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Mehr Streaming dank Corona Die Schweiz hat über 2 Millionen Netflix-Abonnenten

Erstmals überhaupt liegen Zahlen vor, die zeigen: Netflix ist auch hierzulande stark verbreitet. Die Coronakrise hat aber nicht nur dem Streaming-Platzhirsch einen zusätzlichen Boost verliehen.

Wenn die Zahlen des britischen Vergleichsdienstes Comparitech auch nur einigermassen stimmen, hat fast ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer ein Netflix-Abonnement.

Im letzten Dezember nutzten demnach noch 1,8 Millionen in der Schweiz Netflix. Ende März dieses Jahres bereits über 2 Millionen der insgesamt 8,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz.

Die Zahlen

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Netflix gibt ausserhalb der USA keine konkreten Abonnentenzahlen bekannt. Zum ersten Mal überhaupt hat der Streaming-Anbieter sie aber nach Weltregionen aufgeschlüsselt.

Der britische Vergleichsdienst Comparitech hat diese von Netflix verkündeten Regionenwerte auf Länder heruntergebrochen – etwa, indem er die Zahlen, wie im Fall der Schweiz, anhand nationaler Umfragen schätzt.

Das seien vorsichtige Schätzungen, sagt die Datenjournalistin Rebecca Moody von Comparitech: «Sie basieren auf der repräsentativen Haushaltsbefragung der Schweizer Digimonitor-Studie

Netflix, der Platzhirsch

In der Zeit der Corona-Quarantäne, also von März bis heute, so schätzt Rebecca Moody, habe möglicherweise allein in der Schweiz noch eine weitere Viertelmillion Menschen ein Netflix-Abo gelöst. Dabei stützt sie sich auf die Prognosen, die Netflix im April abgegeben hat.

Es sind gewaltige Zahlen. Aber Rebecca Moody hält sie für realistisch: «Netflix ist derzeit fast in allen Ländern der populärste Streamingdienst überhaupt.»

«Verblüfft gewaltig»

Andreas Furler vom noch jungen Schweizer Streaming- und Kino-Portal Cinefile staunt, hält die Zahlen aber nicht für unmöglich: «Ich dachte mir immer, dass die Zahlen hoch sind. Aber dennoch muss ich sagen: Es verblüfft mich schon ganz gewaltig.»

Auf die Haushalte «mit Kind und Kegel» umgerechnet, bedeute das ja: «Vielleicht jeder zweite oder dritte Haushalt ist da zugeschaltet.»

Dank Corona boomt auch Cinefile

Gleichzeitig hat auch Andreas Furler sich über Kundenzuwachs für Cinefile in der Quarantänezeit freuen können. «Es war ganz gewaltig. Man muss natürlich bedenken, dass wir vorher noch sehr unbekannt waren bei einem breiteren Publikum. Das heisst, wir vergleichen hier den Sprung eines Elefanten mit dem Sprung eines Flohs.»

Doch auch ein Floh kann sich sehen lassen. Im Vergleich zum Elefanten Netflix, so sagt Furler von Cinefile, «haben wir in der Coronazeit, von Ende Februar bis jetzt, mehr als eine Vervierfachung der registrierten User. Die zahlenden Abonnenten haben sich ungefähr versiebenfacht.»

Der Peak sei im April gelegen, als alle zu Hause sassen: «Bei den Filmen hatten wir da ungefähr eine Verzehnfachung.»

Neuer Schub für die BAK-Forderung

Die massiven Zahlen, die Netflix selber unter Verschluss hält, dürften übrigens auch das Bundesamt für Kultur interessieren: Die letztes Jahr am Filmfestival in Locarno angekündigten Pläne, die Streaming-Anbieter zur prozentualen Unterstützung des schweizerischen und europäischen Films zu zwingen, sind noch nicht vom Tisch.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 18.06.2020, 17:10 Uhr

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