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Neu im Kino Darum rocken Berner Bands die Schweiz

Was in der Schweizer Musikszene Erfolg hat, kommt häufig aus Bern. Seit Jahrzehnten. Ausgerechnet ein Zürcher macht sich nun in einer Doku auf, «das Geheimnis von Bern» zu ergründen. Mit viel Musik, Witz und Selbstironie.

Zu Beginn der Doku «Das Geheimnis von Bern» steht einer auf der Zürcher Kornhausbrücke im Regen, ein Privatdetektiv mit Trenchcoat und Trilby-Hut. Es ist der Filmemacher Stascha Bader. Er ärgert sich: «Züri! Was für en himmeltruurige Band-Friedhof!»

GP Gesicht eines Mannes mit Hut. Im Hintergrund Häuser.
Legende: Der 68-jährige Filmemacher und Musiker Stascha Bader macht sich als Privatdetektiv auf, das Geheimnis von Bern zu lüften. Ascot-Elite

Der Zürcher ist wild entschlossen, herauszufinden, warum die Zürcher Bands seiner Jugend verschwunden sind, die Berner «Meitschi u Giele» sich hingegen über Jahrzehnte hinweg Publikum, Ruhm und Ehre ersangen.

«Ungerechtigkeit in Stereo»

Ob Rock, Pop, Rap oder Slam, ob Polo Hofer, Patent Ochsner, Züri West, Lo & Leduc oder Steff la Cheffe – die Berner Mundart dominiert die Schweizer Musikszene: «Das ist doch einfach Ungerechtigkeit in Stereo», sagt Regisseur Stascha Bader im Film.

Porträt Frau mit zusammengebundenen braunen Haaren
Legende: Rapperin Steff la Cheffe hat sich über eigenen Liebeskummer und das berühmte Guggisberglied mit der Schweizer Musiktradition wieder angefreundet. Ascot-Elite

Stascha Bader ist selbst Musiker und hat 2009 in seinem Dokumentarfilm «Rocksteady – The Roots of Reggae» der Geschichte der jamaikanischen Musik nachgespürt. Nun hat er sich fünf Jahre lang auf die Pirsch gemacht nach den passenden Zeugen von Berns musikalischer Identität.

Der Dialekt ist's nicht allein

Berner Grössen wie Steff la Cheffe, Christine Lauterburg, Gölä oder Trauffer rätseln über das Erfolgsgeheimnis. Rapper Baze schwärmt von der Wärme des Berner Dialekts im Vergleich mit der Ostschweiz: «In Bern ists halt eher etwas langsamer, etwas runder, etwas mehr ‹auuuiiiii›. Und hat mehr Klang in der Sprache.»

Das sind die erfolgreichsten Berner Bands

Rapper Greis kennt noch einen anderen Heimvorteil: «Wir mussten keine Pionierarbeit leisten, wir sind in ein gemachtes Nest gekommen.»

Heimweh, Fernweh und Liebeskummer

Die Berner Troubadouren um Mani Matter gingen vor. Auch der St. Galler Liedermacher und Performancekünstler Manuel Stahlberger gesteht: «Den ich im Ohr hatte und im Herzen, das war Mani Matter. In meinem Dialekt gab es nichts.»

Mann mit Jacket vor verschiedenen Skulpturen auf Sockeln.
Legende: Der St. Galler Liedermacher und Performancekünstler Manuel Stahlberger zeigt die Schweizer Dialekte als irrwitzigen Skulpturenpark. Ascot-Elite

Matter sei der Urknall der Berner Popmusik gewesen, so Popchronist Sam Mumenthaler, der anschaulich die grossen Linien der Berner Musikgeschichte aufzeigt. Er sieht das Erfolgsrezept auch darin: «Bern ist schon lange dran und zieht lange durch. Es ist nicht nur ein grosser Hype und dann ist man weg.»

Oder liegt es etwa an den Geschichten? Von Jeremias Gotthelf bis zu den heutigen Berner Rockern und Rappern gehen die Texte direkt ins Herz, so Stascha Bader im Interview: «In Heimweh, Fernweh und Liebeskummer sind die Berner unschlagbar.» Patent Ochsners «Scharlachrot» etwa rühre ihn selber jedes Mal zu Tränen.

Eine blonde Frau singt, Zuhörende blicken zu ihr
Legende: Ein emotionaler Höhepunkt: Ein Flashmob-Konzert im Berner Hauptbahnhof, in dem Christine Lauterburg, Steff la Cheffe und Traktorkestar mit einem Chor das Guggisberg-Lied zelebrieren. Ascot-Elite

«Das Geheimnis von Bern»: Die Mischung von Dokumentarfilm, Roadmovie und Detektivgeschichte packt durch die mitreissende Musik, die viel Raum bekommt. Und durch die diversen Stimmen, die immer wieder andere Spuren legen.

Doch wird das Geheimnis gelüftet? Es sei eine «Mélange verschiedener Faktoren», sagt der Regisseur. Sein Film arbeite einen Aspekt heraus, der noch nie beachtet wurde. Verraten möchte er den aber nicht. Man solle einfach den Film schauen und sich mit Berner Musik mittreiben lassen. «Gang doch no echli de Aare naa. Dere schöne, schöne grüäne Aare nah.»

Kinostart: 8. Mai 2025

Radio SRF 3, 8.5.2025, 9:15 Uhr

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