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Modernste Special Effects «Virtual Production» heizt der Schweizer Filmszene ein

Das Filmstudio Basel nutzt erstmalig eine Technologie, mit der auch Hollywood-Blockbuster produziert werden – und diese bringt einige Vorteile für das hiesige Filmschaffen.

Ein Feuerwehrmann kämpft sich durch einen Waldbrand, atmet schwer durch eine Sauerstoffmaske. Um ihn herum brennt es lichterloh – im Vordergrund einzelne Äste, im Hintergrund lodert der ganze Wald. Wirklich? Tatsächlich brennt nur wenig richtig, denn diese Szene für einen Werbefilm wird im Filmstudio Basel vor einer virtuellen Kulisse gedreht.

Der brennende Wald wird auf eine Leinwand projiziert, wobei dieser Hintergrund von einem Computer in Echtzeit immer entsprechend der Kameraposition berechnet wird. So stimmt jeweils die Perspektive, und die Szene wirkt echt.

Endlich Berge in Basel

«Virtual Production» nennt sich die Technologie, die besonders mit dem «Star Wars»-Spin-off «The Mandalorian» bekannt geworden ist und nun erstmals in der Schweiz angeboten wird. «Damit können wir hier im Studio jeden Ort abbilden, sei es eine Bergwelt, den Mars, das Weltall oder eben einen brennenden Wald», sagt Alex Martin, der das Filmstudio Basel gegründet hat.

Es gibt aber noch weitere Vorteile: «Die Produktion ist viel günstiger und spart Zeit, weil man nicht mit der ganzen Crew an die Schauplätze reisen muss.» Zudem sei die Technologie nachhaltiger. «Im Durchschnitt kann man 80 Prozent vom CO2-Ausstoss einer durchschnittlichen Filmproduktion einsparen», so Alex Martin.

Technologie aus Games

Der Ursprung von «Virtual Production» liegt bei Computer-Games wie Fortnite. Dort wird der Hintergrund ebenfalls in Echtzeit an die Position des Spielers oder der Spielerin angepasst. Genau diese Technologie wird im Filmstudio Basel eingesetzt.

Was in dieser Art eine Premiere für die Schweiz ist, wird in grossen Filmstudios wie in Hollywood längst angewendet. «Das ist unterdessen gang und gäbe. Auch ein Blockbuster wie ‹Barbie› hat Szenen, die so entstanden sind», sagt SRF-Filmexperte Michael Sennhauser. Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand: «Man sieht immer sofort, was man gemacht hat, und kann sofort die gleiche Szene nochmals drehen, wenn man nicht zufrieden ist.»

Attraktive Alternative zu Green-Screens

Lange galten Green- oder Blue-Screens als das Mass aller Dinge. Die Schauspielerinnen und Schauspieler interpretierten so ihrer Rollen vor einer grünen oder blauen Wand. Der Hintergrund wird danach aufwendig in der Nachbearbeitung, der sogenannten «Postproduction», eingefügt.

Ein Computerbildschirm, darauf ist ein Waldbrand zu sehen.
Legende: Der Waldbrand wird im Studio mit dem Computer modelliert und auf die Leinwand gespielt. SRF

Auch hier sei die «Virtual Production» eine Verbesserung. «Es ist eine komplett andere Art, zu spielen. Es hat Stars gegeben, die sich mit der Zeit geweigert haben, Green-Screen-Szenen zu drehen für Superheldenfilme, weil man gegen das Nichts anspielt», so Michael Sennhauser. «Mit den virtuellen Kulissen können sie wieder interagieren. Und jetzt kommen auch einzelne Stars wieder zu solchen Produktionen dazu.»

Riesige Hollywood-Produktionen wird es in Basel künftig wohl nicht geben. Dafür ist die Lokalität zu klein. Als Schweizer Premiere hat aber Regisseur Thomas Imbach mit «Lili» gerade einen ganzen Kinofilm so abgedreht. Alex Martin, der das Filmstudio Basel letztes Jahr gegründet hat, hat entsprechend Grosses vor: «Ziel ist, dass hier vier bis fünf Spielfilme pro Jahr produziert werden.»

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SRF 1, 10 vor 10, 14.2.2024, 21:50 Uhr

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