Nach 24 Jahren witzeln sich Abahachi, Häuptling der Apachen (Michael «Bully» Herbig) und sein weisser Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) wieder durch den Wilden Westen. Diesmal will eine Gangsterbande sie zwingen, sie zum sagenumwobenen «Kanu des Manitu» führen.
Mit der Western-Parodie kehrt Michael «Bully» Herbig (Regie, Drehbuch und Hauptrolle) zurück zu seinen Wurzeln. Er wurde bekannt, in dem er die Helden seiner Kindheit und Jugend – Winnetou, Captain Kirk, Hui Buh, Sissi und Wickie – veralberte und gleichzeitig feierte.
«Der Schuh des Manitou» war damals ein einfacher Spass aus Deutschland, mit einem bayrisch sprechenden Apachen und seinem Blutbruder, der auch klang, als käme er aus München.
Heute würde über den Film viel diskutiert. Über kulturelle Aneignung, über Stereotypen und Redfacing, also weisse Schauspieler, dunkel geschminkt, als Indigene in Fransenhosen und Federschmuck verkleidet, die geschwollen in der dritten Person von sich sprechen.
Aber das ist der falsche Blick. Auch auf die Fortsetzung. Weil die Komödien sich nicht mit der US-, sondern mit der Film-Geschichte beschäftigen. Sie machen sich über die Karl-May-Filme der 1960er-Jahre lustig. Die sind bei Menschen über 40 oft Kult, waren im Kino erfolgreich und werden bis heute im TV wiederholt.
Spiel mit den Klassikern
In den Euro-Western spielte der Franzose Pierre Brice den Apachen Winnetou, der US-Amerikaner Lex Barker den deutschen Auswanderer Old Shatterhand und verschiedenste Europäer verkörperten Banditen und Indigene. Als Vereinigte Staaten musste Kroatien herhalten.
Die «Manitu»-Filme spielen mit dem Kultstatus, aber vor allem der Machart und den Stereotypen der Klassiker. Am Rande der Komödien wird auch die Macho-Männlichkeit des Western-Genres veralbert: durch Abahachis schwulen Zwillingsbruder Winnetouch.
Eine umstrittene Figur
Der trägt die gleiche Kleidung wie Winnetou, nur in Rosa, geht weiblich und betreibt im ersten Teil auf der Puder-Rosa-Ranch einen Schönheitssalon, dann in der Fortsetzung eine Rumba- und Fechtschule.
Eine umstrittene Figur, sagt auch Michael «Bully» Herbig. Er habe sie sich einst bei seinen schwulen Freunden abgeschaut, sagte er in einem Interview auf Tiktok.
«Es ist interessant, dass es selbst in der Gay-Community total geteilte Meinungen gibt. Es gibt Leute, die finden das ganz furchtbar, weil man Stereotype bedient, aber gleichzeitig gibt es Leute, die das verneinen und darüber lachen und den anderen sagen, ‹entspannt euch mal›».
Für Herbig ist Winnetouch die charmanteste und emanzipierteste Figur von allen, weil ihm alles egal war und er seine eigene Heldenreise machte. Spoiler: In «Das Kanu des Manitu» rettet er das Helden-Duo vor dem sicheren Tod.
Fazit: Die Fortsetzung ist nicht viel anders als Teil 1. War der Schuh eine Abfolge von Gags, erzählt das Kanu eine Geschichte. Das geht auf die Witzdichte. Trotzdem gibt’s jede Menge Musik, Klamauk und Kalauer. Nicht alles dabei ist lustig.
Das grösste Problem des Films ist vielleicht, dass mittlerweile die alten Winnetou-Filme aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden. Aber Parodien leben davon, dass sie etwas behandeln, das viele kennen und lieben. Alte Fans werden so auf ihre Kosten kommen, neue wird man kaum gewinnen.
Kinostart: 14. August 2025