Vier Tage vor D-Day, vier Tage bevor die alliierten Truppen 1944 in der Normandie landen sollen. Der englische Premierminister Winston Churchill glaubt nicht an die Operation. Er will den Angriff verhindern. Er will Nazi-Deutschland anders besiegen.
Churchill ist von Selbstzweifeln zerfressen seit er 1915 in der Schlacht von Gallipoli 20'000 Briten in Tod schickte. Die Ausgangslage der Katastrophe erinnert ihn an die geplante Invasion Frankreichs. Deshalb versucht er, die federführenden Generäle Eisenhower und Montgomery umzustimmen.
Doch die wollen nicht, sehen in Churchill nur einen Dinosaurier, der von moderner Kriegsführung nichts versteht. Deshalb setzen sie sich über ihn hinweg.
Keine Geschichtslektion
Man weiss aus den Geschichtsbüchern, wie es ausgeht. D-Day findet statt und wird ein Erfolg. Regisseur Jonathan Teplitzky legt folgerichtig den Fokus des Films auf den komplexen Charakter Churchills.
Weil er sich nur auf vier Tage im Leben des legendären Politikers konzentriert, erfahren wir nichts vom politischen Aufstieg Churchills, nichts von seiner Zeit als erster Lord der Admiralität im Ersten Weltkrieg, nichts von seinen imperialistischen Ansichten, die ihn zum erbitterten Gegner Mahatma Gandhis machten.
Teplitzky präsentiert stattdessen detailliert einen Mann, der zwischen Depression und Genialität schwankt – und immerzu auf Konfrontationskurs mit jedermann ist. Der Zuschauer erfährt mehr über das Innenleben Churchills als über seine politische Karriere.
Brian Cox ist stark
Brian Cox als ständig Stumpen rauchender Staatsmann in Mantel und Melone ist ein Glücksgriff. Der irische Charakterdarsteller gibt seiner Figur Tiefe und überzeugt als zu tiefst depressiver Mann, der gleichzeitig versucht, das englische Volk mit Stärke und gutem Beispiel durch seine schwerste Zeit zu führen.
Fazit
Richtig spannend ist der Film wegen des vorhersehbaren Endes nie. Aber für Brian Cox lohnt sich der Gang ins Kino. Sein Churchill ist ein Mensch mit vielen Ecken und noch mehr Kanten. Die Emotionen des Premierministers vermittelt er meist wortlos, nur durch Mimik und Gestik. Grandios.
Wenn Churchill am Ende des Films über seinen Brillenrand hinweg in die Kamera blickt und der Nation via Radio Mut zuspricht, dann spürt man einen Moment lang die Magie, die «the greatest Briton ever», den grössten Briten überhaupt, ausgemacht haben muss. Diesen Ehrentitel bekam er 2002 in einer Show der BBC.
Im Kino: 1.6.2017