Es allen recht machen? Unmöglich. Ivo Kummer scheint jedoch vieles richtig gemacht zu haben während seiner Laufbahn als Leiter Sektion Film beim Bundesamt für Kultur (BAK). Dabei war die Ausgangslage 2011 bei seinem Amtsantritt alles andere als einfach.
Ivo Kummer setzte sich vor zwölf Jahren auf einen heissen Stuhl und musste das erschütterte Vertrauen der Schweizer Filmbranche in die Behörde zurückgewinnen. Denn zwischen Filmschaffenden und seinem Vorgänger Nicolas Bideau herrschte Eiszeit. Bideau hatte mit seinen dem Mainstream zugewandten Förderkonzepten für Kontroversen und gehässige Streitereien gesorgt.
Eine unglückliche Folge davon war die Spaltung der Produzentenverbände – es herrschte Krach an allen Fronten. Ivo Kummer sollte als «Friedenstaube des Schweizer Films» wieder Ruhe in die Branche bringen. Jetzt ist die Arbeit getan – Ivo Kummer geht auf Ende Januar in Pension. Zeit für abschliessende Fragen.
SRF: Vor zwölf Jahren, als Sie angetreten sind, hiess es in der «Tagesschau» : «Seine Hauptaufgabe wird es sein, das gestörte Verhältnis zwischen Filmbranche und Bundesamt zu korrigieren». Ist Ihnen das gelungen?
Ivo Kummer: Ja, ich denke schon. Ich war schon ein bisschen als Friedensapostel unterwegs, damit die Beziehung zwischen dem Bund und den Filmschaffenden wieder einigermassen in geordneten Bahnen verlaufen kann.
Ich habe es immer so verstanden: Ich bin im Dienst der Branche – und nicht umgekehrt.
Denn das ist die Basis. Ich habe es immer so verstanden: Ich bin im Dienst der Branche – und nicht umgekehrt. Das heisst, der Bund ist da, um die Filmschaffenden zu unterstützen und sicher nicht zu verhindern.
Was waren die grössten Herausforderungen während Ihrer Zeit als Filmchef des Bundes?
Für mich war wichtig, dass man neben der gemeinsamen Sprache auch gemeinsame Anliegen und gemeinsame Ziele hat. Zum Beispiel wieder mehr Geld für die Filmproduktion, für die Filmherstellung zu bekommen. Ich glaube, mit der Einführung von neuen Förderinstrumenten ist uns das in den vergangenen zwölf Jahren recht gut gelungen.
Auch die Standortförderung war eines Ihrer Projekte. Da hat Ihnen die Volksinitiative «Gegen Masseneinwanderung» einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Mit der Abstimmung zur Masseneinwanderung wurden wir aus dem Medienprogramm der EU ausgeschlossen. Es war eine meiner ersten Amtshandlungen, mithilfe des Parlaments, Ersatzmassnahmen einzuführen. So kam die Film-Standortförderung zu mehr Geld: sechs Millionen Franken mehr pro Jahr. Das stellte sich als Erfolgsmodell heraus.
Filmproduktionen sind angewiesen auf das Catering oder Handwerker vor Ort. Die können durch diese Förderung ebenfalls profitieren.
Die Standortförderung war ein echter Schub für die Filmproduktion. Aber man darf nicht vergessen, es sind nicht nur die Filmschaffenden, die davon profitieren, sondern auch das lokale Gewerbe. Filmproduktionen sind angewiesen auf das Catering oder Handwerker vor Ort. Die können natürlich durch diese Förderung ebenfalls profitieren.
Ein Meilenstein in Ihrer Amtszeit war das Filmgesetz, das etwa die grossen Streaming-Anbieter verpflichtet, vier Prozent ihres Umsatzes ins hiesige Filmschaffen zu investieren. Ein gutes Gesetz?
Ja. Jetzt liegt es an den investitionspflichtigen Unternehmen zu entscheiden, wo sie investieren wollen. Ob in Ankäufe, in Koproduktionen, in Kinofilme, in Serienproduktionen. Wichtig für die Filmproduktion: Das sind zusätzliche 18 Millionen Franken, die in den Markt kommen. Davon profitieren nicht nur die Filmproduzentinnen und -produzenten, sondern auch die breite Bevölkerung, weil sie dadurch mehr nationale Inhalte bei den grossen Streamingdiensten ansehen können.
Das Gespräch führte Ivana Imoli.