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Filmkritik zu «Die Herrlichkeit des Lebens»
Aus Filmpodcast: Kino im Kopf vom 22.03.2024. Bild: praesens film
abspielen. Laufzeit 19 Minuten 21 Sekunden.
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Neu im Kino «Die Herrlichkeit des Lebens»: Kafkas letztes Lebensjahr

Die Buchverfilmung «Die Herrlichkeit des Lebens» zeichnet ein erstaunlich heiteres Bild des tuberkulosekranken und sterbenden Franz Kafka. Der Grund: Dora Diamant.

Bei einer Erholungskur an der Müritz lernt Franz Kafka im Juli 1923 am Strand die angehende Schauspielerin und Heimerzieherin Dora Diamant kennen – der Name sei so schön, er nehme ihn mit ins Hotel. Sie brauche ihn nachts ja nicht und morgen bringe er ihn zurück, scherzt der Dichter.

Der heitere Ton der ersten Szenen gibt die Grundstimmung dieses Films vor: heiter, voller Licht und Liebe. Und dies, obwohl er vom Sterben erzählt – es ist Kafkas letztes Jahr.

Befreiende Liebe

Der Dichter ist schon sehr geschwächt von der Tuberkulose. Aber es geht ihm auch so gut wie noch nie, denn er hat seine grosse und letzte Liebe gefunden: Dora Diamant wird bei ihm bleiben. Bis zum Schluss.

Und Franz Kafka findet endlich die Kraft, gegen den Willen seines Vaters nach Berlin zu ziehen. Die kleine, zugige Erdgeschosswohnung in Steglitz ist eine Befreiung.

Kurzes häusliches Glück in Berlin

Einfach ist das Berliner Leben nicht – es ist das Jahr der grossen Inflation in Deutschland, bald kostet die Wohnung mehrere Millionen Mark. Die Asche des Ofens ist zudem Gift für Kafkas kranke Lungen.

Dora Diamant ist fast immer an seiner Seite. Denn obwohl die beiden offiziell nicht gemeinsam wohnen dürfen, weil sie nicht verheiratet sind, leben Kafka und Diamant zusammen, so gut es geht.

Ein Mann und eine Frau in einem abgedunkelten Raum
Legende: Ein zeitloser Film über Liebe und Tod: Sabin Tambrea als Franz Kafka und Henriette Confurius als Dora Diamant in «Die Herrlichkeit des Lebens». Majestic Fim / Christian Schulz

Er schreibt, bereitet seinen letzten Sammelband «Ein Hungerkünstler» vor. Sie arbeitet im Kinderheim, und wenn er wieder schlimmer krank ist, pflegt sie ihn.

Als seine Tuberkulose aber zu schlimm wird, holt ihn seine Familie erst nach Prag zurück und bringt ihn schliesslich in ein Sanatorium im Osten Österreich. Dora Diamant reist nach und bleibt an Kafkas Bett, bis er stirbt.

Kafkas humorvolle Seite

Die Geschichte ist eigentlich furchtbar traurig: diese kurze Zeit, die dieser Liebe nur gegeben ist, immer im Schatten der schweren Krankheit Kafkas. Trotzdem zeigt «Die Herrlichkeit des Lebens» Kafka auch als heiteren, humorvollen Mensch, der diese letzte Liebe genoss.

Ein Mann und eine Frau spazieren durch die grünen Weinberge.
Legende: Mit einer neuen Liebe an seiner Seite geniesst Franz Kafka noch einmal die Sonnenseite des Lebens. Majestic Fim / Christian Schulz

Georg Maas und Judith Kaufmann haben bei dem Film Co-Regie geführt. Kaufmann ist eigentlich Kamerafrau, und sie hat dieses Licht, das Kafkas letztes Lebensjahr erhellt hat, stimmig eingefangen. Der Film berührt, ohne zu rührig zu sein.

Leichtfüssig sind auch einige Texte Kafkas eingeflochten. Zum Beispiel als Kafkas Freund und posthumer Herausgeber Max Brod zu Besuch ist – ob der Schriftsteller etwas Neues habe, fragt er und bekommt ein Blatt mit der Erzählung «Eine kleine Frau» in die Finger. Er liest von ihm ab – und Franz und Dora erzählen, damit sei die Vermieterin gemeint, die sie durch den Ofen abhöre.

Die Künstlerbiografie als zeitlose Liebesgeschichte

«Die Herrlichkeit des Lebens» ist eine Künstlerbiografie und ein Epochenfilm. Das beides könnte leicht zu einem Korsett werden. Ausstattung und Kostüme sind aber so unaufdringlich gehalten, dass der Film trotzdem recht zeitlos wirkt.

Sabin Tambrea als Franz Kafka und Henriette Confurius als Dora Diamant zwängen ihre Figuren auch nicht um Gedeih und Verderb in ein von Biografen und Historie vorgegebenes Bild. Sie spielen dieses Paar, das sowohl die Lust frischer, junger Liebe erlebt als auch die Last schwerer Krankheit und Sterben tragen muss, authentisch und sympathisch nahbar.

Kinostart am 14.3.2024.

Video
Franz Kafka – Der ewige Popstar
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