Amerika, Ende des 19. Jahrhunderts: Um den berühmten Erfinder Thomas Edison scharen sich brillante Köpfe mit ihren Erfindungen, irgendwo zwischen Genialität und Grössenwahn. Mitten unter ihnen: Nikola Tesla, ein introvertierter, serbischer Immigrant.
Tesla möchte unter anderem ein System entwickeln, mit dem man drahtlos Energie übertragen kann. Seine Pläne sind für seine Zeitgenossen aber oft eine Nummer zu gross. Immer wieder hat er Probleme damit, seine Projekte zu finanzieren.
Kein perfekter Held
Entgegen vieler Erfinder-Filme wird der eigenbrötlerische Tesla im gleichnamigen Film nicht heroisiert. Der Film zählt auch seine Macken auf: die sozialen Defizite.
Darunter leidet unter anderem Anne Morgan, die Tochter eines reichen Investors und Teslas Liebhaberin.
Auftritt Laptop
Morgan fungiert nicht nur als Figur in Teslas Lebensgeschichte, sondern auch als smarte Erzählerin, die irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft steht.
Sie durchbricht die vierte Wand und wendet sich direkt ans Publikum. Im Fin-de-siècle-Kostüm klappt sie einen Laptop auf und zeigt mit Hilfe eines Beamers Fotos aus Teslas Leben.
Die Figur der klugen Anne rüttelt das männerdominierte Erfinder-Milieu von damals zum Glück etwas auf.
Ein ungewöhnlicher Historienfilm
Spätestens ab ihrem ironischen Wikipedia-Vortrag erkennt man, dass es sich bei «Tesla» nicht um einen gewöhnlichen Historienfilm handelt. Der Film experimentiert mit dem Genre: Passagen aus dem Leben des Erfinders werden mithilfe von künstlichen Kulissen nachgestellt.
Die Figuren im Film spielen gewisse Szenen vor Leinwänden, wie man es bei den allerersten Filmen gemacht hat.
Alte Geschichten, neue Gadgets
Immer wieder schleichen sich Elemente aus der Gegenwart in die Handlung. Thomas Edison bestellt mal eine Cola in einer Bar und zückt darauf ein Smartphone aus der Tasche.
Auf einer Tasse entdeckt man ein Verkaufs-Etikett mit Strichcode. Schauspiel-Legende Sarah Bernhardt – die im Film auf Tesla steht – schreitet zu Techno-Beats die Treppe runter.
Diese Momente reissen einen auf amüsante Weise immer wieder aus dem Geschehen. Der Film nimmt konstant Bezug zum Jetzt und macht spürbar: Was damals geschah, hat einen direkten Einfluss auf die Welt, wie wir sie heute kennen.
Die kreative Art, mit der das historische Material inszeniert wird, begeistert. So sehr, dass man sich wünschte, der Film hätte dies noch ein bisschen mehr genutzt und hätte gewisse Szenen noch stärker in diese absurde Richtung getrieben.
Tesla? Nie gehört!
Googelt man Nikola Tesla, finde man nur ein paar wenige Bilder, erklärt uns Erzählerin Anne. Regisseur Michael Almereyda flechtet die Tatsache, dass vieles über Teslas Leben bis heute nicht bekannt ist, in den Film ein.
Bei gewissen Szenen erklärt Anne im Nachhinein, dass diese wohl so nie stattgefunden haben. Teslas geheimnisvolle Lebensgeschichte wird uns deshalb auch nicht linear erzählt. Man springt zwischen unterschiedlichen Lebensabschnitten hin und her.
Nicht viel Licht ins Dunkel
Dies macht das Verständnis des Ganzen nicht einfach. Auch wenn es darum geht zu begreifen, mit welchen komplexen Themen sich die Erfinder der Zeit beschäftigen und was Tesla da eigentlich die ganze Zeit am Tüfteln ist.
Das ist nicht weiter tragisch. Löst man sich vom Anspruch, alles verstehen zu wollen, kann man den Film durchaus geniessen. Nur so kann man sich von der faszinierenden Machart dieses einzigartigen Biopics mitreissen lassen.