im Kino) wenn etwas geschildert wird, das nicht zu sehen ist. In diesem Falle ist es die Behandlung der Angesteckten in den Quarantäne-Spitälern. Den Angehörigen wird erzählt, die würden da liebevoll bis in den Tod gepflegt und mit einer Art Impfung vom Schlimmsten erlöst. Tatsächlich aber, so erzählt Maggies ebenfalls angesteckter Freund, würden alle einfach zusammengepfercht, egal welches Stadium sie schon erreicht hätten. Und da würden dann die einen über die anderen herfallen und niemand schere sich einen Deut darum.
Und der Hausarzt übergibt Maggies Vater zwar das Serum mit der Spritze, um die Tochter rechtzeitig zu euthanasieren. Er empfiehlt ihm aber zugleich, lieber die Flinte zu nehmen, das sei humaner und weniger schmerzhaft für Maggie.
Kein subversiver Film
«Maggie» ist eine kompetent und nach allen Regeln der Kunst gebauter Genre-Hybrid, aber auch nicht mehr als das. Die Motive vom Quarantäne-Lager, der auslaufenden Solidarität der Menschen untereinander und vom Hochhalten der Familienwerte werden weder hinterfragt noch sonst wie fruchtbar gemacht. Maggie fehlt es am wesentlichen Element für spannendes Genre-Kino: an der Subversivität.
Aber das ist ja nicht weiter erstaunlich. Mit dem unglaublichen Erfolg von «The Walking Dead» sind George A. Romeros gesellschaftshinterfragende Zombies der 60er-Jahre im wohligen Konsens des mehrheits- und kinderfähigen Wohlstandsgrusel angekommen. Die nächste Zombie-Variation muss sich etwas neues einfallen lassen – oder Romeros eigene Idee der sich solidarisierenden Zombies weiterspinnen.