Die Mitte zwanzigjährige Ren (Carmen Madonia) ist in den Ferien mit ihrer jüngeren Schwester Siena (Paige Evans), ihrer überschwänglichen Mutter Mona (Ramona Milano) und ihrem grummeligen Vater Guido (Joey Parro).
Die Enge der Ferienwohnung und die überfürsorgliche Kontrolle der Mutter bringen in der italienisch-kanadischen Familie schnell viele Konflikte an den Tag.
Wunderkind Siena möchte die Schule schmeissen, der Vater lässt die ganze Zeit seine Sachen herumliegen und die Mutter will ständig wissen, wo sich ihre erwachsenen Kinder herumtreiben. Ren verheimlicht derweil ihren Eltern, dass sie ihren Job verloren hat und wohl bald zurück ins Elternhaus ziehen muss.
Trans und komplett akzeptiert
Was jedoch nicht ein einziges Mal zu Spannungen führt, ist die Tatsache, dass Ren eine trans Frau ist. Das wird von der konservativen italienisch-kanadischen Familie komplett akzeptiert. Und auch Ren hat keine Probleme mit ihrer Identität.
«Der Film präsentiert ein neues Narrativ über trans Menschen. Eins, in dem trans Frauen nicht verunglimpft, sensationalisiert oder erotisiert werden», erklärt Regisseurin Luis De Filippis, selbst eine trans Frau, im Presseheft zum Film.
«Stattdessen finden wir Ren in einer liebevollen, unterstützenden, und ja, auch überschwänglichen Familie, die sie genauso wahrnimmt, wie sie ist.»
Erfrischend unaufgeregt
«Das ist einer der ersten Filme, der auf diese Art mit dem Trans-Sein umgeht. Das ist stark und inspirierend», sagte Hauptdarstellerin Carmen Madonia in einem Interview am Filmfestival in Toronto. Madonia ist selbst trans, genau wie ihre Figur.
«Man kann so viele Geschichten durch die Linse einer trans Person erzählen, ohne die wenigen Aspekte übers Trans-Sein hervorzuheben, die das Publikum sowieso schon kennt», so die Schauspielerin weiter.
Sie lieben und nerven einander
Anstatt Klischees zu bedienen, zeigt «Something You Said Last Night» den Alltag einer liebevoll-dysfunktionalen Familie. Deren Mitglieder lieben sich mit ganzen Herzen und gehen sich gleichzeitig schrecklich auf die Nerven.
Es gibt kaum Drama, keine grosse Action. Doch der Film zeigt den Tiefgang im Alltäglichen. Er gibt einen intimen Einblick in eine herzliche Familie, in der ein Mitglied zufällig trans ist.
Ein Film mit Identifikationspotential
«Für mich ist es eine universelle Geschichte: Sie handelt von Liebe, Verlegenheit, Scham. Davon, dass man die Menschen nicht sieht, selbst wenn sie vor einem stehen. Und davon, wie man lernt, erwachsen zu sein, während man trotzdem noch das Kind seiner Eltern bleibt», sagt Regisseurin Luis De Filippis dazu.
«‹Something You Said Last Night› ist eine positive Transgeschichte, mit der sich alle identifizieren können, nicht nur trans Personen», ergänzt die Hauptdarstellerin. Recht hat sie. Der Film würde auch mit einer Cis-Person in der Hauptrolle funktionieren. Doch wie selbstverständlich im Film mit der Trans-Identität der Hauptperson umgegangen wird, ist herzerwärmend und macht den Film noch interessanter.
Kinostart: 6. Juli 2023