«Ich bin Spartacus!» – «Nein, ich bin Spartacus!» – «Ich bin Spartacus!» Um ihren Anführer vor der Kreuzigung durch die Römer zu schützen, behauptet jeder einzelne der Männer, er sei der Anführer des Sklavenaufstands. Und dem wahren Spartacus treibt das beinahe die Tränen in die Augen.
Dabei kann es nur einen Spartacus geben: Superstar Kirk Douglas, schauspielerisch treibende Kraft hinter dem Aufstand im Monumentafilm von Stanley Kubrick. Und hinter der Kamera wirkte er als Produzent mit Selbstbewusstsein und Chuzpe im Jahr 1960. Da war Kirk Douglas 44 Jahre alt und ein Superstar.
Durchtrainierter Körper, charakteristisches Kinngrübchen
Sklave, Gladiator, unbesiegbarer Kämpfer: Das Image hatte sich der Sohn jüdisch-russischer Einwanderer in New York hart erarbeitet, als Ringkämpfer, Hausmeister und Navy-Soldat im Zweiten Weltkrieg. Und schliesslich, dank Stipendium, als ausgebildeter Schauspieler.
Douglas begann am New Yorker Broadway auf der Bühne und startete ab 1946 in Hollywood durch, zunächst häufig als eindrücklicher Schurke. Sein durchtrainierter Körper, der durchdringende Blick und das charakteristische Kinngrübchen machten ihn unverwechselbar.
Um jeden Preis an die Spitze
Er habe nie gezögert, sogenannt unsympathische Rollen anzunehmen, meinte Kirk Douglas viel später. Ihn habe stets das dramatische Potenzial der Rollen interessiert. Zweifelhafte Charaktere seien nicht nur spannender, moralisch anfechtbare Handlungen seien auch ganz einfach Teil der amerikanischen Realität.
Schliesslich begleite nicht zuletzt Skrupellosigkeit den amerikanischen Traum, der Wunsch, es um jeden Preis an die Spitze zu schaffen, so Douglas.
Er wählt seine Rollen sorgfältig aus
So war es auch mit seiner bis heute bekanntesten der frühen Rollen, als «Reporter des Satans» im Boulevard-Journalisten-Drama «Ace in the Hole» von 1951. Die Figur des skrupellosen Reporters Jack Tatum, der einen lebendig Verschütteten zum Reality-Star macht, hat Douglas dabei genau so gereizt wie die Chance, mit Regie-Legende Billy Wilder zusammenzuarbeiten.
Douglas suchte sich nicht nur seine Rollen sorgfältig aus, sondern zunehmend auch die Regisseure, von denen er glaubte, etwas lernen zu können. Eine seiner bis heute eindrücklichsten Rollen spielte er 1956 als Maler Vincent van Gogh in Vincente Minellis «Lust for Life».
Douglas setzte Kommunisten-Hysterie ein Ende
Schliesslich war Kirk Douglas nicht nur als Star etabliert, sondern auch selbstbewusst genug, um die berüchtigte «Hollywood-Blacklist» der McCarthy-Kommunisten-Hysterie zu beerdigen.
Dies tat er, indem er 1959 den gesperrten Drehbuchautor Dalton Trumbo nicht nur für das «Spartacus»-Drehbuch verpflichtete, sondern auch darauf bestand, dessen Namen im Vorspann zu nennen.
Vor zwei Jahren, halbseitig gelähmt und gezeichnet von einem Schlaganfall, erinnerte sich Kirk Douglas mit Stolz und Wehmut. Er sei eben viel jünger gewesen damals und viel starrköpfiger. Und die Geschichte mit Trumbos Rehabilitierung eigentlich sein einziger wirklich rebellischer Akt.
100 Jahre, 90 Filme
Kirk Douglas war der Reporter des Satans, er war Vincent van Gogh, er war Spartacus. Er hat in seinen 103 Jahren rund 90 Filme entscheidend geprägt. Mit seiner unbändigen Lebenslust auch nach einem Schlaganfall machte er Millionen von Menschen Mut, halbseitig gelähmt und vom Rollstuhl aus, mit seiner dritten Autobiografie «My Stroke of Luck».
Kirk Douglas war und blieb ein Kämpfer auf der Leinwand und im wirklichen Leben.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 06.02.2020, 6.50 Uhr