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Neu im Kino Wim Wenders' Date mit dem Papst

Für seinen Dokumentarfilm «Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes» interviewt der Regisseur den Pontifex. Bewusst unkritisch.

Das gab es noch nie: Einen Dokumentarfilm über einen amtierenden Pontifex. Die Idee zu «Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes» stammt vom Vatikan selbst.

Für die Verwirklichung des Projekts hatte der Kirchenstaat den deutschen Regisseur Wim Wenders angefragt. «Ich habe zugesagt, weil sie mir glaubhaft versichert haben, dass sie sich nicht einmischen werden», sagt der Filmemacher im Interview mit SRF.

Er sei bei der Umsetzung des Films vollkommen frei gewesen, habe keine Einschränkungen gehabt. Auch das Konzept konnte er allein erarbeiten. «Das hat mich doch erstaunt», sagt Wenders.

Regisseur statt Priester

Schon früher hat Wenders mit der katholischen Kirche zusammengearbeitet. 2015 beriet der Regisseur das Vatikanische Fernsehen bei der Live-Übertragung der Eröffnungsfeierlichkeiten des «Heiligen Jahres der Barmherzigkeit».

Papst Franziskus fährt mit dem Papamobil durch eine Menschenmenge.
Legende: Papst Franziskus bewegt und beigeistert die Masse. Und sorgt im Kino für Wohlfühl-Stimmung. Tmdb/Universal Pictures

Wenders ist katholisch aufgewachsen, wollte als Jugendlicher selber Priester werden. Daraus ist bekanntlich nichts geworden.

Dafür verlieh ihm 1995 die Theologische Fakultät der Uni Freiburg einen Ehrendoktortitel der Theologie. Unter anderem, weil sie seinen preisgekrönten Engel-Film «Der Himmel über Berlin» (1987) mit Bruno Ganz so mochten.

Wim Wenders

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Der deutsche Regisseur Wim Wenders wurde u.a. mit «Der Himmel über Berlin» und «Paris Texas» weltbekannt. Immer wieder drehte er auch Dokumentarfilme über Persönlichkeiten – etwa «Pina» über die Tänzerin Pina Bausch, «Das Salz der Erde» über den Fotografen Sebastião Salgado oder «Buena Vista Social Club» über die gleichnamigen kubanischen Musiker.

Begeistert von Franziskus

Vom aktuellen Papst wäre er von Anfang an begeistert gewesen, sagt Wenders. «Als ich gehört habe, welchen Namen er gewählt hat, dachte ich: Wow, dieser Mann hat richtig Mut», sagt Wenders.

Als Jorge Mario Bergoglio 2013 Papst wurde, nannte er sich als erster Pontifex überhaupt Franziskus, nach dem heiligen Franz von Assisi. Dieser setzte sich für Arme ein, für Ausgestossene und für die Natur.

Der Papst segnet einen Mann.
Legende: Wim Wenders findet den Papst toll. Kritik gibt's daher in seinem Film kaum. Dafür Emotionen. Tmdb/Universal Pictures

Diese Themen liegen auch Papst Franziskus am Herzen. Im Film spricht er über Bescheidenheit, Frieden, Klimaschutz und darüber, alle in der Kirche willkommen zu heissen. Dabei schaut er immer direkt in die Kamera. Spricht damit den Zuschauer direkt an. Insgesamt acht Stunden lang hat Wenders den Pontifex interviewt.

Für das übrige Videomaterial durfte er sich im Archiv des Vatikans bedienen. Die Bilder zwischen den Interview-Sequenzen zeigen Franziskus, wie er zu Menschen in Flüchtlingsunterkünften spricht, in Gefängnissen, in Krankenhäusern. Zu riesigen Massen von Gläubigen.

Kritik bleibt ausgespart

Im Vergleich zu seinen 265 Vorgängern gilt Papst Franziskus als modern. Er verteufelt gleichgeschlechtliche Liebe nicht. Sucht den Dialog mit anderen Religionen. Und sagt öffentlich, dass Gott alle Menschen liebe, sogar Atheisten.

Was im Film nicht thematisiert wird: Papst Franziskus ist auch umstritten. Für Aussagen gegen Frauen als Priesterinnen, gegen die Homo-Ehe und gegen Transgender wird er kritisiert.

Diese Themen erwähnt Wenders in seinem Film nur am Rande, einige klammert er ganz aus. Obwohl der Vatikan ihm kein Redeverbot erteilte. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagt der Filmemacher: «Ich hätte natürlich einen kritischen Film machen können. Es wäre ein ganz anderer Film gewesen.»

Papst-Porträt in grellen Farben.
Legende: Rasch wird klar: Wim Wenders will den Papst als Hoffnungsfigur zeigen. Ohne Zwischentöne. Tmdb/Universal Pictures

«Ich bin keiner, der sich in seinen Filmen kritisch mit irgendwas auseinandersetzt. Das können andere viel besser als ich», sagt Wenders. Er finde es schöner, Emotionen hervorzubringen statt zu hinterfragen. So habe er es auch bei seinen oscarnominierten Dokumentarfilmen «Buena Vista Social Club» (1999), «Pina» (2011) und «Das Salz der Erde» (2014) gemacht.

Gefühle statt Kritik

Ausserdem glaubt Wenders, dass der Papst in der Kirche zwar enorme Befugnisse, jedoch nicht die Macht habe, alles zu ändern. «Bei der gleichgeschlechtlichen Ehe oder der Rolle der Frau kann er nichts machen», sagt Wenders. «Die Kirche ist ein schwerfälliger Apparat. Und Franziskus hat mit viel Widerstand zu kämpfen. »

Statt zu zeigen, was Franziskus nicht könne, habe er sich darauf konzentriert, was er gut könne. Nämlich Menschen emotional zu erreichen. «Sogar hartgesottenen Nicht-Gläubigen macht er deutlich: Wir alle habe eine Verpflichtung gegenüber einander und gegenüber dem Planeten. Und dieser Verpflichtung kommen wir im Moment nicht nach. » Mit einem kritischen Standpunkt, so Wenders, hätte er diese Emotionalität nicht zeigen können.

«Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes» ist ein Feelgood-Movie. Nicht, weil es der Vatikan so angeordnet hätte. Sondern weil sich Wenders dazu entschieden hat.

Kinostart: 14.6.2018

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