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Filmfestival Zürich Klamauk, Kunst, Krimi: Marcel Hoehns Gesamtwerk wird preisgekrönt

Vier Jahrzehnte lang hat der Zürcher Filmproduzent Marcel Hoehn das Schweizer Filmschaffen geprägt, als treibende Kraft hinter Regisseuren wie Daniel Schmid und Christoph Schaub. Am Zurich Film Festival erhält er einen Preis für sein Gesamtwerk.

Als Marcel Hoehn im Jahr 1976 seine Produktionsfirma «T&C Film» gründete, setzte er sich nicht ins gemachte Nest: Die Zeit des Populärkinos von Kurt Früh und Franz Schnyder war vorbei. Neue Talente wie Kurt Gloor oder Alain Tanner scheuten sich, mit Berufung auf ihre künstlerische Freiheit, die Finanzierung ihrer Werke in fremde Hände zu geben.

Der einzige unabhängige Schweizer Kinofilmproduzent, der zu diesem Zeitpunkt wirklich Geld verdiente, dürfte Erwin C. Dietrich gewesen sein – und der hatte sich damals längst auf Sexfilme spezialisiert. Auch in Höhns Filmografie ist rückblickend ein gerüttelt Mass Sinnlichkeit zu finden, doch dazu später.

Walö Lüönd und Emil Steinberger als Beamte
Legende: Legendär: Walö Lüönd und Emil Steinberger als biederte Beamte in «Schweizermacher». SRF

Hoehn spezialisierte sich in einer ersten Phase auf Werbefilme, aber schon bald hatte er ein erstes Spielfilmprojekt an Bord, das seine Karriere grundlegend verändern sollte: «Die Schweizermacher». Rolf Lyssys Einbürgerungskomödie mit Emil Steinberger und Walo Lüönd wurde 1978 zum meistgesehenen Schweizer Film aller Zeiten.

Vom Klamauk zum Erotikdrama

Von da weg hätte Hoehn die gefundene Zauberformel zu seinem Geschäftsmodell erklären können: Klamaukig-romantische Filme zu brisanten Themen mit beliebten Darstellern vor der Kamera. Doch schon «Kassettenliebe», das nächste gemeinsame Projekt von Lyssy und Hoehn, war trotz Emils erneutem Einsatz ein zu diskreter Film, um wieder ein derart grosses Publikum zu erreichen. Ausserdem hatte Hoehn mittlerweile jemanden kennengelernt, der seine Zukunft noch weit nachhaltiger bestimmen sollte als Lyssy: Daniel Schmid.

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Der gebürtige Bündner Schmid hatte sich in Deutschland bereits einen Namen gemacht. Doch er war ein Künstler, der stur seinen persönlichen Instinkten und Leidenschaften folgte, unabhängig von Zeitgeist und Massengeschmack. Hoehn nahm die Herausforderung an – und in der Tat gelang Schmid mit dem Erotikdrama «Hécate» (1982) einer der schönsten Filme seiner Karriere. Die Zusammenarbeit der beiden sollte bis zu Schmids Tod im Jahr 2006 andauern.

Internationales Schaffen

Hoehn produzierte derweil die unvergänglichen Experimentalwerke des Künstlerduos Fischli/Weiss (insbesondere «Der Lauf der Dinge» von 1987), später auch zahlreiche Dokumentarfilme, und er gewann zusätzliche Erfahrung im Bereich der internationalen Koproduktionen mit Frankreich und Italien.

In der zweiten Hälfte der Neunziger beteiligte er sich dann an anspruchsvollen französischen Spielfilmen wie der Seidenfetisch-Romanze «Le cri de la soie» (1996) von Yvon Marciano und dem dreistündigen Rachethriller «Secret défense» (1998) von Jacques Rivette.

Gleichzeitig griff er auch dem Schweizer Spielfilm wieder unter die Arme. Das mystische Kinderdrama «Vollmond» (1998) von Fredi M. Murer und die Satire «Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz» (1999) von Daniel Schmid zeugten vom Willen Hoehns, dem Schweizer Spielfilm zu neuer Popularität zu verhelfen.

Auf beiden Seiten des Röstigrabens

Um die Jahrtausendwende herum erwies sich für Hoehn die Beteiligung an der deutschen, romantischen Komödie «Bella Martha» (2001) als Glücksgriff. Vor allem aber konkretisierte sich jetzt die Zusammenarbeit mit einem Schweizer Regisseur, den Hoehn zu diesem Zeitpunkt schon lange kannte: Christoph Schaub.

Schaub und Hoehn fanden sowohl im Dokumentar- als auch im Spielfilm zusammen. Insbesondere die auf einer Idee von Hoehn basierende Au-Pair-Komödie «Jeune Homme» (2006) war ein cleverer – und geglückter – Versuch, mit einem populären Stoff auf beiden Seiten des Röstigrabens anzukommen.

Diesen Sommer nun hat Marcel Hoehn seine «T&C Film AG» nach 40 Jahren an «Frenetic Films» verkauft und steht noch beratend zur Seite. Der Lifetime Achievement Award am Zurich Film Festival gilt also noch nicht für ein abgeschlossenes Lebenswerk, aber immerhin für ein abgeschlossenes Kapitel Firmengeschichte.

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