Eigentlich hat Janet (Kristin Scott Thomas) zu einer kleinen Sekt-Party geladen, um zu feiern, dass sie endlich ein Ministeramt ergattern konnte. Das sei eine grosse Verantwortung, sagt sie. «Enorm!», findet auch ihr Ehemann Bill (Timothy Spall).
Doch Bill ist nur mässig begeistert vom neuen Status seiner Frau. Ähnlich wie die meisten Freundinnen und Freunde, die allmählich eintreffen.
Janets beste Freundin April etwa gratuliert ihr zwar, aber nicht ohne die giftige Bemerkung, dass Janets Oppositionspartei völlig verkommen und nutzlos sei.
Zuckersüss und giftig
So geht es weiter: Alle Freunde von Janet haben ihre eigene Agenda. Und alle repräsentieren die mehr oder weniger erfolgreichen liberal-intellektuellen Altersgenossen der 67-Jährigen Regisseurin Sally Potter.
Samt und sonders sind die Figuren zuckersüss und giftig. Als etwa Janets Freundin Martha erklärt, sie und ihre deutlich jüngere Lebenspartnerin erwarten endlich Drillinge, fragt April ungerührt, ob sie damit nun einfach angeben wolle, oder ob das schon ein Hilferuf sei.
Schicke Kammern, diebisches Spiel
Sally Potter inszeniert ein packendes und böses kleines Kammerspiel: ausgesprochen filmisch, in Schwarz-Weiss. Mit der Kamera durchmisst sie meisterhaft die wenigen Räume der schicken Wohnung.
Das Ensemble spielt mit diebischer Freude. Neben Kristin Scott Thomas und Timothy Spall brillieren unter anderen auch Patricia Clarkson und der Schweizer Bruno Ganz.
Bruno Ganz spielt Gottfried
Der hat eine ganz besonders dankbare – oder undankbare, je nach Perspektive – kleine Rolle bekommen.
Er spielt Aprils esoterisch-schwurbeligen deutschen Freund Gottfried, dem seine Freundin dauernd ins Wort fällt, ob er nun das Wunder der Empfängnis preist oder den starken Mann hinter der erfolgreichen Janet.
Seitenhiebe und Schalk für Brexit und Merkel
«The Party» ist ein kleines Kinojuwel. Gedreht wurde es in nur zwei Wochen, jenen zwei Wochen notabene, in denen die Briten über den Brexit abstimmten. Entsprechend giftig wird denn auch unterschwellig mit der hilflosen Labour-Party abgerechnet.
Im Herzen des Films aber steckt die Spielfreude und der Schalk aller Beteiligten, die sich und ihre Alters- und Geistesgenossen mit Vergnügen auf die Schippe nehmen.
Bis hin zu Bruno Ganz. Dieser erklärte im Februar anlässlich der Berlinale-Premiere von «The Party», er habe seinen esoterischen Gottfried so gespielt, um Angela Merkel eine Freude zu machen.
Ihr einen herzensguten Deutschen in einem Film zu zeigen, sei sein Ziel gewesen. Schliesslich seien die Deutschen wegen ihrer Flüchtlingspolitik jetzt alle gute Menschen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 27.7.17, 8:20 Uhr