Es beginnt in einer alkoholseligen Nacht in Bogotà, Kolumbien. Ein Gringo-Tourist wird von einer schönen Frau zu einer Spritzfahrt überredet. Erst als er von finsteren Männern mit Pistolen umringt ist, erkennt er, dass er entführt wurde und ausgeraubt werden soll.
Als seine Lage vollends aussichtslos erscheint, explodiert etwas am Strassenrand. Und nun muss der Gringo Seite an Seite mit seinen Entführern gegen angreifende Aliens kämpfen.
Aliens als Kernthema
Klingt irgendwie bekannt? Ja doch, das erinnert an den britischen Neoklassiker «Attack the Block» von Joe Cornish. Der Film von 2011 ist eine witzige, rasante Milieu-Studie in den heisseren Teilen von London. Rivalisierende Gangs müssen sich in der Nacht zusammenraufen, in der gefrässige Aliens aus dem Weltraum ihre Hood überfallen.
An genau diesen Film musste Antti Siegmann denken, als er eines Abends mit einem Freund auf einer Terrasse über den Dächern von Bogotà die eigenartige Stimmung genoss und sich vorstellte, dass auch in dieser Nachbarschaft die Aliens einfallen könnten.
Das könnte doch sein erster Film werden, von dem er schon lange träumte.
Von Bern nach Bogotà
Seither arbeitet der 38-Jährige an dem Projekt. Diverse Drehbuchfassungen hat er schon geschrieben. Einen Trailer hat er gedreht, mit Freunden aus der kolumbianischen Filmindustrie. Denn in Kolumbien hat er etliche Jahre gelebt und gearbeitet, unter anderen als Casting-Assistent für die Netflix-Serie «Narcos».
Aufgewachsen ist Antti Siegmann mit drei Geschwistern in Kerzers bei Bern. Filme am Fernsehen und später auch im Kino faszinierten ihn, vor allem, wenn sie mit Science-Fiction oder Monstern oder Aliens zu tun hatten.
Die Schule hat ihn weniger interessiert. Trotzdem machte er 2008 sein Diplom als Psychiatriepfleger und arbeitete dann eine Weile in Münsingen. Aber eigentlich träumte Siegmann von der Welt des Films. Er ging nach Liverpool und wollte Filmschauspieler werden. Das funktionierte nicht, dafür sah er dort viele Filme.
Netflix, Narcos … und nun?
Er leistete Freiwilligenarbeit in Peru, kam zurück in die Schweiz, um eine Weile Geld zu verdienen und ging dann nach London. Dort jobbte er in der Nacht als Gleisarbeiter für die Londoner U-Bahn und bemühte sich tagsüber um Jobs in der Filmbranche.
Er machte erste Erfahrungen und knüpfte Kontakte. Und die führten ihn schliesslich nach Bogotà, wo dank Netflix, «Narcos» und staatlichen Steueranreizen die Filmindustrie zu boomen begann.
Klappe auf! Aber wann?
Seit letztem Oktober ist Antti Siegmann wieder in der Schweiz. Er leistet Nachtdienste als Psychiatriepfleger und arbeitet bei einer Casting-Agentur in Zürich. Wie zuvor in London und dann in Bogotà sammelt er weiter Erfahrung und knüpft Kontakte.
Das Ziel ist nach wie vor die Produktion seines Filmes, in Kolumbien, gerne mit Geld und Partnern aus der Schweiz. Antti Siegmann hat sie seit Jahren: die ungebrochene Hartnäckigkeit, für seinen Traum zu kämpfen. Aber erst kommt jetzt mal seine Freundin aus Venezuela in die Schweiz und dann wird geheiratet.
Und dann wird gedreht. Irgendwann.