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Fleisch ohne Tier-Tod
Aus 10 vor 10 vom 28.11.2018.
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Neu im Kino Schlachten verbieten? «The End of Meat» wühlt nicht nur Vegis auf

Eine kontroverse Doku postuliert: Die Welt kann nur gerettet werden, wenn wir aufhören, Tiere zu töten. Doch werden Fleischliebhaber je freiwillig in künstlich kultivierte Burger beissen?

Geboren, um zu sterben: «The End of Meat» zeigt gleich zu Beginn das Elend von Schlachtvieh. Solche Bilder gehen im Zeitalter von Social Media schnell viral. Als Folge davon wächst der weltweite Widerstand gegen die Fleischindustrie.

Marc Pierschel verfolgt mit seiner Doku ein klares Ziel: Der Veganer will Tiere retten und mit ihnen die ganze Welt.

Auch in unserem Interview schreckt der engagierte Regisseur nicht vor Appellen zurück: «Es ist notwendig, dass wir unseren Konsum von Tierprodukten massiv reduzieren. Weil er einfach gravierende Auswirkungen hat auf die Umwelt, unsere eigene Gesundheit und natürlich die Tiere.»

Verheerende Folgen

Die nackten Fakten unterstreichen die Dringlichkeit seines Anliegens. Die Fleischproduktion verursacht 18% aller Treibhaus-Gase. Ein Drittel des Trinkwassers wird für sie verwendet. Dazu beansprucht sie 45% der nutzbaren Landfläche und 70% des gerodeten Regenwalds.

Ein Mann füttert seine beiden Haustiere: einen Hund und ein Schwein.
Legende: Diese Tiere haben Schwein gehabt. Ihr Besitzer hat nicht vor, sie zu verspeisen. Outside the Box

Die Zahlen stimmen. Wie reagiert Proviande, die Dachorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, darauf?

Mediensprecherin Regula Kennel findet den Film einseitig und relativiert darum dessen Aussagekraft: «Mir fehlt die Sicht der Tierhalter und die Beleuchtung der ganzen Wertschöpfungskette. Zu Wort kommen vor allem Aktivisten und Forscher. Letztgenannte werfen mit ihren Errungenschaften zumindest gesellschaftlich relevante Fragen auf.»

Lösung aus dem Labor?

So zeigt der Film beispielsweise auf, welcher Durchbruch der Wissenschaft 2013 gelang: Erstmals hatten es Forscher geschafft, Fleisch im Labor zu züchten, das wie ein Burger aussah und schmeckte. Dafür entwendete man einer Kuh Muskelfasern, die in der Petrischale dann zum Wachsen animiert werden konnten. Das Ergebnis nennt sich «Cultured Beef»: Künstlich kultiviertes Rindfleisch, für das kein Tier sterben musste.

Ein künstlich kultivierter Burger in Nahaufnahme.
Legende: Sieht aus wie ein Burger. Schmeckt wie ein Burger. Wurde aber im Labor kreiert. Reuters

Doch werden die Konsumenten in solche In-vitro-Burger beissen? Regula Kennel von Proviande ist skeptisch: «Schlussendlich muss jeder selbst entscheiden, was er essen will. Ich ziehe ein Stück Fleisch von einem Tier vor. Gegenüber einem mit Vitaminen und Eisen angereichertem Stück Eiweiss, das in der Petrischale gezüchtet wurde.»

Ganz anders sieht das freilich Regisseur Marc Pierschel. Er setzt voll auf «Cultured Beef» und hofft auf eine Revolution im Fleischregal: «Wenn die ersten Produkte von Kulturfleisch auf den Markt kommen, wird das den Fleischmarkt rasant umkrempeln. Weil es einfach Produkte sind, die günstiger zu produzieren sind. Und wenn das möglich ist, dann brauchen wir einfach die ganze Tierhaltung nicht mehr.»

Veganer Gruss aus der Zukunft

Eine Welt ohne Fleisch vom Schlachter: «The End of Meat» skizziert, wie eine solche Welt aussehen könnte. Das wirkt bisweilen utopisch, regt aber zum Nachdenken an. Wer gesehen hat, wie Rinder frei durch den Schwarzwald streifen, statt dem Menschen zu dienen, wird dieses Bild nicht mehr vergessen.

Zwei Kühe im Wald.
Legende: Ein fast schon gespenstisch anmutendes Bild: Rinder streifen durch den Wald. Outside the Box

Von den Fragen, die der Film aufwirft, zeigte sich sogar Regula Kennel von Proviande beeindruckt. So hält sie es durchaus für möglich, dass wir das Schlachten in Zukunft als barbarische Praxis betrachten werden:

«Vielleicht kommt die Menschheit dann zum Schluss: Wir wollen keine Tiere mehr töten. Das Fleisch züchten wir. So lassen sich die gesundheitlichen Vorteile des Fleischkonsums nutzen, ohne dass wir Tiere dafür einsperren müssen.»

Kinostart: 29.11.2018

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