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Neu im Kino Die brutale Suche nach Männlichkeit

Der Mann muss stark sein, die Familie beschützen, immer Oberhand behalten. Der Schweizer Regisseur Dominik Locher zeigt in «Goliath» die verzweifelte Suche nach Männlichkeit.

Während dem Sex eröffnet die junge Jessy ihrem Freund David, dass er Vater wird. Er steht auf und läuft davon. Sie sagt später, sie könne das Kind problemlos abtreiben. Doch so weit kommt es nie. Die beiden behalten das Kind.

Alles verändert sich, nachdem die beiden von einem Schläger angegriffen werden. David kann seine Freundin nicht beschützen, fühlt sich in seiner Männlichkeit verletzt und fasst einen Entschluss: Er will zum richtigen Kerl werden, zum Beschützer, zum Goliath.

Das wirkungsvollste Zitat

David küsst den Bauch der schwangeren Jessy.
Legende: David trainiert, damit er Freundin und Kind beschützen kann. Filmcoopi

«Weiss du was ich denke? Du hättest diesen Typen mal so richtig verprügeln sollen. Dann hättest du die letzten Tage nicht so eine beschissene Laune gehabt. Das denke ich», sagt Jessy. In der nächsten Szene läuft David ins Fitnessstudio, spricht seinen zukünftigen Dealer an und spritzt sich zum ersten Mal Steroide.

Der Regisseur

Das Bild zeigt Regisseur Dominik Locher vor einer gelb-schwarzen Wand.
Legende: Dominik Locher präsentiert in Locarno seinen zweiten Langspielfilm «Goliath». Keystone

Regisseur Dominik Locher verwirklichte mit «Goliath» seinen zweiten Langspielfilm. Premiere feierte sein neustes Werk am Festival in Locarno und war als einziger Schweizer Film im internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden dabei.

Eine Nebenrolle in «Goliath» vergab Locher an seine Frau Lisa Brühlmann. Sie spielt die Kassiererin im Lidl (siehe Video).

Die Schauspielerin und Regisseurin machte auch gerade von sich reden. Sie räumte mit ihrem ersten Langspielfilm «Blue My Mind» am Zurich Film Festival drei Preise ab. Brühlmann und Locher – das Schweizer Filmpaar des Jahres.

Fakten, die man wissen sollte

Das Bild zeigt Sven Schelker als David beim Trainieren.
Legende: Sven Schelker musste für «Goliath» kräftig trainieren. Filmcoopi

Von Hollywood kennt man es: Schauspieler wie Chris Hemsworth, Jake Gyllenhaal oder Robert De Niro werden für ihre Filmrollen zu Muskelpaketen. Im Schweizer Filmbusiness sind solche Körpertransformationen seltener zu bewundern.

In «Goliath» wurde aber genau das vom Hauptdarsteller verlangt. Sven Schelker trainierte für seine Rolle als David zehn Monate lang fünfmal wöchentlich zwei Stunden im Fitnessstudio und nahm täglich 3500 Kalorien zu sich.

Der Schauspieler konnte so die Veränderung seines Filmcharakters ein Stück weit nachvollziehen: «Ich lief anders, hatte eine andere Körperspannung, fühlte mich grösser und stärker.»

Das Urteil

Auf dem Bild sind Jessy und David kurz vor einem Kuss.
Legende: So zärtlich sieht man Jessy und David im Film selten. Filmcoopi

SRF-Koproduktion

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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat diesen Film koproduziert .

Haupdarsteller Sven Schelker ist kein Unbekannter im Schweizer Filmgeschäft. Vor zwei Jahren gewann er für seine Schauspielleistung in «Der Kreis» den Schweizer Filmpreis.

Auch in «Goliath» überzeugt er als David, der in einer Abwärtsspirale aus Anabolika und exzessivem Krafttraining die Kontrolle verliert.

Dramaturgisch hat der Film seine Schwächen. David rastet aus, entschuldigt sich bei Freundin Jessy, rastet wieder aus, entschuldigt sich wieder und so weiter und so weiter. Dieser wiederholende Ablauf ermüdet irgendwann.

Trotzdem: «Goliath» ist grundsätzlich eine spannende Geschichte über eine Suche nach Männlichkeit.

Kinostart: 30.11.2017

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