Da freut sich der Fan. Der Earl of Grantham und seine Familie ist wieder da. Erstaunliche 15 Jahre ist es her, dass «Downton Abbey» als Serie bei ITV startete. Der Rest ist Geschichte: Durchschnittlich knapp 11 Millionen Zuschauer allein in Grossbritannien. 69 Emmy-Nominierungen. Es gab sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde: für die am meisten von der Kritik gefeierte TV-Serie.
2019 erschien der erste Kinofilm, 2022 der zweite. Nun folgt der dritte und letzte. Das grosse Finale eben.
Der Hype geht weiter
Wie immer geht es um das Leben der Adelsfamilie Crawley und ihrer Bediensteten, verknüpft mit historischen Ereignissen. Waren das bisher der Untergang der Titanic, der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Einführung des Frauenwahlrechts oder das Aufkommen des Tonfilms, ist es im abschliessenden Kinofilm die Weltwirtschaftskrise.
Es ist 1930. Durch den Bruder von Lady Grantham geraten die Adligen in finanzielle Schwierigkeiten. Aber das ist noch nicht alles.
Tochter Mary lässt sich scheiden. In der Adelswelt 1930 ein Skandal. Die Angelegenheit wird auf einer Blaublut-Party in London bekannt, zu der ein Teil der königlichen Familie erwartet wird. Mary wird umgehend aus dem Haus geworfen. Und auch andere Bekannte der Familie weigern sich, sozial mit ihr zu verkehren. Als wäre das noch nicht genug, lässt sich Mary mit einem zwielichtigen US-Amerikaner ein.
Der Abschlussfilm fährt nochmals alles auf, was «Downton Abbey» gross gemacht hat. Nie waren Briten cooler und hochnäsiger. Es geht um nichts, es geht um alles. Schicksalsschläge werden mit heiterer Lässigkeit ertragen.
«Downton Abbey» ist abermals ein Adelsmärchen, in dem attraktive Menschen durch ein Bilderbuch-England flanieren. Die Blaublut-Soap-Opera wirft wie gehabt ein weichgezeichneter Blick auf Geschichte und die sozialen Veränderungen in der britischen Gesellschaft, in der die Aristokratie an Bedeutung verliert. Die Probleme der Figuren sind existentiell, aber man hat die Gewissheit, dass es gut ausgeht, wenn sie sich dem ändernden Zeitgeist anpassen.
Popstar der 1930er
Was das grosse Finale neben der Sentimentalität, der Rührseligkeit, dem Kitsch, der Ausstattung und den charmanten Darstellern sehenswert macht: Es ist eine Verbeugung vor Noel Coward. Der war in den 1930er-Jahren das, was heute Taylor Swift ist. Ein Superstar als Sänger, und in seinem Fall auch Erfolgsautor von über 300 Liedern, dazu von über 50 Theaterstücken und Musicals, von denen rund 20 verfilmt wurden. Bekannt war er für seinen beissenden Witz und seine skandalösen Themen.
Noel Coward wird nicht nur gefeiert, weil er in die Zeit der Handlung passt. Die Inszenierung verwebt Geschichte und Fiktion.
Denn er schrieb 1930 das Musical «Cavalcade», das später auch verfilmt wurde. Die Geschichte klingt überraschend bekannt. Sie erzählt über drei Jahrzehnte, von 1900 bis 1930, das Leben einer wohlhabenden, britischen Familie und ihrer Bediensteten. Titanic und der Erste Weltkrieg spielen eine Rolle. In «Downton Abbey: The Grand Finale» wird er von den Crawleys zu diesem Stück inspiriert.
Wer die bisherigen Filme mochte und wer einen Lichtblick in Zeiten von Kriegen, Erdbeben und politischen Unsicherheiten sucht, der ist im Abschluss der Saga um «Downton Abbey» genau richtig. Es ist Wohlfühlkino vom Feinsten.
Kinostart: 11. September