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Neu im Stream «Der Kaiser»: Pathetische Liebeserklärung an Franz Beckenbauer

Das Leben des legendären deutschen Fussballers wurde verfilmt – mit viel Augenzwinkern und viel Lob, aber kaum Kritik.

Er gilt als die Lichtgestalt des deutschen Fussballs: Franz Beckenbauer. Der Münchner legte in seiner Karriere einen Meilenstein nach dem anderen hin.

Den Fussball-Weltmeistertitel holte Beckenbauer als Spieler (1974) und später auch als Trainer (1990) nach Deutschland. Dort erhielt er schon früh den royalen Spitznamen «Kaiser».

Das Leben eines Ausnahmetalents

Der gleichnamige Film «Der Kaiser» des deutschen Regisseurs Tim Trageser («Die Wolf-Gäng»), produziert vom Streamingdienst Sky, widmet sich Beckenbauers Leben.

Junge Männer in blauen Trikots spielen Tischfussball in einem Gang.
Legende: Des Kaisers junge Kleider: Das Biopic «Der Kaiser» zeichnet die Karriere von Franz Beckenbauer (ganz rechts im Bild, gespielt von Klaus Steinbacher) nach. Sky Deutschland GmbH/Bavaria Fiction GmbH/Stanislav Honzík

Man begleitet den jungen Franz, gespielt von Klaus Steinbacher, bei seinem rasanten Aufstieg in der Fussballwelt: von seinen Anfängen in den 1960er-Jahren beim FC Bayern über wichtige Spiele wie jene an den Weltmeisterschaften bis hin zu seinen Tagen als Trainer in den 1980ern.

«Er ist nie hingefallen»

Abgesehen von Affären, Eheproblemen und einem kurzen Intermezzo mit der Steuerbehörde, dreht sich der Film hauptsächlich um Beckenbauers unaufhörliche Erfolge.

Mehrere Fussballer stehen am Stadionrand, umgeben von klatschenden älteren Herren in Anzügen.
Legende: Den «heiligen Gral» des Fussballs fest umschlungen: So stellt sich der Film Franz Beckenbauer (Klaus Steinbacher) beim Sieg der Fussball-WM im Jahr 1974 vor. Sky Deutschland GmbH/Bavaria Fiction GmbH/Stanislav Honzík

«Der Kaiser» sei kein herkömmliches Sportdrama: «Beckenbauer ist ja nie gefallen», erklärt Regisseur Tim Trageser. «Sepp Maier hat mal über ihn gesagt ‹Wenn der Franz aus dem Fenster fällt, dann fällt er nach oben.› Ich habe also versucht, mich auf den Menschen Beckenbauer und die kleinen zwischenmenschlichen Dramen zu konzentrieren.»

Unkritische Liebeserklärung

Im Film wird schnell klar: Die Erfolge des Kaisers sollen gefeiert und gross inszeniert werden. Dementsprechend endet «Der Kaiser» auf dem Höhepunkt: dem Sieg Deutschlands an der Weltmeisterschaft 1990.

Spätere Kontroversen Beckenbauers rund um die Fifa und die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 thematisiert der Film nicht. «Es war von vornherein gedacht, den Film aufhören zu lassen, wenn es am schönsten ist – eben 1990», sagt Trageser.

Um den echten Franz Beckenbauer ist es in den letzten Jahren eher ruhig geworden. Aus gesundheitlichen Gründen tritt der Kaiser kaum noch an die Öffentlichkeit.

Regisseur Tim Trageser hätte ihn gerne gesprochen: «Sein Management richtete aus, dass es ihm nicht gut gehe und er seine Ruhe haben möchte. Wir haben das respektiert. Wir haben ihm aber den Film, als er fertig war, übergeben. Eine Rückmeldung haben wir bisher noch nicht erhalten. Ich habe aber auch Verständnis, falls er sich nie meldet.»

Ein Film für Fussballbegeisterte

«Der Kaiser» soll nahbar wirken. Dazu interagiert Klaus Steinbachers Franz durch gelegentliches Durchbrechen der vierten Wand augenzwinkernd direkt mit dem Publikum.

Der Film bietet vor allem für Fussballfans einen amüsanten und unkomplizierten Rückblick auf das Leben Beckenbauers. Mit viel Pathos und Kitsch nimmt er das Publikum auf eine unkritische Zeitreise durch die deutsche Fussballgeschichte mit.

Streamingstart: 16.12.2022 auf Sky

SRF 1, Tagesschau, 16.12.2022, 19:30 Uhr

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