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Kinostart diese Woche: «Mamma Mia! Here We Go Again»
Aus Keine 3 Minuten – Die Filmkritik für Eilige vom 20.07.2018.
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Neu im Kino «Mamma Mia! Here We Go Again»: Im richtigen Moment aufhören

Ein neuer Musical-Film mit Abba-Liedern kommt ins Kino. Noch heute sind die Songs der Schweden weltbekannt. SRF-Musikexperte Gerni Jörgler erklärt, warum.

Dancing Queen. 2 Worte. Bei den meisten beginnt beim blossen Lesen schon die Melodie im Kopf zu spielen. Ob man Abba nun mag oder nicht – an ihren Liedern kommt auch heute kaum einer vorbei.

Jetzt kommt ein Best-of in die Kinos: «Mamma Mia! Here We Go Again». Bereits der zweite Film mit Abba-Liedern. 2008 brach die Musical-Verfilmung «Mamma Mia!» Rekorde.

Kritik «Mamma Mia! Here We Go Again»

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10 Jahre nach dem riesigen «Mamma Mia!»-Erfolg kommt nun Teil 2 in die Kinos. Darin ist die junge Sophie (Amanda Seyfried), die Heldin des ersten Teils, schwanger. In dieser Situation fühlt sie sich ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) so nah wie nie zuvor. Fans erinnern sich: Im ersten Teil erfuhr Sophie, dass es drei Männer gibt, die ihr Vater sein könnten. Wer es war, wurde damals nicht erzählt.

In der Fortsetzung will Sophie nun endlich wissen, wie ihre Mutter als junge Frau die drei Liebhaber kennenlernte. Das – und andere Geschichten – erzählt der Film in Rückblenden. Schauspielerin Lily James überzeugt als junge Meryl Streep.

Enttäuschend ist James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan, der schon in Teil 1 dabei war. Er wirkt unglaubwürdig und emotionslos. Den Martini hat er besser geschüttelt als die Hüften.

«Mamma Mia! Here We Go Again» beinhaltet alles, was ein farbenfrohes, glitzerndes Musical (mit 18 Songs der Popgruppe Abba) braucht. Der Film ist humorvoll und ein wenig selbstironisch. Fazit: Nicht nur für Abba-Freunde sehenswert!

«Mamma Mia!» ist nach «Beauty and the Beast» (2017) der zweiterfolgreichste Musik-Film aller Zeiten. Über 600 Millionen Dollar spielte der Film mit Abba-Liedern ein.

Obwohl Abba ihren letzten Auftritt 1982 hatte: Die schwedische Band und ihre Lieder sind also ein Phänomen.

«Sie haben rechtzeitig aufgehört»

Ihre Musik ist auch 36 Jahre später erfolgreich. Das hat laut SRF-Musikredaktor Gerni Jörgler mehrere Gründe.

«Richtig gut war, dass sie rechtzeitig aufgehört haben», sagt er. «So müssen wir mit den Songs auskommen, die sie damals geschrieben haben. Es kam also nie zu einer Peinlichkeit.»

Eine Gruppe Menschen tanzt
Legende: Auch im neuen Film singen die Schauspieler alte Abba-Hits. Universal Pictures

Die Karriere der vier Schweden Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad war relativ kurz.

1972 gründeten die beiden befreundeten Paare die Band. Den grossen Durchbruch schafften sie 1974. Mit «Waterloo» gewannen sie den Eurovision Song Contest.

Von da an ging’s steil bergauf. Vor allem in Europa und Australien. Doch acht Jahre nach dem Sieg löste sich die Band auf. Auf der Höhe des Erfolgs.

Zwei neue Lieder: «Das ist riskant»

Seither werden immer die gleichen Abba-Ohrwürmer gespielt. Lange Zeit sagten die Schweden, dass es nie zu einer Wiedervereinigung kommen würde. Sogar Tourangebote in Höhe von einer Milliarde Dollar lehnten sie ab.

Umso überraschender: Für diesen Winter haben Abba zwei neue Lieder angekündigt. Die ersten seit der Auflösung der Band. «Das ist riskant», sagt Jörgler. «Abba möchte man so in Erinnerung behalten, wie sie waren.»

Gernot Jörgler

Gernot Jörgler

SRF-Musikredaktor

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Gernot Jörgler arbeitet seit 1996 bei Radio SRF als Musikredaktor und ist zuständig für musikpublizistische Themen für die Sender SRF 1 und SRF 3. Früher war er selber Musiker und Sänger und brachte in den 90er-Jahren als «Cyrano» drei Alben heraus.

Deshalb könnten es die Lieder schwierig haben bei den Fans. Schaden werde dies der Band aber nicht, so Jörgler. «Abba sind ein Monument. Wenn da ein kleines bisschen abbröckelt, ist es nicht zerstört.»

Ein altes Foto: Zwei Männer und zwei Frauen stehen in einer Reihe, recken den Daumen in die Höhe und lachen.
Legende: Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson (v.l.) sollen ein Vermögen von 900 Millionen Dollar besitzen. Getty Images/Steve-Wood/Daily-Express/Hulton-Archive

Die alten Songs kommen auf jeden Fall sehr gut an. Obwohl sich Abba oft den Vorwurf anhören mussten, ihr Pop-Schlager sei simpel, die Texte dumm.

Tatsächlich sind die Wortkombinationen keine hochstehende Lyrik. Ein Beispiel aus dem Song «Dancing Queen»: «Du bist die Tanzkönigin // jung und süss, gerade mal 17 Jahre alt // Tanzkönigin, fühl den Takt von dem Tamburin, oh yeah».

«Gut komponiert, super arrangiert»

«Einen Literatur-Nobelpreis werden sie dafür nie gewinnen», sagt Jörgler. Doch in der Popmusik spiele das keine Rolle. Hier gehe es vor allem um Unterhaltung. Was aber nicht stimme: Dass die Lieder simpel seien. «Sie sind gut komponiert und super arrangiert.»

Lieder wie «Mamma Mia!», «Money, Money, Money» oder «Fernando» seien zeitlos. «Der Abba-Sound spricht alle an, die Popmusik mögen», sagt der Musikredaktor.

Benny und Björn schauen für Ordnung

Doch der Erfolg liegt nicht nur am musikalischen Talent. Sondern auch am guten Marketing. Die beiden Bandmitglieder Björn Ulvaeus und Benny Andersson verwalten das Erbe der Band.

«Das machen sie definitiv besser als andere Bands», sagt Jörgler. «Sie schauen, dass mit ihren Liedern kein Unfug getrieben wird.»

Nie weg vom Fenster

Worauf sie ebenfalls geschaut haben: Obwohl die Band keine neuen Lieder mehr aufnahm, war Abba nie ganz weg.

1992, 10 Jahre nach der Auflösung, erschien das Greatest-Hits-Album «Abba Gold». Bis heute gilt es als eine der erfolgreichsten Platten der Welt. In der Schweiz ist es noch immer in den Top 100 der Album-Charts.

Später Durchbruch in den USA

1999 feierte das Musical «Mamma Mia!» Premiere in London. Es verbindet die Tophits von Abba mit der Geschichte um Powerfrau Donna. Ulvaeus und Andersson haben auch hier mitgeschrieben.

Bis heute wurde das Stück in über 440 Städten aufgeführt. 60 Millionen Menschen haben es sich angeschaut.

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Neues ABBA-Musical im Kino
Aus 10 vor 10 vom 19.07.2018.
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2001 kam «Mamma Mia!» an den Broadway. Damit gelang Abba auch in den USA der Durchbruch. 19 Jahre nach der Band-Auflösung.

2008 wurde das Musical verfilmt. In den Hauptrollen: Stars wie Meryl Streep, Pierce Brosnan und Colin Firth.

Darum gehts in der Musical-Verfilmung «Mamma Mia!» von 2008

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Donna (Meryl Streep) lebt mit ihrer Tochter Sophie (Amanda Seyfried) auf einer griechischen Insel. Deren Vater: unbekannt. Doch dann findet Sophie das alte Tagebuch ihrer Mutter. Und stellt fest: Es gibt drei mögliche Kandidaten (Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård).

Sie will herausfinden, wer der Richtige ist. Deshalb lädt sie alle drei zu ihrer Hochzeit ein. Ohne ihrer Mutter etwas zu verraten.

Der Film löste einen erneuten Abba-Hype aus. «Abba Gold» wurde in vielen Ländern nochmals in die Charts katapultiert.

In einem alten Gebäude, Mutter und Tochter stehen sich gegenüber, halten sich bei den Händen und schauen sich ins Gesicht. Im Hintergrund Zuschauer.
Legende: Stars wie Amanda Seyfried und Meryl Streep machen die Abba-Songs einem jüngeren Publikum bekannt. Universal Pictures

In England erreichte das 16 Jahre alte Album sogar nochmals Platz 1. Die Lieder wurden so einer neuen Generation zugänglich gemacht.

Das gleiche soll jetzt mit «Mamma Mia! Here We Go Again» passieren. Ein weiterer cleverer Marketing-Schachzug der Band.

Kinostart: 19.07.2018

Sendung: SRF 1, 19.07.2018, 10vor10

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