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Filmschatz «Blue Velvet»
Aus Kultur Webvideos vom 20.01.2021.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 7 Sekunden.
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Happy Birthday, David Lynch Abstossend oder brillant? David Lynch wird 75

Seine Filme werden geliebt oder gehasst. Wie kam es dazu? Auf den Spuren des Kult-Regisseurs.

Zu gewalttätig. Zu pornografisch. So die Meinung vieler Zuschauenden 1986 zum Mystery-Thriller «Blue Velvet». Massenweise verliessen sie die Kinos. Viele verlangten ihr Geld zurück.

Das war Regisseur David Lynch ziemlich egal. Er zog sein Ding durch. Das war schon immer düster, surreal und verstörend.

Der behütete Junge liebt das Kranke

Aufgewachsen ist er im Nordwesten der USA. Sein Vater war Agrarwissenschaftler, die Mutter Lehrerin. Er habe seine Kindheit in einer «sehr schönen Welt» verbracht, sagte er 1986 im Interview mit einem kanadischen TV-Sender.

«Danach habe ich einen grossen Teil meines Lebens damit verbracht, die andere Seite zu erforschen. Die seltsame Krankheit der Gesellschaft.» Das Verborgene, das hinter der heilen Fassade liege, habe ihn schon immer fasziniert.

Der Kunststudent will mehr Bewegung in seinen Gemälden

Das Düstere erforschte er auch in seinen Gemälden. David Lynch studierte Kunst und malte oft surreale, albtraumhafte Bilder.

Zwei junge Frauen schauen sich in einem Museum ein Bild an. Es ist mit schwarzer Farbe auf einen weissen Hintergrund gemalt und zeigt eine abstrakte Figur mit einer Pistole in der Hand, die sie nach vorne richtet. Darunter ist ein simpel gezeichnetes Haus zu sehen. Über der Figur steht: "Someone is in my house."
Legende: Lynchs Gemälde werden auch heute noch ausgestellt. Getty Images Entertainment/Glenn Hunt

Bald wurde ihm das aber zu langweilig. Etwas habe gefehlt, erzählt er später. «Ich wollte, dass sich meine Bilder bewegen.» Also begann er, mit der Kamera zu experimentieren.

So entstand 1966 der erste Kurzfilm des damals 20-Jährigen. «Six Men Getting Sick» ist eine Mischung aus Kunstfilm und Gemälde.

Der Vater verarbeitet seine Gefühle mit Horror

Auch wenn David Lynch bis heute Gemälde schafft, setzte er aufs Filmemachen. Er absolvierte ein Filmstudium. 1977 kam sein erster Spielfilm in die Kinos. An «Eraserhead» hatte Lynch fast 4 Jahre gearbeitet.

Ein schwarz-weiss-Foto: Zwei Männer stehen nebeneinander. Der rechts trägt einen Hut und gestikuliert mit den Händen, er scheint dem anderen etwas zu erklären. Der links hält eine Papiertüte in der Hand und hört zu.
Legende: David Lynch (rechts) mit seinem Hauptdarsteller Jack Nance am Set von «Eraserhead». Mauritius Images/Collection Christophel

Darin soll er auch eigene Gefühle verarbeitet haben. Der Horrorfilm handelt von einem frischgebackenen Vater, der mit seiner Rolle überfordert ist. Lynch selbst wurde mit 22 Jahren ungewollt Vater einer Tochter.

Viele Kritiker*innen verrissen «Eraserhead». Einer schrieb, der Film sei eine «unerträglich geschmacklose Erfahrung».

Trotzdem machte Lynch sich damit als künstlerischer Filmemacher einen Namen. «Eraserhead» wurde zum Underground-Geheimtipp. Der Schweizer Alien-Erfinder HR Giger und der Regisseur Stanley Kubrick bezeichneten ihn als ihren Lieblingsfilm.

Der Regisseur hat den Durchbruch mit einem «Porno»

In den Mainstream schaffte es Lynch aber erst 1986 mit seinem vierten Spielfilm: «Blue Velvet».

Zwei Männer, der links spricht, der rechts hört zu. Der rechte Mann hat ein blaues Auge geschminkt und trägt einen Ring im Ohr.
Legende: David Lynch (links) mit dem verprügelt geschminkten Kyle MacLachlan am Set. Vielen Zuschauenden war der Film zu gewalttätig und verstörend. Imago Images/Prod.DB

Darin kehrt der College-Student Jeffrey (Kyle MacLachlan) in seinen idyllischen Heimatort zurück. Doch hinter der heilen Fassade lauert das Böse. Jeffrey wird in einen Sumpf aus Folter, Entführung, Erpressung und Sex gezogen.

Für einige Zuschauende zu viel. Für andere ein Meisterwerk. Heute ist «Blue Velvet» ein Kult-Film. Und Lynch gilt als einer der bedeutendsten Regisseuren.

In seinen späteren Werken wie der Erfolgsserie «Twin Peaks» sind viele Elemente zu finden, mit denen Lynch auch in «Blue Velvet» experimentierte: Das Surreale, das Verborgene, das Abstossende, das Voyeuristische. Typisch Lynch, eben.

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